Quo vadis LinkedIn: Spam-Schleuder oder Business-Netzwerk?
Wer kennt sie nicht – die aufdringlichen Angebote auf LinkedIn, die die ultimative Lösung bereithalten? Dazu kommen immer häufiger Fake-Profile. Was hat das auf einer Business-Plattform verloren, und wo geht es in Zukunft hin, LinkedIn?
Der steile Weg nach oben: Wie LinkedIn Sales und Mitgliederzahlen steigert
Mit aktuell 722 Millionen Mitgliedern ist LinkedIn seit seiner Gründung im Jahr 2002 zum Online-Business-Netzwerk mit der weltweit größten Community avanciert. Auf LinkedIn präsentieren sich über 50 Millionen Unternehmen und Freelancer, Zahl steigend. Hinzu kommt, dass die Microsoft-Tochter in Folge der Pandemie und der damit intensiveren Nutzung von Online-Kanälen und -Tools auch für Vertriebler attraktiver geworden ist. So kletterte die Zahl derjenigen, die ihre Vertriebsprozesse in LinkedIn abbildeten, binnen der letzten zwei Jahre von 70 auf 84 Prozent. Für viele Personen und Unternehmen haben sich dadurch gerade in Zeiten der Pandemie interessante Optionen und Lösungen für Geschäft oder Karriere ergeben – doch genauso finden immer mehr Nutzer nervigen, teils mit Phishing-Links versehenen LinkedIn-Spam in ihrem Postfach.
LinkedIn-Spam: Steht das Business-Network am Scheideweg?
Als Konkurrent zur deutschsprachigen Business-Plattform XING hat LinkedIn auch im deutschsprachigen Raum viele Nutzer hinzugewonnen. Auch wenn sich auf XING rund 18 Millionen Menschen aus dem DACH-Gebiet registriert und vernetzt haben, kann LinkedIn mit seiner überwiegend englischsprachigen Community auch in diesem Bereich langsam mitziehen: Rund 15 Millionen Nutzer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz erkunden hier inzwischen ihre Business- und Karrieremöglichkeiten, tauschen sich untereinander aus und inspirieren sich gegenseitig. Nicht zuletzt anhand der kürzlich lancierten LinkedIn Stories, Live Streams und den diversen Optionen, auf Beiträge zu reagieren, zeigt LinkedIn, dass es seiner Community eine positive, persönliche und lebendige Nutzererfahrung im Netzwerk ermöglichen möchte.
Die Kehrseite ist die zunehmende Flut an LinkedIn-Spam-Nachrichten. Diese reichen von unpassenden Angeboten aufgrund mangelnder Recherche oder automatisiert erstellter Nachrichten von Coaches, Beratern und Freelancern, die lieber auf Quantität als auf Qualität setzen, über beliebige Job- oder Kooperationsangebote bis hin zu Nachrichten von Fake-Profilen oder gehackten Kontakten aus dem eigenen Kreis, die im schlimmsten Fall per beigefügtem Link Viren einschleusen.
Unser Head of PR, Christian Faltin, hat diese Entwicklung zum Anlass genommen, um einen offenen Brief an LinkedIn zu schreiben. Es sei Zeit, miteinander zu reden, denn die einstmals von Zuneigung geprägte Beziehung stecke nun in einer Krise. Seinem Eindruck nach hätte das Niveau in den letzten Monaten stark gelitten, wenn es um die Inhalte der Nachrichten gehe, die er auf LinkedIn erhalte. So zieht er den Vergleich zu einer „digitalen Kaffeefahrt“, die zunehmend von Hetze und rechter Propaganda begleitet sei. Und was sagt LinkedIn dazu?
Diese Maßnahmen ergreift LinkedIn gegen unerwünschte LinkedIn-Werbe-Mails
Wir haben bei LinkedIn angefragt. Dort sei man sich des Potenzials für Spam, das Nutzer über LinkedIn Mails erreicht, durchaus bewusst. Um LinkedIn-Spam-Nachrichten zu vermeiden, solle man daher zuallererst nur Kontakt mit Menschen knüpfen, die man kenne oder die vertrauenswürdig erschienen. Darüber hinaus können Mitglieder den Empfang von gesponserten Nachrichten im Bereich „Einstellungen & Datenschutz“ abbestellen. Des Weiteren führt der Sprecher von LinkedIn Deutschland aus:
"Als eine Organisation, die ihre Mitglieder an die erste Stelle setzt, stellen wir bei der Entwicklung unserer Produkte die Nutzererfahrung unserer Mitglieder in den Vordergrund. Dazu gehört die Begrenzung der Anzahl der InMails, die versendet werden können, und die Bedingung, dass Mitglieder eine Antwort auf ihre erste InMail-Nachricht erhalten, bevor sie eine weitere senden können."
Um die Nutzererfahrung im Business-Netzwerk weiterhin respektvoll, professionell und sicher zu gestalten, habe LinkedIn an neuen Richtlinien, Funktionen und Tools gearbeitet. In den Community-Richtlinien, die im September 2020 zuletzt aktualisiert wurden, stehen die Grundprinzipien – Sicherheit, Vertrauenswürdigkeit, Professionalität sowie der Schutz der Rechte Dritter und die Einhaltung von Gesetzen – an prominenter Stelle. Für die Umsetzung seitens LinkedIn kommen bei Verstößen gegen diese Richtlinien Maßnahmen wie das Entfernen von Inhalten oder die Einschränkung einer Nutzerkontos zum Zuge. Vorgänge wie diese würden den Betroffenen kommuniziert, um die Transparenz hinsichtlich der Umsetzung der eigenen Policy zu erhöhen.
Tipps für Social Selling: Wie kannst du Akquise auf LinkedIn gut gestalten?
Was heißt das für jene, die LinkedIn für die Akquise nutzen? Wir stellten Maximilian Lux, Head of Enterprise Sales DACH, LinkedIn Sales Solutions, die Frage: “Wie kann LinkedIn zur Akquise eingesetzt werden, ohne dass es als penetrant empfunden wird?”
"LinkedIn kann sehr zielführend zur Akquise eingesetzt werden, ohne dass es penetrant für den Empfänger wird. Grundvoraussetzung ist allerdings, dass der potenzielle Interessent auch wirklich ein potenzieller Interessent ist. Das bedeutet, Produkt oder Service sind für den Empfänger tatsächlich relevant."
“Ob dem so ist, entscheidet der Vertriebsmitarbeiter – und diese Entscheidung sollte immer sehr bedacht getroffen werden. Es herrscht noch zu oft das Missverständnis, dass der Erfolg über Plattformen wie LinkedIn und Tools wie InMails durch Massenversand entsteht.
Tatsächlich liegt aber hier gerade in der persönlichen Ansprache das Erfolgspotenzial. Also: Nehmen Sie sich Zeit, sich genau zu überlegen, was der USP Ihres Produktes ist, welche Probleme es löst und für wen es folglich relevant ist. Dann können Sie LinkedIn nutzen, um die richtigen Personen zu recherchieren und wichtige Ansprechpartner und Vernetzungen zu erschließen – um erst dann den geeigneten Kandidaten anzusprechen. Auch hier gilt: Was ist der Kern Ihrer Ansprache, wo liegt der Mehrwert – und bringen Sie Ihr Anliegen auf den Punkt oder verlieren Sie den Leser?
Wer diese Regeln befolgt, wird relevanter auftreten, mehr Erfolg bei der Akquise haben und für weniger Frustration auf der anderen Seite sorgen. So lassen sich deutlich bessere Geschäftsbeziehungen aufbauen, als es beim Massenversand der Fall wäre.
Darüber hinaus gibt es neben dem Senden von Inmails auch weitere Möglichkeiten auf LinkedIn, Social Selling zu betreiben. Mit dem Vertriebsinstrument LinkedIn Sales Navigator können Sie beispielsweise potenzielle Kunden in einer Liste sammeln und haben so gesammelt die öffentlichen Aktivitäten Ihrer Zielgruppe im Blick. Dies bietet die Möglichkeit, auf Posts der Interessenten zu reagieren, zu kommentieren, mit Ihrem Namen immer wieder aufzutauchen und so langsam mit der Person ins Gespräch zu kommen, ohne direkt mit der Tür ins Haus zu fallen.”
Faustregeln für deine Social-Selling-Aktivitäten auf LinkedIn
Wenn du im Vertrieb eines Unternehmens tätig oder selbstständig bist, solltest du also ein paar Faustregeln beherzigen, damit die Kaltakquise auf LinkedIn nicht zum Reinfall wird.
Überlege dir vor einer Kontaktaufnahme:
- Was ist der USP deines Produkts oder deiner Dienstleistung?
- Welche Probleme löst dein Produkt oder deine Dienstleistung?
- Für wen ist dein Produkt oder deine Dienstleistung relevant?
Recherchiere die richtigen Personen und Ansprechpartner und vernetze dich mit geeigneten Kandidaten. Achte dabei auf eine persönliche Ansprache und frage dich, ob du dein Anliegen gut auf den Punkt bringst, den Mehrwert klar vermittelst, oder ob der Leser womöglich verlorengehen könnte.
Wer LinkedIn für den Vertrieb des eigenen Produkt- oder Dienstleistungsportfolios nutzen möchte, kann eigens dafür ein Tool nutzen, und zwar den LinkedIn Sales Navigator. Über eine wachsende Interaktion mit der eigenen Zielgruppe lassen sich damit
- Akquisen wesentlich natürlicher bewerkstelligen und
- Geschäftsbeziehungen besser aufbauen.
Beziehung gerettet? Vorteile von LinkedIn nutzen & Zeichen setzen
LinkedIn-Enthusiasten wissen, welch großartige Chancen dieses Business-Netzwerk bietet – schließlich finden sich hier vergleichsweise viele Entscheider, die zum größten Business-Blog beitragen. Auch die Features werden ständig erweitert, um Mitgliedern einzigartige Gelegenheiten für Vernetzung und Austausch zu eröffnen.
Im Sinne der positiven Nutzererfahrung ist davon auszugehen, dass LinkedIn sich bemühen wird, Wege zu finden, Fake-Profile zu verhindern oder zu entlarven und LinkedIn-Spammer frühzeitig zu erkennen. Doch schließlich ist es wie im analog verorteten Leben: Sei freundlich zu anderen. Artet etwas in Belästigung aus, gilt es, das zu beenden – und in diesem Fall LinkedIn zu melden.