Zero UI und AI Agents: Zukunft ohne Interfaces?
Von Touchscreens zu Sprachbefehlen: Zero UI und intelligente AI Agents transformieren, wie User:innen mit Technologie interagieren. Marken müssen auf diese Veränderung reagieren, um nicht zu verschwinden!
Nächster Halt Zero User Interface: Von der Oberfläche zur Umgebung
Die digitale Welt wird natürlicher und passt sich immer mehr menschlichen Interaktionsmustern an. Das klassische, klickbasierte Internet verliert hingegen an Bedeutung. Websites mit Elementen wie Menüs und Navigation werden zunehmend durch Sprachbefehle und Dialoge ersetzt.
Wir sind in eine Ära eingetreten, in der AI Agents, Ambient Systems und Konversationen darüber entscheiden, was Menschen entdecken, wie sie Entscheidungen treffen und wem sie vertrauen. Dies rückt auch Jens-Christian Jensen (Plan.Net Group, Lableiter des Labs „Value Chain“ der Working Group „Künstliche Intelligenz“ im BVDW) in den Fokus:
„KI wird sich zunehmend unaufdringlich in unseren Alltag einbetten. Interfaces werden verschwinden. In diesem Umfeld werden KI-Agenten zu neuen Markenbotschaftern. Marken schaffen Sichtbarkeit, indem sie mit Hilfe von Agenten konsistent sprechen, situativ handeln und kontextuellen Mehrwert bieten. KI-Anbieter werden zu Experience-Plattformen, in denen Information, Kommunikation und Commerce verschmelzen.“
Das Internet verschmilzt durch Agentic AI nahtloser mit dem Alltag. Generative KI ist längst nicht mehr nur ein Werkzeug zur Content-Erstellung: Systeme verstehen menschliche Bedürfnisse, erinnern sich an Kontexte und reagieren in Echtzeit. Laut Bain & Company nutzen bereits 80 Prozent der Konsument:innen Zero-Click-Suchergebnisse für rund 40 Prozent ihrer Anfragen. Das zeigt, wie stark der Zugriff auf Informationen bereits jenseits klassischer Interfaces stattfindet.
AI Agents: Die neuen Gesichter der Marke
AI Agents sind die nächste Evolutionsstufe digitaler Interaktion. Sie verstehen gesprochene Sprache, antizipieren Bedürfnisse, handeln eigenständig und werden so zu intelligenten Markenrepräsentanten. Microsofts Copilot oder Googles Gemini zeigen bereits, wie Agenten weit mehr tun, als nur Fragen zu beantworten: Sie kuratieren Informationen, initiieren Handlungen und treffen kontextbasierte Entscheidungen.
“Zero UI will not win by being invisible. It will win by being accountable. This is where ‘agentic’ comes in: Agents are the new face of the interface”, betonte Tor Thompson (GM Global Business Team, Microsoft Advertising) in ihrer Keynote “Welcome to Zero UI: Where Brands Meet the Human Moment” bei der DMEXCO 2025. Für Marken bedeutet das: Sie müssen dort präsent sein, wo Agenten Entscheidungen treffen, und authentische wie belastbare Inhalte bieten.
Sichtbarkeit in der Zero-UI-Welt
Zero UI bedeutet nicht das Ende des Designs, sondern seine Transformation. Interfaces rücken in den Hintergrund, während kontextuelle Intelligenz und adaptive Systeme in den Vordergrund treten. Der Erfolg einer Marke hängt weniger vom Website-Design ab, sondern mehr davon, ob sie für Mensch und Maschine auffindbar, relevant und vertrauenswürdig ist.
Wenn dieser Evolutionsschritt in der Interaktion von Mensch und Marke konsequent gegangen wird, kann daraus Großes entstehen, verdeutlicht Tor Thompson:
“We found a 53 percent increase of purchases within 30 minutes when Copilot was present in a conversation. In a retail environment, this actually rises dramatically to 194 percent.”
Für Marketer:innen entsteht damit ein neues Aufgabenfeld: Inhalte müssen maschinenlesbar, semantisch strukturiert und API-basiert verfügbar sein. Daraus entwickelt sich zurzeit die Large-Language-Model-Optimierung (LLMO) analog zur früheren SEO.
Zero UI transformiert Customer Journeys
Die klassische Customer Journey mit ihren linearen Stufen – Awareness, Consideration, Conversion – zerfällt. Heute beginnt die Interaktion nicht mit einem Klick, sondern mit einem Signal: „Ich brauche neue Laufschuhe“, „Buche meinen Flug“, „Zeig mir nachhaltige Optionen“. AI Agents verstehen diese Intentionen, verknüpfen sie mit Kontextdaten und lösen Bedürfnisse oft, bevor Nutzer:innen sie selbst bewusst formulieren. Das Ergebnis: Aufmerksamkeit, Entscheidung und Aktion verschmelzen oftmals unmittelbar in einem einzigen Moment. Für Marketer:innen bedeutet das, von der reaktiven Ansprache hin zu proaktiver Präsenz zu wechseln. Daher wenden sich immer mehr Expert:innen von klassischen Kampagnen ab hin zur kontinuierlichen Systemarchitektur. Tor Thompson fordert:
“We need to rethink measurement. It’s not about volume, it’s about outcomes. Focusing on lifetime value and engagement is the key.”
Vertrauen als Systemanforderung
In einer Zero-UI-Welt ist Vertrauen kein kommunikatives Ziel mehr, sondern eine technische Bedingung. Wenn AI Agents im Namen von Nutzer:innen handeln, entscheiden Datenqualität und Autorität darüber, welche Marken sichtbar bleiben.
Drei Ebenen bilden die neue Vertrauensarchitektur:
- Saubere Daten: Unverzerrte, vollständige Informationen als Basis für KI-Entscheidungen.
- Transparenz: Systeme und Abläufe müssen nachvollziehbar und sicher sein.
- Emotionale Intelligenz: KI muss Aussagen von Menschen im Kontext verstehen.
Microsofts 4 Prinzipien für Marken im Zeitalter von Zero UI
Wie wir bei der DMEXCO 2025 gesehen haben, positioniert sich Microsoft mit seinem AI Agent Copilot an der Spitze der Zero-UI-Bewegung. Dabei setzt das Unternehmen auf vier Prinzipien.
- Design for Agents and Users
Strukturiere Inhalte so, dass sowohl Menschen als auch Maschinen sie verstehen können. Stichwort: Machine-readable Branding.
- Build Systems, not Tactics
Entwickle adaptive, lernende Ökosysteme statt einmaliger Kampagnen.
- Deliver Value Invisibly
Schaffe Nutzen, bevor ein Bedürfnis entsteht. Durch Antizipation, nicht Aufmerksamkeit.
- Optimize for Presence, not Page Views
Messe Erfolg an Relevanz und Intent-Erfüllung, nicht an Klicks.
Fazit: Marken müssen Sichtbarkeit im Zero UI Zeitalter neu denken
Zero UI markiert nicht das Ende des Marketings, sondern seinen nächsten Entwicklungsschritt. Marken müssen lernen, ohne sichtbares Interface zu wirken. Das gelingt am besten über verlässliche Inhalte und kontextuelle Relevanz. Marketing wird dadurch systemischer und stärker durch KI vermittelt. Gleichzeitig wird es durch die Interaktion mit AI Agents auch unmittelbarer und menschlicher: Kreativität, Empathie und Technologie verschmelzen zu einer gemeinsamen Disziplin.
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