Spannungsfeld Nachhaltigkeit

Von Green Washing zu Green Hushing – kannst du bei nachhaltigem Engagement überhaupt noch etwas richtig machen?

Unternehmen befinden sich aktuell im Spannungsfeld der Nachhaltigkeit.
Bild: © Treedom

Status quo des Nachhaltigkeitsengagements von Unternehmen?

Diese Situation kennen wohl alle: Eigentlich hätte man etwas zu sagen, möchte gerne seine Meinung äußern und laut hinausschreien, was einem gerade durch den Kopf geht. Aber dann meldet sich eine kleine Stimme im Hinterkopf, die sagt: „Lass es lieber, sag es nicht. Das bringt nur Ärger ein!“ Dieser Tage scheint es, als wäre diese Stimme bei Organisationen besonders laut, wenn es um ihr Nachhaltigkeitsengagement geht. Haben noch vor einigen Monaten Unternehmen weltweit und lautstark für grüne Initiativen getrommelt, schweigen die Kommunikations- und CSR-Abteilungen dieser Tage still. Eine Antwort auf den Verra-Skandal, aufgedeckt durch Investigativ-Recherchen von Zeit, Guardian und SourceMaterial? Möglich! Aber tauchen wir erst mal tiefer ein.

Grün? Psssst!

Sich die Weste weiß, ja sogar grün zu waschen, ist und bleibt Trend. Davor scheuen auch die großen Player nicht zurück. Ein Beispiel: Shell, das sich auf dem Green Tech Festival 2022 mit E-Ladesäulen als grüner Vorreiter brüstet. Netter Scherz. Doch mittlerweile hat ein gesellschaftlicher Wandel stattgefunden. „Nachhaltig sein“ ist kein Nischenthema von Aktivistengruppen mehr, es ist zu Recht im Mittelpunkt der Gesellschaft angekommen. Schließlich spüren alle, mal mehr, mal weniger, die ganz konkreten Auswirkungen des Klimawandels in ihrem Alltag. Heißt im Umkehrschluss auch: Die Leute wischen Bescheid: von Ökobilanzen über Nachhaltigkeitsreports, von Fußabdruck über CO2-Zertifikate.

Dementsprechend müssen auch Organisationen mitziehen und ihr nachhaltiges Engagement von wenig fundierten Krimskrams-Aktionen hin zu Engagement mit beweisbarem Impact entwickeln. Und genau an dieser Stelle scheitern viele und schweigen lieber; damit provozieren sie ein Phänomen, das gemeinhin als „Green Hushing“ bekannt ist. Darunter versteht man die Bemühungen von Unternehmen, ihr Nachhaltigkeitsengagement versteckt zu halten und möglichst nicht nach außen zu tragen. Antworten auf Nachfragen werden verweigert, die Berichterstattung dazu wird eingestampft und mit vagen Behauptungen um sich geworfen.

Green Washing konterkariert

Warum so negativ, mag man sich an dieser Stelle fragen. Schließlich deutet diese Umgangsform doch im ersten Schritt darauf hin, dass die großen Zeiten des Green Washings vorbei sind und endlich echtes Engagement ohne dicken Presse-Buzz propagiert wird. Gut, oder? Naja, eigentlich entspringt die Green-Hushing-Bewegung genau der entgegengesetzten Richtung. Green Hushing entwickelt sich für Organisationen zum ultimativen Schutzmechanismus vor Anfeindungen und Bad Press. Weitgehend wertlose CO2-Zertifikate eingekauft? Ist okay, wir sprechen ja eh nicht drüber. Das heißt, die breite Öffentlichkeit hat gar keine Möglichkeit mehr, Missstände anzuprangern oder Probleme aufzudecken. Statt sich also mit dicken grünen Lettern die Hände reinzuwaschen, weichen Unternehmen immer mehr vor der Konfrontation mit einer aufgeklärten Gesellschaft zurück. Green Washing konterkariert also.

Ist Green Hushing wirklich so problematisch?

Selbstverständlich darf man Organisationen für diesen Schritt nicht verteufeln. Bei richtig gesteckten Zielen und echtem Engagement, das eben nicht Opfer von Green-Washing-Kommunikationsmaßnahmen werden soll, ziehen wir den Hut. Hier scheinen echte Beweggründe am Werk zu sein, die eben genau das Gegenteil von Green Washing bewirken wollen. Über eigenes Engagement aber nur deswegen nicht zu sprechen, um sich nicht angreifbar zu machen, ist ein Schritt in die falsche Richtung. Diese Bewegung macht es für das, naja, überlebenswichtige Thema Klimaschutz nur noch schwieriger, auf der Agenda von Weltpolitik und Gesellschaft zu landen.

Kann man überhaupt noch etwas richtig machen?

Puh, ganz schön sperrig, ganz schwierig, diese Nachhaltigkeitskiste. Da steht gerne die Frage im Raum, ob es statt echten Engagements denn nur noch um das Umschiffen von Hürden geht. Aber mit nur ein paar Kniffen gelingt es, sich weder in Richtung Green Washing zu bewegen, noch hinter Green Hushing Verstecken zu spielen.

#1 Ehrlichkeit siegt

Was spricht denn dagegen, einfach ehrlich zu sein? Auch als Unternehmen zuzugeben, dass man sich selbst noch in der Findungsphase befindet und bei Weitem nicht alles richtig macht – und richtig machen kann. Viele Konsument:innen wären dankbar, dass auch mal offene Flanke gezeigt und mit Optionen zur Verbesserung ehrlich umgegangen wird. Schlussendlich schlägt man damit mehrere Fliegen mit einer Klappe: Kommuniziert wird nur das, was wirklich stimmt, man lässt sich selbst Raum zur Verbesserung offen, hat die Möglichkeit, auf Augenhöhe mit der Zielgruppe zu sprechen und bleibt dabei menschlich. Win-win-win-win, oder?

#2 Wirklich nachhaltig denken

Die eine Müllsammelaktion und damit ist dem Sustainability-Ansatz genüge getan? So läuft es nicht. Nachhaltigkeit geht nur langfristig und tief in der Unternehmensstrategie verankert. Eine Möglichkeit für ebensolches, langfristiges Engagement ist zum Beispiel das Bäume pflanzen mit Treedom. Unter anderem hat die DMEXCO mehr als 3.000 Bäume in Agroforstsystemen mit Treedom gepflanzt und trägt damit langfristig zu einem grüneren und gerechteren Planeten bei.

Lieber Mund aufmachen als schweigen

Was haben wir also gelernt? Der Trend, grünes Engagement zu verschweigen, ist existent. Die Lösung ist diese „Modeerscheinung“ aber bei Weitem nicht – sogar eher im Gegenteil. Lasst uns Umweltbewusstsein und Starkmachen fürs Klima also wieder auf den Tisch bringen – mit der nötigen Selbstreflexion, einer Portion Ehrlichkeit und viel Motivation lässt sich weitaus mehr bewegen als mit feigem Wegducken.