KI im Handel: Vielfältige Möglichkeiten

Die Zukunft des E-Commerce wird maßgeblich durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz bestimmt.

Das persönliche Einkaufserlebnis der Kund:innen wird durch KI im Online-Handel optimiert.
Hinweis: Dieser Beitrag wurde erstmals im Juni 2020 veröffentlicht und zuletzt im September 2023 aktualisiert sowie ergänzt. Bild: © Gorodenkoff / Adobe Stock

Mehr Personalisierung und Service durch KI im E-Commerce

Personalisierte Angebote statt endlose Produktlisten – gerade für den Online-Handel wächst die Herausforderung, die Erwartung der Konsumierenden zu befriedigen: individuelle Shopping-Erlebnisse. Empfehlungen und Produkte sollen idealerweise auf die Wünsche und Bedürfnisse der Kund:innen zugeschnitten sein – am besten noch bevor diese sich überhaupt im Klaren darüber sind, was sie eigentlich wollen.

Neue Technologien wie KI im Online-Handel setzen genau an diesem Punkt an. Sie bieten authentische und maßgeschneiderte Erfahrungen, die für jede einzelne Kundin und jeden einzelnen Kunden relevant sind. Der Vorteil für Online-Händler: Eine derart verbesserte Usability und Personalisierung, die auch den anspruchsvollen Konsument:innen von heute zufriedenstellt, stärkt die Kund:innenbindung und steigert nachhaltig den Umsatz.

Machine-Learning-Algorithmen für personalisierte Angebote und Empfehlungen

Künstliche Intelligenz im Online-Handel basiert in der Regel auf komplexen Machine-Learning-Algorithmen, die auf Verhaltens- und Transaktionsdaten trainiert werden. So entwickelt sich ein Verständnis für die Bedürfnisse der Kund:innen. Auf der Grundlage der gesammelten und verarbeiteten Daten können E-Commerce-Unternehmen jedem Kunden und jeder Kundin in Echtzeit personalisierte Produkte empfehlen und das Shopping-Erlebnis dadurch individuell gestalten. Im Kern erschaffen professionelle KI-Lösungen im Online-Handel für alle Konsument:innen eine auf ihre Interessen und Bedürfnisse zugeschnittene Customer Journey, die weit über die bloße Abwicklung eines Kaufs hinausgehen kann.

Die Personalisierung bietet in vielfacher Hinsicht Vorteile für Unternehmen und kann beispielsweise auch das E-Mail-Marketing verbessern.

Für die optimale Öffnungsrate von Newslettern kommt es nämlich auf das richtige Timing an, das jedoch häufig ganz persönlichen Vorlieben folgt. Automatisierte Programme ermitteln mithilfe Künstlicher Intelligenz, wann die individuelle Öffnungsrate der (potenziellen) Kund:innen am höchsten ist – das E-Mail-Timing wird dementsprechend angepasst.

Wenn die KI im Online-Handel mit dem Diderot-Effekt spielt

Als Begriff aus der Konsumforschung beschreibt der Diderot-Effekt den potenziellen Zwang von Konsument:innen, nach dem Kauf eines Gegenstandes weitere Käufe zu tätigen, um ein passendes Gesamtbild herzustellen. So kann etwa der Erwerb einer neuen Jacke eine Unzufriedenheit mit Kleidungsstücken oder Accessoires auslösen, die der oder die Kaufende bereits besitzt – zum Beispiel die Sneaker oder die Cross-Body-Bag. Das führt dann zu nachgelagerten Spontankäufen. Im stationären Handel gehört die Ausnutzung des Diderot-Effekts zum Standardrepertoire geschulter Verkäufer:innen. Im E-Commerce kann KI bei der Personalisierung mit diesem Verhalten spielen und über die Auswertung von Klicks, Warenkörben, der Kaufhistorie oder Suchanfragen passende Vorschläge für weitere, in den Augen der Nutzer:innen sinnvolle Käufe liefern.

 

Personalisierung über reine Produktempfehlungen hinaus

Lösungen zur Personalisierung im Online-Handel auf der Basis von KI beschränken sich nicht auf reine Produktempfehlungen, sondern können auf vielfältige Weise zum Einsatz kommen. Ob Menüführung, Newsletter oder redaktioneller Content – mit KI-getriebenen Systemen lässt sich das persönliche Einkaufserlebnis der Kund:innen auf vielen Ebenen optimieren, zum Beispiel:

  • über eine personalisierte Ansprache mit unterschiedlichen Begrüßungstexten oder Produktbeschreibungen,
  • über das Timing beim Verschicken von Werbemitteln via E-Mail und Co., um die Öffnungsrate zu erhöhen,
  • in der Online-Shop-Navigation, bei der sich die Reihenfolge der Navigation an demografischen Merkmalen oder der Besuchshistorie orientiert,
  • bei der Kategorisierung von Produkten,
  • in der Analyse von Kund:innenbewertungen für eine bessere Abstimmung der Produkte und Produktvorschläge auf die Zielgruppe,
  • im dialogorientierten Online-Handel durch den Einsatz von smarten Chatbots und sprachgesteuerten Diensten oder
  • im E-Mail Marketing durch den Zuschnitt relevanter Inhalte auf die jeweiligen Kund:innen.

Vor allem Conversational Commerce im Online-Handel hat 2023 einen riesigen Schritt nach vorne gemacht. Durch den populären Chatbot ChatGPT und die nachziehenden Lösungen der Konkurrenz finden sich diese mittlerweile in zahlreichen Online Shops und Software-Produkten. Beinahe täglich kommen neue Programme auf den Markt, die das ungeheure Potenzial von KI im Online-Handel nutzbar machen möchten. Dabei spielt Automatisierung im Marketing eine besondere Rolle.

Bei vielen E-Commerce-Anbietern stehen zudem Visual-Search-Lösungen hoch im Kurs: Hierbei können Konsument:innen unter anderem Mode abfotografieren, um die Produkte im Online Shop zu finden oder zumindest ähnliche Produktvorschläge zu erhalten. Schon seit mehreren Jahren setzen Branchengrößen wie Zalando, Otto oder ASOS verstärkt auf das Prinzip, über hochgeladene Fotos die Suche nach Produkten für die Kund:innen zu vereinfachen. Und das aus gutem Grund: Nach der OMD-Studie „The Retail Revolution“ haben 67 Prozent der Deutschen bereits von den Möglichkeiten der visuellen Suche Gebrauch gemacht – Tendenz steigend. Demnach eröffnet Visual Search gerade in den Bereichen Mode, Lebensmittel und Körperpflege vielversprechende Chancen und bietet ein enormes Marketing-Potenzial.

KI im Online-Handel auf dem Vormarsch

Die vielfältigen Möglichkeiten von Künstlicher Intelligenz im Online-Handel werden bereits heute von zahlreichen Unternehmen für innovative Lösungen genutzt. So setzt beispielsweise Amazon mit seiner digitalen Shopping-Hilfe „Virtual Try-On Shoes“ auf Augmented Reality. Sie ermöglicht es Nutzer:innen, Schuhe virtuell in ihrer Live-Umgebung anzuprobieren. Die Software reagiert auf Bewegungen und Veränderungen in der Umgebung und verbindet das aktuelle Bild der Smartphone-Kamera mit dem Design der virtuell anprobierten Schuhe. Außerdem verfügt die Anwendung über eine Share-Funktion, mithilfe derer Nutzer:innen Bilder ihrer anvisierten neuen Schuhe mit ihren Freund:innen teilen können – so muss auch online nicht auf den sozialen Aspekts beim Shopping verzichtet werden. Dadurch werden der Kaufprozess optimiert und die Zufriedenheit der Kund:innen erhöht.

Unternehmen, die Künstliche Intelligenz noch nicht für sich arbeiten lassen, sollten ihre Prozesse schnellstmöglich modernisieren – sonst werden sie von der Konkurrenz abgehängt. Durch die vielen Anwendungsfälle für KI im Handel erleben wir gerade eine Revolution, die die Branche von Grund auf verändert und das E-Commerce auf eine neue Ebene hebt.