Corporate Digital Responsibility: Deshalb ist eine digitale Ethik unerlässlich
Worin liegen die ethischen Grenzen der Digitalisierung? Und wie sieht die digitale Verantwortung von Unternehmen aus? Warum wir uns heute mehr denn je um eine Corporate Digital Responsibility (CDR) bemühen sollten, liest du hier.
Warum es sich lohnt, für eine digitale Ethik einzustehen
Die Digitalisierung ist Fluch und Segen zugleich: Auf der einen Seite eröffnet sie ein nahezu unbegrenztes Spektrum an Kommunikations- und Vernetzungsmöglichkeiten, befördert Wissensvermittlung und medizinischen Fortschritt und bietet die Chance, effizienter und nachhaltiger zu wirtschaften. Auf der anderen Seite wirft der digitale Wandel selbst neue gesellschaftliche und ökologische Problemstellungen auf, die nach Lösungen verlangen. Darunter fallen beispielsweise Fragen nach dem Schutz von Daten sowie dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz.
Damit sich die Digitalisierung nicht von einer Utopie in eine Dystopie wandelt, muss ein ethischer Kompass für die digitale Transformation entworfen werden. Zunehmend mehr Unternehmen erkennen diese Notwendigkeit sowie ihre eigene digitale Verantwortung an. Denn Haltung zählt – #attitudematters. Auf Basis einer freiwilligen Selbstverpflichtung bekennen sie sich zu einer Corporate Digital Responsibility und legen unternehmensintern ethische Richtlinien für den Umgang mit herausfordernden Fragestellungen fest. Mit dem Bekenntnis zu einer CDR kann Vertrauen zurückgewonnen werden, das nicht nur in der Digitalbranche vielfach verspielt wurde.
Corporate Digital Responsibility geht über rechtliche Anforderungen hinaus
In Zeiten von Big Data liegt ein Kernaspekt der digitalen Ethik unweigerlich auf der Frage nach der verantwortungsvollen und transparenten Erhebung sowie Verarbeitung von Daten. Doch bei der Corporate Digital Responsibility geht es nicht nur um den gesetzmäßig korrekten Umgang mit Kundendaten, wie er unter anderem in der DSGVO geregelt ist.
CDR meint eine darüber hinausgehende aktive Mitgestaltung der digitalen Welt auf Basis von ethischen Grundsätzen. Unternehmen können sich beispielsweise selbst dazu verpflichten, einen Beitrag zur digitalen Selbstbestimmung zu leisten, Daten nur innerhalb fest umschriebener Grenzen zu nutzen und den Kunden umfassend und transparent über Umfang, Sinn sowie Zweck der Datenerhebungen aufzuklären.
Corporate Digital und Corporate Social Responsibility – was ist der Unterschied?
Bereits deutlich älter und etablierter als das Konzept der CDR ist das der CSR, der Corporate Social Responsibility. Zwischen CDR und CSR lassen sich vielfach Schnittpunkte ausmachen, und im Idealfall beziehen Unternehmen beides in ihr Leitbild ein. Während sich die Corporate Social Responsibility auf einer allgemeineren Ebene auf die soziale und ökologische Verantwortung eines Unternehmens bezieht, handelt es sich bei der Corporate Digital Responsibility um eine speziellere Form der Unternehmensverantwortung, deren Schwerpunkt auf den Herausforderungen der Digitalisierung liegt.
Neben der zentralen Frage nach dem verantwortungsbewussten Umgang mit Daten stehen bei der Corporate Digital Responsibility unter anderem folgende Aspekte im Mittelpunkt:
- die Förderung der digitalen Selbstbestimmung
- der gleichberechtigte Zugang zu digitalen Technologien
- der verantwortungsvolle Einsatz von Künstlicher Intelligenz
- der ökologische Fußabdruck der Digitalisierung
Corporate Digital Responsibility: Initiativen für mehr Digitalverantwortung
Aufgrund der Dringlichkeit des Themas wurden in den letzten Jahren in Deutschland mehrere Initiativen und Plattformen ins Leben gerufen, die über die Notwendigkeit der digitalen Ethik aufklären und Unternehmen für Corporate Digital Responsibility gewinnen wollen:
CDR-Initiative des Bundesministeriums für Justiz und Verbraucherschutz
Ziel der 2018 gestarteten Initiative ist es, „Digitalisierung verantwortungsvoll zu gestalten“ und herauszuarbeiten, welche konkreten Maßnahmen dazu ergriffen werden müssen. An der Arbeitsgruppe beteiligen sich zahlreiche namhafte Unternehmen, darunter SAP, die Deutsche Telekom, Miele sowie die Otto Group. So hat beispielsweise SAP als erstes europäisches Technologieunternehmen mithilfe eines externen Expertengremiums eigene ethische Leitlinien für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz erarbeitet.
„Vor dem Hintergrund der digitalen Transformation ist es entscheidend, dass die Debatte über die Zukunft unserer Gesellschaft nicht nur technologisch, betriebswirtschaftlich und wirtschaftspolitisch, sondern insbesondere auch unter ethischen Gesichtspunkten und mit Blick auf rechtliche Rahmenbedingungen geführt wird.“
Kompetenzplattform „nachhaltig.digital“
Das Gemeinschaftsprojekt des B.A.U.M. e.V. und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) richtet sich an Mittelstandsunternehmen, die einen Beitrag zum nachhaltigen Einsatz digitaler Technologien leisten wollen. Im Zentrum stehen ökologische, aber auch kulturelle sowie soziale Herausforderungen des digitalen Wandels.
„Charta digitale Vernetzung“
Die Unternehmens-Initiative, die aus dem Digital-Gipfel hervorgegangen ist, will den digitalen Fortschritt in Deutschland befördern, wobei die Potenziale der Digitalisierung stets verantwortungsbewusst und im Sinne der Gesellschaft genutzt werden sollen. Die Charta umfasst 10 Grundsätze, die bisher von rund 80 Unternehmen und Organisationen unterzeichnet wurden.