Supermarkt der Zukunft – kaufen wir Lebensmittel bald nur noch online?
Supermärkte gibt es seit 1957 und waren damals eine echte Innovation. Doch hat das Konzept mittlerweile ausgedient? Wir sprachen mit Dr. Alexander Brunst von Gorillas über aktuelle Entwicklungen und den Supermarkt der Zukunft.
Online-Supermarkt: Die Pandemie als Innovationstreiber
Und plötzlich waren die Regale leer – dieses Szenario kennen viele noch vom Beginn der Corona-Pandemie. Während Hamsterkäufe und leere Vorräte das Einkaufserlebnis in den Läden prägten, erlebte der Online-Lebensmittelhandel einen regelrechten Boom. Kein Wunder: Lebensmittel online einzukaufen, stellte eine echte Alternative zum Einkauf beim Supermarkt vor Ort dar. Der Blick auf das Tool Google Trends zeigt: Das Interesse am Suchwort „Lebensmittel online einkaufen“ schoss im vergangenen Jahr im Frühling in kürzester Zeit durch die Decke:
Laut einer Studie von Mastercard haben 23 Prozent der Befragten während des Lockdowns zum ersten Mal Lebensmittel online bestellt – unter den 25- bis 34-Jährigen waren es sogar 43 Prozent. Lebensmittel-Lieferdienste berichteten, dass sich die Neukunden-Anmeldungen zu Pandemiebeginn teilweise verfünffachten.
Onlineshoppen statt Wagenschieben
Handelte es sich bei dem Run auf Online-Lieferdienste nur um einen kurzen, pandemiebedingten Peak? Nein, das Interesse, Lebensmittel online einzukaufen, hält bis heute an. So kam die „E-Food-Studie 2021“ des Marktforschungsinstituts Appinio und des Softwareanbieters Spryker zu dem Ergebnis, dass bereits über ein Drittel der Deutschen ihre Nahrungsmittel und Produkte des täglichen Bedarfs mindestens gelegentlich online kaufen. Die zuvor genannte Mastercard-Umfrage ermittelte, dass 15 Prozent der Befragten Online-Angebote inzwischen herkömmlichen Supermärkten vorziehen. Unter den 18- bis 24-Jährigen sind dies sogar 33 Prozent. Der Supermarkt der Zukunft entwickelt sich für viele also zum digitalen Einkaufserlebnis. Und insbesondere bei jungen Menschen ist der digitale Wocheneinkauf schon heute beliebt.
Was sagen Online-Lebensmittelanbieter?
Gibt es das Lebensmittelgeschäft bald nur noch online? Wir haben Dr. Alexander Brunst, General Manager beim Online-Lieferdienst Gorillas, dazu befragt.
Dr. Alexander Brunst
Dr. Alexander Brunst ist seit August 2021 General Manager für Deutschland bei der Gorillas Technologies GmbH, wo er unter anderem für den Betrieb der 20 Gorillas-Standorte in Deutschland verantwortlich ist. Seine Expertise umfasst digitale Transformation, Marketing, Vertrieb und Nachhaltigkeit.
Der Status quo zum Thema E-Food in Deutschland
Dr. Alexander Brunst: Wir bei Gorillas sind der Meinung, dass der typische wöchentliche Lebensmitteleinkauf, wie wir ihn kennen, veraltet ist. Das Leben der Menschen wird immer spontaner und so müssen sich auch die Einkaufsgewohnheiten daran anpassen. Wir gehen davon aus, dass sich dieser Trend weiterhin stark etablieren wird. Die Lebensmittelindustrie hat die, sich verändernden, Bedürfnisse ihrer Kund:innen zu lange vernachlässigt. Online-Anbieter schaffen ein ganz neues Verbraucherverhalten.
Stellen Sie sich vor, wir gehen zurück in die Steinzeit – was würden Sie tun, wenn Sie Hunger haben? Würden Sie auf den Samstag warten oder würden Sie sofort auf Nahrungssuche gehen? Wir stellen uns eine Welt vor, in der wir sofort Zugang zu den Grundbedürfnissen haben, so wie es unsere Vorfahren getan haben.
Warum setzen immer mehr Verbraucher:innen auf den Trend?
Dr. Alexander Brunst: Es ist nicht mehr nötig, den Wocheneinkauf zu planen. Die Kund:innen können einfach bestellen, was sie gerade brauchen. Das vereinfacht nicht nur ihre Einkaufsplanung, sondern verringert auch die Lebensmittelverschwendung. Wir liefern umweltfreundlich mit E-Bikes aus. Ohne lästiges Tütenschleppen, Parkplatzsuche oder Schlangestehen an der Kasse und seit Kurzem sogar bis Mitternacht. Indem wir die Lebensmittel für den essentiellen Bedarf innerhalb von 10 Minuten liefern, ermöglichen wir es unseren Kund:innen, mehr Zeit für die Dinge zu haben, die ihnen wirklich wichtig sind, beispielsweise für die Familie, den Job, für Hobbies oder einfach nur zur Entspannung. Natürlich profitieren auch Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht selbst den Weg zum Supermarkt antreten können.
Der Supermarkt der Zukunft – schon heute?
Die Ausführungen von Dr. Alexander Brunst machen deutlich: Der Online- Lebensmitteleinkauf bietet Verbraucher:innen wie viele andere Felder der Digitalisierung große Vorteile. Vor allem junge Konsument:innen satteln bereits heute auf digitale Lösungen um. Ob sich der Online-Supermarkt in den kommenden Jahrzehnten durchsetzen wird, bleibt abzuwarten. Spannend ist das Thema allemal, insbesondere im Hinblick auf die aktuellen Entwicklungen im E-Commerce. Hierzu zählt beispielsweise der Fokus auf die User Experience oder personalisierte Shopping-Erlebnisse via KI. Diese und viele weitere Innovationen werden definitiv den Konsum von morgen prägen.
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