Think big! So gelingt Inclusive Design im Web

Was ist ein gutes Website-Erlebnis? Darauf wird es zahllose Antworten geben, denn jeder nimmt die Welt anders wahr. Es lohnt sich also, groß zu denken. Wie dir das mit Inclusive Design im UX-Bereich gelingt, erfährst du hier!

Verschiedene Perspektiven machen Inclusive Design zum A und O
Bild: © Agence Olloweb / Unsplash

Warum überhaupt Inclusive Design?

Was bedeutet eigentlich Inclusive Design? Kurz gesagt: Inklusives Design einer Website berücksichtigt im Bereich von UX die Erfordernisse von so vielen Menschen wie möglich. Dieser Ansatz nimmt die Diversität der Menschheit ernst, anstatt nur eine Perspektive in den Blick zu nehmen. Es geht unter anderem um die

  • Stärken (Bildungsgrad, Sprachbegabung etc.)
  • Schwächen (kognitive oder physische Einschränkungen)
  • Eigenschaften (Geschlecht, Alter, Nationalität etc.)

Let’s face it: Gar nicht so wenige Menschen haben physische Schwierigkeiten, bestimmte Inhalte einer Website zu verarbeiten. Das kann eine Sehschwäche sein, sodass Betroffene starke Kontraste oder klar lesbare Schriftarten brauchen, andere können nicht oder kaum lesen und brauchen daher zum Beispiel abspielbare Texte oder Audio Content. Für Hörgeschädigte wiederum sind Transkripte oder Untertitel unverzichtbar. Im Jahr 2019 gab es in Deutschland immerhin

350,000 Menschen
mit Sehbehinderung und
5,4 Mio. Menschen
mit indizierter Schwerhörigkeit.

Doch mit dieser Art der Barrierefreiheit ist das Thema Inklusion noch lange nicht abgedeckt. Es beginnt nämlich da, wo wir mit unserer persönlichen Perspektive an Grenzen stoßen und andere ungewollt ausschließen.

Weg von der homogenen Zielgruppe hin zu mehr Diversität

Obwohl den meisten Entwicklern und Unternehmen eine gute User Experience (UX) sowie User-centered Design am Herzen liegen sollten, legen sie sich mit zu stark eingegrenzten Zielgruppen oder technologischen Voraussetzungen oftmals auf einen Bruchteil an Menschen fest und lassen andere außen vor. Dabei verschenken sie großes Potenzial. Das kann einerseits die Festlegung auf bestimmte Betriebssysteme, Endgeräte oder etwa die Netzanbindung sein, aber auch das potenzielle Interesse von Menschen außerhalb der eigenen Zielgruppe: So sind E-Book-Reader nicht nur unbedingt für jüngere Menschen interessant, wie die übliche Assoziation von „jung und technisch affin“ nahelegen könnte.

Große Digitalunternehmen wie Google, Microsoft, Facebook und Amazon haben dieses Potenzial erkannt und sich Inclusive Design auf die Fahne geschrieben. Apple CEO Tim Cook betrachtet Barrierefreiheit gar als Menschenrecht.

Der Vorteil von barrierefreiem, inklusivem UX-Design ist, dass man Nutzer, die sich für Produkte oder Dienstleistungen interessieren, nicht sofort wegen formaler, teilweise auch inhaltlicher Mängel verliert. Vielmehr geht es darum, einen leichten, barrierearmen Zugang für alle herzustellen. Bei einer Website kann das erste Hindernis übrigens schon ein Cookie Banner sein, das User beim Aufrufen der Website verwirrt, nervt oder abschreckt.

Zudem haben Menschen, auch wenn sie an ein und demselben Produkt interessiert sind, ganz unterschiedliche Hintergründe, die sich auf ihre Motivation des Website-Besuchs und ihr Interesse auswirken. Vielleicht möchte sich jemand mit Sehbeeinträchtigung ein Tablet zulegen, um sich Bücher per E-Book schneller zu erschließen. Jemand anderes wiederum nutzt ein Tablet vielleicht für die Schule und braucht ebenfalls eine einfache Bedienbarkeit, um sich Dinge peu à peu zu erschließen. Hier den gemeinsamen Nenner zu finden und dennoch unterschiedlichen Erfordernissen gerecht zu werden (Stichwort: Universal Design), das ist die Kunst.

Genug der Theorie: Inclusive Design in der Praxis

Inklusion erfordert eine Unternehmenskultur, die Offenheit und Diversität in den Mittelpunkt rückt. Hier haben wir eine Liste an Punkten, die dir eine Orientierung geben, um Inclusive Design in die Tat umzusetzen:

  1. Fange bei deinem Team an: Suche Leute, die unterschiedlich sind und sich dennoch gut verstehen. (Ja, das geht!)
  2. Lebe Inklusion vor und lass beim Design auf deiner Website Menschen diskriminierter Gruppen zu Wort kommen, etwa in Testimonials, Videos oder Fotos.
  3. Binde Menschen mit unterschiedlichen Stärken, Schwächen und Eigenschaften in den Design-Prozess ein!
  4. Prüfe deine Personas: Bilden sie unterschiedliche Hautfarben ab? Hast du auch Brillenträger einbezogen? Und wie steht es mit älteren Mitmenschen?
  5. Konzentriere dich zunächst auf eine Einschränkung und entwickle eine Lösung, etwa für hörgeschädigte Personen. Danach versetze dich in die nächste Perspektive.
  6. Sei empathisch: Nur weil du vielleicht niemanden kennst, der blind oder taub ist, heißt es nicht, dass du darauf nicht Rücksicht nehmen solltest. Fühl dich in die Lage von jemandem ein, der anders als du ist.
  7. Liste nicht übereinstimmende Interaktionen auf: Notiere Situationen, in denen es bei der Interaktion hakt. Was müsste besser werden?

Anhand dieser Liste kannst du loslegen, um barrierearme oder sogar barrierefreie Websites zu entwickeln, von denen alle etwas haben.

Vielleicht interessiert dich an dieser Stelle unser Artikel über Design Thinking, das mit seinem iterativen Prozesscharakter ideal ist, um inklusives Design auf den Weg zu bringen. Wie du Design Thinking implementierst, erklären wir dir in diesem Artikel.

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