Case Study: Wie digitale Beschaffungsplattformen traditionelle Märkte transformieren

In der Entwicklung der digitalen Ökonomie spielen Plattformen als erfolgreiches Geschäftsmodell eine zentrale Rolle. Insbesondere im Bereich der Beschaffung sehen Experten große Marktpotenziale, die zunehmend erschlossen werden.

Digitale Beschaffungsplattformen ermöglichen einfache und effiziente Prozesse und schaffen einen Zugang zu neuen Märkten.
Bild: © Halfpoint / Adobe Stock

Produktplattformen in vielen Branchen auf dem Vormarsch

Ob elektronische Bauteile, Handwerks- und Industriebedarf oder Werkzeugtechnik, digitale Marktplätze prägen nicht nur im Konsumbereich mehr und mehr das Einkaufsverhalten. Auch in der Beschaffung tragen neue Produktplattformen zur Transformation ganzer Branchen bei. Im Gegensatz zu den großen B2C-Allroundern bildet eine Beschaffungsplattform mit ihrem Produktportfolio meist einen spezifischen Markt ab und ermöglicht einen umfassenden, teils weltweiten Zugriff auf benötigte Güter und Produktionsmittel.

„Beschaffungsplattformen stellen eine Transparenz sowie eine Informations- und Prozesssicherheit her, die bisher nicht dagewesen ist. In vielen Branchen herrscht derzeit eine große Aufbruchstimmung. Dabei geht der Trend klar zu großen, zentralen Plattformen, die den klassischen Beschaffungsprozess radikal vereinfachen.“

Daniel Nill, CEO der Berliner Digitalagentur Turbine Kreuzberg

Klassische Beschaffungsprozesse oft sehr aufwendig und langwierig

Wie hoch die Transformationsleistung digitaler Beschaffungsplattformen tatsächlich einzustufen ist, zeigt sich im Vergleich zum traditionellen Tagesgeschäft, etwa bei Elektronik-Komponenten. „Früher nahm der gesamte Bestellprozess, gerade bei großen Einkäufern, oft mehrere Tage oder Wochen in Anspruch und erforderte hohe personelle Ressourcen“, berichtet Nill.

Produktanfragen von Kunden mit bis zu 100.000 Artikeln pro Auftrag wurden von Distributoren teils noch per Fax entgegengenommen und an verschiedene Händler weitergeleitet. Die gesammelten Angebote von Händlern trugen die Distributoren wiederum in Excel-Listen zusammen und stellten sie den Einkäufern zur Verfügung. Das große Problem dieses weitgehend analogen Prozesses: Aufgrund dynamisch schwankender Preise und Verfügbarkeiten waren die erstellten Listen oft bereits kurz nach der Übermittlung veraltet. „Digitale Plattformtechnik kürzt den gesamten Bestellvorgang auf wenige Minuten herunter – eine enorme Effizienzsteigerung für alle Beteiligten, die eine strategische Beschaffung ermöglicht und beträchtliche Ressourcen für weiteres Unternehmenswachstum freisetzt“, so der Digitalisierungs-Experte.

Beschaffungsplattformen: erhebliche Wettbewerbsvorteile für alle Teilnehmer

Neben einer signifikanten Zeitersparnis und Effizienzgewinnen profitieren Einkäufer auf digitalen Beschaffungsplattformen von einer deutlich gestiegenen Beschaffungssicherheit. Per Mausklick ermöglichen die Plattformen nachhaltige Einkaufsstrategien über Ländergrenzen hinweg und senken durch ihren Zugang zu internationalen Produktportfolios die Abhängigkeit von einzelnen Lieferanten.

„Zulieferern und Händlern bieten Beschaffungsplattformen ebenfalls ein attraktives Modell, über das sie sich neue Märkte, Möglichkeiten und Erlösquellen erschließen können“, so Nill. Nicht zuletzt profitiert auch der bislang in der klassischen Vermittlung tätige Plattformbetreiber von der Einführung. „So verändert sich beispielsweise die Rolle der Außendienstmitarbeiter vom Verkäufer hin zum Produkttrainer oder -berater. Dabei rückt die individuelle Betreuung von Kunden und Herstellern sowie die Entwicklung neuer Geschäftsfelder verstärkt in den Fokus und schafft zusätzliche Mehrwerte für das Unternehmen“, führt Nill aus.

Mehrwert für den Nutzer entscheidet über den Erfolg einer Beschaffungsplattform

„Ein erfolgskritischer Faktor für die Etablierung digitaler Produktplattformen besteht darin, dass der konkrete Mehrwert für alle Nutzer während des gesamten Beschaffungsprozesses sichtbar gemacht und sichergestellt sein muss. Die konsequente Einbindung von Kunden in den Entwicklungsprozess ist daher essenziell, um eine möglichst einfache Handhabung des Angebots zu gewährleisten“, betont Nill.

Hinzu kommen teilweise hochkomplexe, technologische Anforderungen, die an den Betrieb der Beschaffungsplattform gestellt werden. „Bei elektronischen Komponenten sprechen wir nicht über Warenkörbe und Produktlisten von fünf oder sechs Bauteilen, sondern häufig von Materialbedarfsplanungen mit mehreren Tausend Positionen“, hebt Nill hervor.

Entsprechend groß ist die Datenmenge, die von der Plattform verarbeitet werden muss. Zugleich müssen die technologischen Prozesse trotz einer sehr ausdifferenzierten Produktdatenbasis auch performant abgebildet werden und in einem angemessenen zeitlichen Rahmen funktionieren.

Großes Potenzial für zahlreiche Geschäftsfelder

Im Hinblick auf die Chancen des digitalen Wandels durch Beschaffungsplattformen sieht Daniel Nill in vielen Geschäftsfeldern ein erhebliches Potenzial: „Überall dort, wo Produkte hergestellt werden und sich Beschaffungen entsprechend automatisieren lassen, kann eine solche Plattform zu einer gelungenen Transformation beitragen.“

Aus der Praxis: Sourcengine – globale Live-Trading-Plattform für Elektronik-Komponenten

Mit der Sourcengine hat die Berliner Digitalagentur Turbine Kreuzberg im Auftrag des US-amerikanischen Distributors Sourceability eine globale Live-Trading-Plattform für den Handel mit elektronischen Bauteilen entwickelt. Für Einkäufer schafft die digitale Beschaffungsplattform erstmals eine weltweite Transparenz über Preise und Verfügbarkeiten sämtlicher Elektronikkomponenten und ermöglicht die eigenständige Recherche sowie Bestellung in Echtzeit. Aktuell bietet die Sourcengine einen Zugang zu 550 Millionen verschiedenen Artikeln von über 2.500 Lieferanten und reduziert die Abfrage von Stückpreisen von mehreren Tagen auf wenige Minuten.

Weitere Informationen und spannende Insights zur Live-Trading-Plattform Sourcengine findest du in unserer aktuellen Case Study.

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