11 Marketing-Trends für 2025: KI-Agenten, schlechte Creatives & Content-Flut

Von KI-Agenten über die Neuerfindung des E-Commerce bis zur Content-Flut – Verena Gründel, Host der DMEXCO, hat die 11 wichtigsten Trends identifiziert, die das Marketing im Jahr 2025 prägen werden. Ein kompakter Überblick über die Zukunft des Marketings – und Tipps, mit denen Marketer:innen in einem wettbewerbsintensiven Markt die Nase vorn behalten.

Verena Gründel identifiziert 11 Marketing-Trends für 2025
Bild: © Koelnmesse

Trend #1: Das Jahr der KI-Agenten

Wenn 2024 das Jahr der großen Sprachmodelle war, dann wird 2025 das Jahr der KI-Agenten. KI-Agenten sind intelligente Tools, die komplexe Aufgaben automatisieren können, die ansonsten menschliche Ressourcen erfordern würden.

Im Marketing helfen KI-Agenten zum Beispiel bei der komplexen Verwaltung und Verarbeitung von in Silos vorliegenden Daten. Diese zusammenzuführen, zu ordnen und zugängig zu machen, ist komplex. Ein KI-Agent kann hier Informationen aus verschiedenen Quellen oder Formaten zusammenführen und daraus zum Beispiel Kund:innenbedürfnisse erkennen und maßgeschneiderte Lösungen anbieten.

Wenn KI-Agenten die Customer Journey verstehen lernen, werden Marken in der Lage sein, an unzähligen Touchpoints noch passgenauer auf die Bedürfnisse der Kund:innen einzugehen.

Trend #2: Schluss mit schlechten Creatives

2025 könnte das Ende der schlechten Creatives markieren: Dank KI bekommen Marketer:innen bessere Daten, Creatives, Prognosen und personalisierte Zielgruppenansprache.

Einige Beispiele: Wenn KI tiefer in die Prozesse der Mediaplanung vordringt, wird die Aussteuerung effizienter und die Daten genauer. Marketer:innen werden schon vor dem Go-live einer Kampagne wissen, wie ein Werbemittel wirkt – ohne Live-Tests durchzuführen.

KI-gestützte Tools helfen außerdem dabei, kulturelle, demografische, psychografische und kanalspezifische Zielgruppen zu verstehen und Kampagnen granular zu personalisieren.

Content-Erstellung durch KI wird ebenfalls zum Standard. Ich würde sogar sagen: In fast jedem Content Piece wird KI stecken. Selbst die Entscheidung, welche Art von Creative erstellt werden soll, wird von KI auf Datenbasis beeinflusst werden. So erhält jede Person die Botschaft, die sie konvertieren lässt.

Trend #3: Creator Content flutet das Netz

Die Creator Economy wächst weiter massiv. Goldman Sachs schätzte ihr Volumen im Jahr 2024 auf 250 Milliarden Dollar und prognostiziert bis zum Jahr 2027 ein Wachstum auf 480 Milliarden. Um dem gerecht zu werden, sollten Marken ihre Influencer:innen-Programme neu bewerten, messbar machen und gegebenenfalls neu aufstellen.

250 Milliarden Dollar Volumen in der Creator Economy im Jahr 2024

480 Milliarden Dollar prognostiziertes Volumen im Jahr 2027

Gleichzeitig wird die KI zu deutlich mehr Content und Effizienzsteigerung bei Creator:innen führen. Sie hilft dabei, zielgruppenspezifische Themen zu identifizieren, maßgeschneiderte Texte, Bilder und Videos zu produzieren und sie effektiv an die Zielgruppen auszuliefern.

Das ist noch nicht alles: Wir werden immer mehr virtuelle Influencer:innen sehen. Erste Agenturen spezialisieren sich bereits auf diesem Gebiet. Vielleicht gibt es Ende des Jahres bereits die ersten Software Development Kits (SDKs), mit denen jede Person ganz einfach ohne Programmierkenntnisse eigene virtuelle Influencer:innen zum Leben erwecken kann.

Trend #4: Creator:innen werden mächtig

Die Erlösmodelle der Influencer:innen wandeln sich. Machen aktuell von Marken gesponserte Inhalte nach wie vor den Großteil ihres Einkommens aus, werden andere Erlösquellen immer wichtiger: Zahlungen durch Plattformen, Merch-Verkäufe und eigene Creator Brands, Abonnements, Spenden von Fans und Affiliate-Verkäufe.

Die Plattformen rollen den Influencer:innen den roten Teppich aus: TikTok hat ein neues Abonnementmodell, Meta hat die Auszahlungen für Top-Creator:innen verbessert und YouTube stellt mehr Tools zur Verfügung, um Creator:innen bei der Abonnentengewinnung zu unterstützen. Gleichzeitig fordern immer mehr Influencer:innen eine gerechtere Entlohnung.

Der zunehmende Einfluss der Creator:innen führt zu einer Veränderung des Kaufverhaltens. Marken, die diese Dynamik verstehen und mit passenden Persönlichkeiten kooperieren, werden in der immer mächtigeren Creator Economy gut positioniert sein.

Trend #5: Social Media überholt TV

Laut Meltwater sind 92,7 Prozent der Internetnutzer:innen täglich in sozialen Medien unterwegs, während nur 88,7 Prozent linear fernsehen. Die durchschnittliche Social-Media-Zeit ist auf täglich 2 Stunden und 19 Minuten angewachsen und übersteigt damit die TV-Nutzungsdauer von 1 Stunde und 47 Minuten deutlich.

92,7 Prozent der Internetnutzer:innen verwenden täglich soziale Medien

88,7 Prozent der Internetnutzer:innen sehen linear fern

2 Stunden und 19 Minuten tägliche durchschnittliche Social-Media-Zeit

1 Stunde und 47 Minuten tägliche durchschnittliche TV-Nutzungsdauer

Das klingt nicht nach Paradigmenwechsel? Einige mögen sogar überrascht sein, dass der Wendepunkt jetzt erst erreicht ist. Aber es markiert dennoch einen Meilenstein im Medienkonsum.

Marken, vor allem traditionelle, sollten dementsprechend ihre Strategien für die Plattformen anpassen. Der TV-Spot als Leit-Creative hat ausgedient. Kurzvideos für TikTok oder Reels für Instagram sollten Priorität bekommen.

Auch Social Commerce erfährt erhebliches Wachstum und wird sich zu einer wichtigen Kraft im Einzelhandel entwickeln: Bis zum Jahr 2028 sollen die weltweiten Social-Commerce-Umsätze 1 Billion Dollar erreicht haben.

1 Billion Dollar Social-Commerce-Umsätze bis zum Jahr 2028

Trend #6: Neue Social-Media-Kanäle

Während die Zukunft von TikTok in den USA weiterhin unsicher ist, gewinnt die Konkurrenz an Zugkraft. Zum Beispiel bietet Reddit mit seiner engagierten Nutzer:innenbasis ein größtenteils ungenutztes Potenzial für Marketer:innen.

Prognosen von Statista zufolge sollen die Werbeerlöse von Reddit von 790 Millionen Dollar im Jahr 2023 auf 1,25 Milliarden im Jahr 2025 wachsen. Content auf Reddit gilt als besonders glaubwürdig: Laut internen Untersuchungen würden zwei von drei Reddit-Nutzer:innen ein Produkt kaufen, das sie in Form einer Reddit-Anzeige gesehen haben.

Weitere Plattformen, die Marketer:innen im Auge behalten sollten:

  • Metas Twitter- bzw. X-Klon Threads
  • die dezentralisierte Alternativplattform Bluesky, die in Kürze die 30-Millionen-User-Marke knacken wird
  • Roblox, wo sich besonders die ganz jungen Nutzer:innen tummeln

 

Und wer weiß, vielleicht kommt im Jahr 2025 ja noch eine weitere Konkurrenz hinzu.

Trend #7: Shift von Performance zu Branding

„Performance marketing people who understand brand are the hottest marketers right now“, zitiert Digiday den Gründer der New Yorker Agentur Mojo Supermarket.

Es scheint, als verstünde der Markt endlich, dass Performance nicht ohne Brand geht und umgekehrt – und dass beides Hand in Hand agieren muss. Denn wer längere Zeit zu viel in Performance Marketing investiert, erreicht zwar kurzfristig gute Effekte, aber langfristig stürzen die Markenwerte ab – und damit auch die Performance. So zuletzt besonders prominent geschehen bei Adidas oder Nike. Nicht nur dort:

In einer Umfrage der DMEXCO aus dem Jahr 2024 wollen zwar 27 Prozent der CMOs die Ausgaben in Performance Marketing erhöhen, aber immerhin 31 Prozent sagen, sie hätten in den vergangenen Jahren zu viel in Performance investiert und zu wenig in Brand. 32 Prozent geben an, künftig stärker in Branding investieren zu wollen.

27 Prozent der CMOs möchten in Performance Marketing investieren

32 Prozent der DMOs möchten in Branding investieren

Trend #8: Retail-Media-Revolution

Laut einer Studie von Dentsu soll Retail Media im Jahr 2025 um 12,7 Prozent wachsen. Kantar prognostiziert sogar, dass das Medium bis zum Jahr 2028 fast ein Viertel der gesamten US-Mediaausgaben ausmachen soll. 41 Prozent der Marketer:innen weltweit wollen 2025 ihre Werbeinvestitionen in Retail Media erhöhen.

41 Prozent der Marketer:innen wollen 2025 ihre Werbeinvestitionen in Retail Media erhöhen

Die Einzelhändler investieren massiv und trimmen ihre Mediaplattformen auf Wachstum. Sie professionalisieren ihr Inventar, entwickeln Lösungen für den gesamten Marketing Funnel und bauen so Rundum-sorglos-Pakete für Werbetreibende. Dank ihrer First-Party-Shopper-Daten haben sie die Chance, ein Angebot zu bauen, das mit traditionellen Medienunternehmen mindestens mithalten kann.

Auch die ersten Payment-Anbieter wollen etwas vom Kuchen abhaben. So haben beispielsweise PayPal und Chase eigene Mediaplattformen gelauncht, um Marken den Zugang zu ihren User:innen zu ermöglichen.

Trend #9: Future TV – Wachstums-Champion CTV

CTV (Connected TV) wird sein schnelles Wachstum fortsetzen: Die Werbeausgaben für CTV sollen im Jahr 2025 um 19,6 Prozent auf 35,2 Milliarden Dollar steigen. Getrieben wird die Expansion auch durch die weiterhin wachsende Anzahl von CTV-Geräten weltweit. Der Vorteil gegenüber traditionellem TV: besseres Targeting und feinere Zielgruppenansprache.

Doch der CTV-Markt ist stark fragmentiert, was Geräte und Plattformen angeht. Dadurch werden Buchung, Messung und Vergleich für Werbungtreibende zur Herausforderung. Die Branche ist hier in der Pflicht, bessere Messlösungen zu entwickeln und die Daten plattformübergreifend zu standardisieren.

Bei Live-Events wie Sport und Nachrichten hat lineares TV nach wie vor hohe Einschaltquoten. Doch auch Streaming-Plattformen investieren zunehmend in Live-Inhalte, insbesondere Sport. Hinzu kommt, dass immer mehr Streaming-Content durch Werbung refinanziert werden soll. Das Inventar wächst also weiter.

Trend #10: E-Commerce-Evolution – Lektionen aus China

Die Bedeutung des E-Commerce steigt massiv. Erwirtschaftete er im Jahr 2022 etwa 4 Billionen Dollar, könnten dies laut einer McKinsey-Studie im Jahr 2040 schon 14 bis 20 Billionen Dollar sein.

Das Wachstum komme zum einen aus Schwellenländern mit wachsender Mittelschicht. Aber auch aus entwickelten Regionen, vor allem aus neuen Kategorien, die bisher noch nicht gut durch E-Commerce erschlossen sind.

Im globalen Westen werden vor allem chinesische Trends den E-Commerce verändern. Nur einige Beispiele:

  • Discovery Driven E-Commerce: Statt nüchterner Produktlisten setzen Plattformen auf dynamische Feeds à la TikTok. Produkte werden zum Content.
  • Interaktive Produktdetailseiten: Chinesische Seiten machen Produkte erlebbar – mit Videos, 360-Grad-Ansichten und eingebundenen User:innen-Reviews.
  • Social E-Commerce: Shoppen wird sozial. Funktionen wie Live-Chats oder Gruppenbewertungen verwandeln den Einkauf in ein gemeinschaftliches Erlebnis.
  • Neue KPIs: Statt Performance rückt die Kund:innenbeziehung ins Zentrum. Mehr Verweildauer und Engagement statt schneller Conversions.

 

Der E-Commerce im Westen nimmt sich ein Beispiel – die Zukunft sieht vernetzter, interaktiver und menschenzentrierter aus.

Trend #11: Digital Shift im B2B Marketing

B2B Marketing befindet sich im Wandel: Bis zum Jahr 2026 soll das digitale B2B-Werbevolumen in den USA um 58 Prozent steigen und 23 Milliarden Dollar erreichen. Digitale Plattformen treiben dieses Wachstum an, fast die Hälfte der Werbeausgaben fließt dorthin.

LinkedIn dominierte 2024 mit 47 Prozent der B2B-Display-Werbung (4,2 Milliarden Dollar), während Meta mit 2,91 Milliarden Dollar aufholte. Auch YouTube profitiert durch die steigende Nachfrage nach Videocontent (298 Millionen Dollar Umsatz, +12 Prozent). Haupttreiber sind einfache Bedienung, präzises Targeting und umfassende Analysen.

4,2 Milliarden Dollar LinkedIn B2B-Display-Werbung

2,91 Milliarden Dollar Meta B2B-Display-Werbung

Doch langfristiger Erfolg erfordert mehr: Vertrauen durch hochwertige Inhalte, Thought Leadership und persönliche Kontakte. Markenaufbau bleibt im B2B essenziell.

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