“Smart Campaigns”: Google wirbt mit KI um KMU
Mit einem neuen Kampagnen-Typ will Google kleine und lokale Unternehmen für sich gewinnen
Google hat seine „Smart Campaigns“ nun auch für den deutschen Markt freigeschaltet. Dieser neue Kampagnen-Typ für das Werbenetzwerk von Google automatisiert zahlreiche Dinge, die ansonsten viel Zeit und Knowhow benötigen. Die anvisierten Zielgruppen für diese intelligenten Kampagnen sind dann auch folgerichtig kleine und mittelständische Unternehmen, die von diesen einfach zu kreierenden Ads besonders profitieren sollen. Die Smart Campaigns sind zudem das erste neue Produkt nach dem Rebranding: Im Sommer wurde bekannt gegeben, dass die Marken AdWords und DoubleClick eingemottet werden und zusammen unter der neuen Dachmarke Google Ads weitergeführt werden.
Powered by Machine Learning
Neue Produkte im Marketing kommen heute einfach nicht mehr ohne Künstliche Intelligenz aus – zumindest bekommt man diesen Eindruck fast zwangsläufig, wenn man sich ansieht, wo jetzt überall KI drinsteckt. Google will auch hier ganz vorne mitspielen und bringt entsprechende Produkte auf den Markt. „Die Kampagne sollte für dich arbeiten, anstatt dir Arbeit zu machen“, heißt es in einem kurzen Produktvideo zum neuen Anzeigenformat. Möglich machen soll das unter anderem der intelligente „Image Picker“: Damit müssen Anzeigenkunden nicht mehr selbst entscheiden, welche Bilder, Beschreibungen und Überschriften sie für ihre Display-Ads verwenden wollen: Das Smart-Campaign-Feature wählt eigenständig verschiedene Kombinationen aus den hochgeladenen Assets aus und testet sie, um am Ende das optimale Ergebnis zu finden.
Ähnlich funktioniert die Platzierung: Smart Campaign analysiert die vom Unternehmen hinterlegten Angaben und extrahiert passende Keywords. Stimmt dann eine Suchanfrage mit diesen Begriffen überein, wird die automatisch generierte Anzeige ausgespielt. Auch hier findet mittels Machine Learning ein automatisierter Lernprozess statt, der eine permanente Optimierung der Anzeigen samt Keywords und Platzierung zur Folge hat.
Die Smart Campaigns verwalten zudem das Werbebudget selbstständig. Als Abrechnungsmodell setzt Google auf das etablierte Cost-Per-Click-Modell (CPC) und verspricht zugleich, dass die Werbekunden tatsächlich nur das bezahlen, was auch geklickt wird.
Lokale Unternehmen als Zielgruppe
Mit den Smart Campaigns will Google die digitale Werbung außerdem für Unternehmen interessant machen, die selbst über keinen Webauftritt verfügen. Lokale Unternehmen nutzen stattdessen einfach einen Eintrag in Google My Business als Landingpage und können damit Kunden in ihre Geschäfte locken. Google verstärkt mit diesem Produkt abermals das Bemühen um die lokalen Händler, die sie bereits über ein neues Feature innerhalb von Google Maps angesprochen haben: Mit der „Follow“-Funktion können Interessierte über lokale Unternehmen auf dem Laufenden bleiben.
Fazit: Google positioniert sich als Facebook-Konkurrent
Dass Facebook eine Gefahr für Google darstellt, wissen wir seit Jahren und das wurde auch in Mountain View früh erkannt. Was Google bisher allerdings fehlte, war eine erfolgreiche Lösung für dieses Problem. Google+ war nicht der erste Versuch, der Bedrohung über eine Social-Network-Alternative zu begegnen, aber sehr wahrscheinlich der letzte – der zudem scheiterte. Offensichtlich verlegt man sich nun strategisch wieder auf die eigenen Stärken, statt den Erfolgen der Konkurrenz nachzueifern. Das bedeutet im Falle von Google: Rückbesinnung auf das Kerngeschäft: die Suche und Google Ads. Besonders für lokale Unternehmen sind die Neuigkeiten rund um Google My Business jedenfalls schon jetzt eine interessante Alternative für eine Facebook-Page: Sie rücken damit näher an die unmittelbaren Bedürfnisse der Kunden.
Einen kleinen Haken gibt es dennoch: Da sich Smart Campaign an den Assets und den Angaben zum Unternehmen in Google My Business bedient, müssen Werbetreibende in diese Bausteine investieren. Nur wenn dieses Fundament stimmt, können darauf intelligente Anzeigen gesetzt werden.