LinkedIn-Tipps: Cringe vermeiden und Profil optimal nutzen
LinkedIn-Tipps gibt es viele – aber welche helfen wirklich, ein professionelles Profil aufzubauen, ohne cringe zu wirken? Eine DMEXCO Kolumne von Maud Schock und Michael Schreck.

LinkedIn: Cringe oder professionell?
LinkedIn hat ein Imageproblem.
Zumindest, wenn man mit den Kritiker:innen spricht, die LinkedIn belächeln – und selbst nichts beitragen. Die, die mit spöttischem Blick durch den Feed scrollen, aber selbst in Deckung bleiben.
„Cringe“ ist das Stichwort, das fällt, wenn es um Selbstvermarktung auf der Plattform geht. Und ja, wir geben den Kritiker:innen sogar teilweise recht: Zwischen Pseudopoesie, Selbstinszenierung und Motivationskalendersprüchen scheint oft genau das zu fehlen, wofür LinkedIn eigentlich stehen sollte: echte Relevanz im Business-Kontext.
Nach der Übernahme durch Microsoft im Jahr 2016 stiegen die Nutzerzahlen von LinkedIn konstant. Heute stehen wir bei 1,3 Mrd. Mitgliedern weltweit. Und wir verstehen: Mehr Nutzer:innen bedeuten mehr Inhalte – und dadurch mehr Versuche, aus der Masse herauszustechen. Gleichzeitig bleibt die Entwicklung der Plattform auch nicht stehen: Viele Features, inspiriert von anderen Netzwerken wie Instagram, Facebook oder TikTok, kommen regelmäßig dazu, wie das Creator-Profil oder der Video-Feed. Manche Entwicklungen verschwinden auch genauso schnell wieder.
Und trotzdem sind wir Fans.
Nicht von all dem Lärm auf der Plattform – sondern vom Potenzial. Denn wir sehen es Tag für Tag: Richtig genutzt ist LinkedIn nicht die Bühne für Selbstdarsteller:innen, sondern ein Werkzeug für echten Beziehungsaufbau im Geschäftsumfeld.
LinkedIn: Tipps für authentisches Personal Branding
Wir kommen selbst aus dem Personal Branding und beobachten immer mehr: Was heute oft als Personal Branding verkauft wird, ist rasanter Reichweitenaufbau ohne Qualität.
Impressions. Viele. Und zwar möglichst schnell.
Unser Ansatz ist ein anderer:
Qualitative Reichweite – also Sichtbarkeit bei den richtigen Menschen – entsteht durch Strategie, ganzheitlich durchdacht und zahlenbasiert.
Aber von vorne:
Wer auf der Plattform kommuniziert, sollte wissen, wohin er oder sie will. Lead-Generierung, gezielter Netzwerkausbau oder Image-Aufbau – klare, strategische Ziele sind die Grundlage für jeden Personal-Branding-Prozess.
Erst wenn definiert ist, was erreicht werden soll, lassen sich Inhalte und Aktivitäten sinnvoll steuern und bewerten.
Statt auf den bloßen Impressions-Rausch zu setzen, kann man hier Sichtbarkeitsanalysen durchführen und einen Suchindex bestimmen, um den Erfolg der Positionierung eines LinkedIn-Profils zu messen. So wird die Positionierung nicht nur spürbar, sondern in Zahlen belegbar.
Tipps für LinkedIn-Inhalte: Austauschbare Posts vermeiden
Die wenigsten Nutzer:innen kommen auf LinkedIn, um Romane zu lesen. Sie überfliegen, scrollen – und bleiben hin und wieder hängen. An einem interessanten Bild, Absender:innen-Profil oder Einstieg.
Was heute als „Hook“ in aller Munde ist, ist nichts anderes als ein pointierter Gesprächseinstieg: ein Gedanke, ein Erlebnis, eine Haltung, die neugierig macht. Bis hierhin kein Widerspruch. Erst wenn aus jedem Kaffee-Moment eine Leadership-Lektion wird, wird’s „cringe“.
Hier sind die 3 größten Content-Fallen auf LinkedIn – und bessere Alternativen dazu:
#1 Phrasen-Bashing:
„Man wächst nur außerhalb der Komfortzone.“
„Fehler sind unsere besten Lehrer.“
„Wenn du es träumen kannst, kannst du es tun.“
Abgedroschene Phrasen wirken beliebig und austauschbar. Wer so spricht, klingt wie viele – und bleibt niemandem im Gedächtnis. Zwar mag darin viel Wahres liegen, allerdings gefällt es uns auf LinkedIn konkreter.
Unser LinkedIn-Tipp: Zeige Haltung, sprich konkret – und in deiner eigenen Sprache.
„Ich habe einen Vortrag übernommen, für den ich mich nicht bereit fühlte – und genau da habe ich mehr gelernt als in sechs Monaten Alltag.“
#2 Übertriebene Emotionalisierung:
„Ich saß gestern im Auto und musste weinen. Dann kam mir dieser eine Gedanke, der mein Mindset komplett verändert hat.“
Der Einstieg emotionalisiert mit Wucht – aber ohne Kontext. Es fehlt der Bezug zur Positionierung oder zum Thema. Die Wirkung: unangenehm persönlich statt menschlich nahbar.
Unser LinkedIn-Tipp: Emotional darf es sein – aber nur, wenn es zur Message passt und einen echten Mehrwert liefert.
Besser fänden wir: „Ich habe nach einem langen Arbeitstag realisiert: Ich war den ganzen Tag für alle erreichbar – aber nicht für mich. Wie ich lerne, Grenzen zu ziehen.“
#3 Banales zum Business aufblasen:
„Ich habe heute meinen Kugelschreiber verloren – was das für mich als Führungskraft bedeutet.“
Der Bezug zwischen Banalem und Business wirkt erzwungen und absurd. Es fehlt die Relevanz – und die Leser:innen verlieren Vertrauen in die Ernsthaftigkeit des Profils, wenn jeder Alltagsmoment mit einer tiefgreifenden Business-Moral aufgepumpt wird.
Unser LinkedIn-Tipp: Kleine Alltagsbeobachtungen können als „Türöffner“ für den LinkedIn-Beitrag genutzt werden. Man sollte sie aber lieber dosiert und mit ehrlichem Bezug zum Thema einsetzen.
Vorschlag: „Heutiges Learning: Pflanzen brauchen Pflege – genau wie dein Team.“
LinkedIn-Tipps in a Nutshell: Weniger Cringe, mehr Relevanz
Erfolgreiche Beiträge zeichnen sich durch eine klare Haltung aus, die nicht egozentrisch wirkt, sondern Orientierung und Mehrwert bietet. Inhalte sollten deshalb immer so gestaltet sein, dass sie Probleme lösen, Fragen beantworten oder neue Perspektiven eröffnen, die für die Zielgruppe wirklich wichtig sind.
Unser wichtigster LinkedIn-Tipp: Vor jeder Veröffentlichung die Frage stellen: Welchen Nutzen zieht meine Zielperson aus diesem Post?
Nur wenn es hierauf eine Antwort gibt, kann der Content langfristig Wirkung entfalten.
Denn: LinkedIn kann mehr.
Und wer das volle Potenzial der Plattform nutzen will, braucht weniger Inszenierung – und mehr Klarheit. Über Ziel, Haltung und Relevanz.
Alles andere? Ist tatsächlich ein bisschen cringe.