Twitters neue Features: Was können Blue, Fleets und Spaces?

Der wirtschaftliche Kollaps wurde Twitter schon mehrfach prophezeit. Und doch schafft es das soziale Netzwerk immer wieder, mit frischen Ideen zu punkten. Zuletzt wurden mehrere neue Features ausgerollt. Wir haben sie uns angeschaut.

Mit Fleets, Blue und Spaces hat Twitter gleich mehrere neue Features veröffentlicht.
Bild: Jeremy Zero / Unsplash

Donald Trump: der Ex-Präsident und Twitter

„Bei Twitter war es nicht klar, was es eigentlich war. Am Ende war es schwer zu definieren, was es eigentlich genau ist, weil es ja nichts ersetzt, was es zuvor gab.“

Diese Worte von Twitter-Co-Gründer Evan Williams stammen aus dem Jahr 2013. Vier Jahre später zog Donald Trump ins Weiße Haus ein und zeigte der ganzen Welt, wie man mit 280 Zeichen seine Agenda ins Netz tragen kann. In Echtzeit, ohne Filter und für alle zugänglich.

Im Jahr 2021 nutzen täglich fast 200 Millionen Menschen Twitter, Donald Trump hingegen sucht man vergeblich. Er zeigte der Welt auch die Schwächen des Prinzips „Twitter“: Das Klima ist mitunter extrem feindselig, diskutiert wird kaum, stattdessen gedroht und beschimpft. Vor allem für Frauen kann Twitter ein toxischer Ort sein. Trump aber stolperte über Unwahrheiten und Fake News, die seine Sprecherin einmal mit dem berüchtigten Begriff der „alternativen Fakten“ beschrieb.

Wahrheitscheck als wichtigstes neues Twitter Feature

Twitter erkannte seine Verantwortung dafür, dass Personen mit großen Reichweiten auch große Sorgfaltspflicht ausüben sollten. Die gezielte Verbreitung von Lügen kann in gesellschaftlichen Katastrophen gipfeln. Während Facebook bislang Justierungen an seinen Algorithmen mit dem Verweis auf die Meinungsfreiheit ablehnt, reagierte Twitter und führte einen Wahrheitscheck ein, über den letztendlich auch Twitters berühmtester Nutzer stolperte: Donald Trump.

Der Faktencheck bildete gewissermaßen den Auftakt zu einer ganzen Reihe neuer Features, um das Netzwerk besser für die Zukunft aufzustellen. Die meisten sind inzwischen schon ausgerollt. Darunter ist ein Abo-System „Blue“, die Stories-inspirierten „Fleets“ und der Clubhouse-Klon „Spaces“.

Twitter-Blue: Das Twitter-Abo

Lange wurde spekuliert, ob Twitter einen Bezahldienst einführt. Im Juni 2021 wurde Blue zunächst nur in Australien und Kanada ausgerollt. User:innen erhalten für einen monatlichen Preis von unter drei Euro eine Vielzahl zusätzlicher Funktionen. Diese Abonnent:innen können Lesezeichen sortieren oder lange Threads in besser lesbare Texte umwandeln.

Spannend ist „Undo Tweet“ – eine Funktion, die es erlaubt, live zu checken, ob Typos, fehlende Mentions oder Hasthtags zu berichtigen sind, bevor der Tweet in die Timeline der Follower gespült wird. Weiterhin gibt es einen speziellen Abonnent:innen-Support und weitere kleine technische Spielereien zur Individualisierung des Accounts und verwendeten Endgerätes.

Twitter will Blue beobachten und sensibel nachschärfen. Das Prinzip hat auf jeden Fall großes Potenzial.

Twitter Fleets: selbstlöschende Tweets nach Snapchat-Vorbild

Ja, es war Snapchat, das mit selbstlöschenden Nachrichten das Social Media Business auf den Kopf stellte. Inzwischen wurde das Prinzip von so gut wie allen Konkurrenten kopiert. Twitter wiederum war verhältnismäßig spät dran. Erst Ende 2020 kam die Funktion beim Netzwerk an.

Aber sie ist ein Volltreffer: Bei Twitter ist gegenseitiges Folgen eines der Ur-Prinzipien. So können aktive User:innen schnell auf mehrere Tausend Accounts kommen, denen sie selbst folgen. Da ist es nicht leicht, den Überblick zu behalten und nicht im Spam der Millionen Tweets unterzugehen. Fleets bietet eine gute Möglichkeit, einfach nachzuschauen, was entsprechende Accounts getwittert haben, ohne dass Twitter dafür den Algorithmus der Timeline ändern musste.

Inzwischen hat Twitter jedoch bekannt gegeben, dass Fleets ab dem 3. August nicht weiter zur Verfügung stehen wird.
Das Feature hätte sich nicht in der gewünschten Form entwickelt, um einen Einstieg in Diskussionen zu liefern, hieß es.

Twitter Spaces: der Clubhouse Klon

Clubhouse war einer der Überraschungshits des letzten Jahres. Eine Mischung aus Talkshow, Podcast und Radiosendung zum Selbermachen. Doch es dauert nicht lange und schon lugten die Copycats aus allen Ecken hervor. Twitter testete seit 2020 eine eigene Version und wagte seinen Angriff mit Spaces. Inzwischen ist Twitters neues Feature fast flächendeckend ausgerollt und für Accounts mit mehr als 600 Follower:innen zugänglich.

Die auditiven Spaces sind allesamt öffentlich, es wird derzeit noch spekuliert, ob es auch private Räume geben wird. Gegebenenfalls würde diese Funktion dem Abo-System Blue gut zu Gesicht stehen. Allerdings ist der Clubhouse-Hype schnell wieder abgeebbt.

Ob die Twitter Spaces also langfristig wirklich erfolgreich sein werden, muss sich erst noch zeigen. Das Prinzip des neuen Twitter Features ist in jedem Fall einfach und spaßig. Ein paar Leute einladen und schon kann virtuell miteinander herumgealbert und diskutiert werden. Die ganze Welt (oder zumindest alle Menschen mit einem Twitter-Account) können dabei live zuhören.

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