Was gibt’s Neues? Drei große Podcast-Trends für 2025/2026

Eine DMEXCO Kolumne von Maximilian Conrad, Co-Founder und CEO von Hypecast, über die großen Podcast Trends für 2025 und 2026.

Maximilian Conrad von Hypecast spricht über Podcast Trends 2025
Bild: © textbest | Canva Pro

Podcast Trends 2025: Wie das Medium erwachsen wird

Wir haben einen Meilenstein erreicht! Laut einer aktuellen Backlinko-Umfrage hören inzwischen 55 Prozent der Erwachsenen in den USA mindestens eine Podcast-Episode pro Monat. Und die Reichweiten wachsen rund um den Globus, von Brisbane bis Berlin. Doch während die Branche erwachsener wird, zeichnen sich neue Wendepunkte ab, die die kommenden 12 bis 18 Monate prägen werden. Um den Weg nach vorn zu skizzieren, sprach ich unter anderem mit James Cridland. Er ist seit 35 Jahren Audio-Veteran, „Radio-Futurologe“ und Herausgeber der globalen News Site Podnews.

„Ein Podcast macht eine Sache und die macht er hervorragend: Er ist etwas für deine Ohren, wenn deine Augen beschäftigt sind“, erinnert Cridland an ein Audio-First-Mantra, das auch dann gilt, wenn Video, Live Events und Abo-Modelle boomen.

Gerade jetzt, wo erneut zahlreiche Diskussionen aufkommen, was ein Podcast eigentlich ist, ist es wichtig, sich diesen Gedanken wieder vor Augen zu führen. Aber das ist noch nicht alles. Im Folgenden drei strategische Trends, die jeder B2B-Verantwortliche, ob Agentur-Chef:in, Marken-Marketer:in oder Publisher:in, im Blick behalten muss, wenn Podcasting 2025 21 Jahre alt wird und in die Pubertät eintritt.

#1 Das große Video-Experiment und die unvermeidliche Umkehr

In den letzten zwölf Monaten wollte jede große Plattform Video in Podcast-Feeds integrieren. Ein echter Podcast-Trend (auch für 2025): Spotify schaltete im Juni 2024 Video-Shows frei; YouTube meldete im Januar eine Milliarde Unique Podcast-Zuschauer:innen. Doch Cridland mahnt, dass dieser Hype nicht zwangsläufig ein Homerun ist:

„Ich vermute, dass wir Mitte 2025 die Vertreter:innen großer Publisher sagen hören: ‚Wir haben Video ausprobiert, es funktioniert nicht – wir fahren es zurück.‘ Genau wie Radio einst zu viel in Facebook-Videos investierte, stecken heute viele Creator:innen Ressourcen in visuelle Formate, die ihrem Publikum nicht immer gerecht werden.“

Warum das wichtig ist: Marken und Agenturen müssen ihre Einsätze sorgfältig wählen. Video lohnt sich für „Show-Master“-Formate, etwa Multi-Kamera-Interviews oder Recaps von Musik-Festivals, verwässert aber die Kernstärke echter Audio-Shows: die Vorstellungskraft der Zuhörer:innen.

Rechnen Sie mit Zyklen aus „Adoption und Rückzug“, bei denen diejenigen gewinnen, die minimalistische, zielgerichtete Visuals mit herausragendem Storytelling verbinden.

#2 Denkt weiter als nur Werbespots: Live-Events, Merch & Memberships

Die Community-Power von Podcasts beschränkt sich längst nicht mehr auf RSS-Feeds. Vom Londoner O₂-Arena bis zu mittelgroßen Theatern in New York sind Live-Aufzeichnungen zu kassensicheren Events geworden. Cridland prognostiziert:

„Wir werden mehr Theater-Touren, mehr kostenpflichtige Abos, mehr gebrandete Merch-Produkte sehen. SmartLess Mobile (ein SIM-Karten-Service, der aus einer US-Comedy-Show hervorging) ist erst der Anfang; solches laterale Denken wird sich vervielfachen.“

Warum das wichtig ist: Werbeeinnahmen allein tragen nicht jede Show, besonders nicht in einer drohenden Rezession mit schrumpfenden Budgets. Alternative Erlösquellen wie Ticket-Events, gestufte Memberships und Co-Created Merch-Drops geben Creator:innen Sicherheit und vertiefen die Markenbindung. Agenturen sollten Sponsorings mit Event-Partnerschaften und exklusiven „Pod-Perks“ bündeln, um Superfans zu aktivieren. Ein starkes Beispiel: das jährliche Fan-Magazin des deutschen Retro-Games-Podcasts Stay Forever, der seit über zehn Jahren besteht.

#3 Qualität vor Quantität: „Passgenaue“ Communities kuratieren

Da Markteintrittsbarrieren sinken, explodiert die Anzahl der Podcasts mit weltweit über fünf Millionen. Doch „Nische“ heißt nicht „klein“, sondern ist ein Traum für Precision Targeting. Cridland betont:

„Blockbuster Shows, die riesige Reichweiten jagen, wird es immer geben. Aber themenscharfe Formate für Pferdehalter:innen, Gamer:innen oder Biotech Executives haben enormen Wert. Diese Mikro-Communities liefern Konversionsraten, die dreimal höher sind als pauschale Network Buys.“

Warum das wichtig ist: Marken müssen KPIs neu denken, weg von reinen Downloads. Engagement-Metriken wie Hörer:innen-Bindung, Listener-to-Action Conversion und Community Sentiment schlagen im kommenden Buying-Zyklus den CPM. Kuratierte Show-Pakete und Themen-Channels (z. B. „Longevity Labs“ oder „Agri-Tech Today“) erlauben es Marketer:innen, hyperdefinierte Segmente authentisch zu erreichen.

Podcast Trends 2025: Was bleibt hängen?

Das rasante Wachstum der Podcast-Branche pendelt sich auf ein neues Gleichgewicht ein. Die kommenden 12 bis 18 Monate werden geprägt von:

• Selektivem Video: Visuelle Elemente nur dort einsetzen, wo sie das Audio-Storytelling stärken, nicht ablenken.
• Diversifizierten Erlösströmen: Live- und Online-Erlebnisse, Abos und Merch von Anfang an in Kampagnenpläne integrieren.
• Community-Fokus: Qualitäts-Engagement und Nischen-Audiences höher gewichten als reine Reichweite.

Wie Cridland treffend schließt:

 

„Audio lebt von der Vorstellungskraft! Tauscht sie nicht gegen visuelle Gimmicks ein, sondern nutzt die Kraft eurer Hörer:innen, um die Zukunft mitzugestalten.“

Podcast Trends 2025: Drei strategische Hebel für Marken und Creator:innen

Das Podcast-Playbook wird gerade in Echtzeit neu geschrieben. Wer in den nächsten 12 bis 18 Monaten Innovationen mit den Stärken des Mediums ausbalanciert, hat eine hohe Wahrscheinlichkeit, belohnt zu werden. Die Podcast Trends 2025 zeigen klar: Video-Experimente müssen die immersive, „eyes-free“-Faszination des Formats stützen, nicht überdecken. Diversifizierte Geschäftsmodelle, von Arena-Touren bis zu gebrandeten Abos und Merchandise, sichern Creator:innen ab und vertiefen Fan-Loyalität, wenn Werbemärkte schwanken. Und echter Impact entsteht nicht durch Massen-Downloads, sondern durch engagierte, themenbesessene Communities, in denen sich jede:r Hörer:in gesehen fühlt.

Für Agenturen und Marken ist die Aufgabe klar: vom Media-Buyer zum Ecosystem-Architekten werden. Es geht darum, maßgeschneiderte Video-Integrationen zu entwickeln, die Audio-First-Storytelling in den Fokus stellen. Ziel ist es, Partner für Podcaster:innen zu sein bei Events und Memberships, die Zuhörer:innen zu Superfans machen. Wichtig ist es, Nischen-Angebote zu kuratieren, die exakt die Leidenschaften der relevanten Zielgruppe ansprechen. So nutzt man nicht nur die wichtigsten Stärken von Podcasts und dem Medium, sondern gestaltet eine Branche mit, die von Vorstellungskraft, Nähe und authentischer Verbindung lebt. Heute und in den kommenden Monaten und Jahren.