Digitalisierung im Gesundheitswesen: Wie ist der Status quo?

Wie digital präsentiert sich die Gesundheitsbranche 2024? Eine aktuelle Studie von McKinsey beleuchtet den aktuellen Stand der Digitalisierung im Gesundheitswesen und setzt Deutschland in den internationalen Vergleich.

Digitalisierung im Gesundheitswesen: Deutschland im internationalen Vergleich.
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Digitales Gesundheitssystem: Die Vorteile liegen auf der Hand!

„Für die erfolgreiche Weiterentwicklung unserer Gesundheitsversorgung ist das Vorantreiben der Digitalisierung die zentrale Voraussetzung“, heißt es auf der Website des Bundesministeriums für Gesundheit. Mithilfe digitaler Technologien sollen unter anderem administrative Prozesse vereinfacht, die Früherkennung von Krankheiten und individuelle Behandlungsmöglichkeiten gefördert und Gesundheitskompetenzen auf Seiten der Gesellschaft gestärkt werden.

Digitale Anwendungen im Gesundheitswesen erfahren immer mehr Anklang innerhalb der Gesundheitsversorgung und bieten mitunter die Behandlung per App. KI-gesteuerte Apps erlauben eine schnellere und einfache Patient:innenversorgung per Smartphone und unterstützen die vom Fachkräftemangel gezeichnete Gesundheitsbranche.

Digitale Transformation im Gesundheitswesen: Bundesregierung treibt voran

Hinsichtlich einer effizienten Verarbeitung von Gesundheitsdaten und damit eines modernen Gesundheitssystems mit ganzheitlich datenbasierter Medizin hängt Deutschland jedoch noch weit hinterher.

Eine aktuelle Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zeigt: Wenn es um die Fähigkeit geht, auf Gesundheitsdaten zuzugreifen und sie zu verknüpfen, liegt Deutschland im internationalen Vergleich auf dem drittletzten Platz. Als Vorreiter präsentieren sich vor allem die skandinavischen Länder.

Um die Digitalisierung in der Gesundheitsbranche voranzutreiben, beschloss der Deutsche Bundestag im Dezember 2023 das Digital-Gesetz (DigiG) sowie das Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG), welches eine verbesserte Nutzung von Gesundheitsdaten festlegt.

Um den Praxisalltag zu erleichtern und digitale Prozesse zu beschleunigen, wurde zum 1. Januar 2024 das E-Rezept für verschreibungspflichtige Medikamente zur beschlossenen Sache. 2025 soll die elektronische Patientenakte (ePA) für alle Patient:innen bereitgestellt werden, um die Datenverfügbarkeit zu verbessern und die individuelle Behandlung zu optimieren. Patient:innen entscheiden selbst, inwiefern und von wem ihre gespeicherten Gesundheitsdaten genutzt werden dürfen.

McKinseys „E-Health Monitor 2023/24“: Die Digitalisierung des Gesundheitswesens stockt

Die Unternehmens- und Strategieberatung McKinsey betrachtet seit 2020 die digitale Transformation im deutschen Gesundheitswesen und veröffentlicht deren Status quo sowie Perspektiven im sogenannten E-Health Monitor. Dabei wird mithilfe von rund 30 Indikatoren – etwa dem Digitalisierungsgrad von Praxen und Krankenhäusern oder die Akzeptanz von E-Health-Tools für Patient:innen – der digitale Fortschritt der Gesundheitsbranche erfasst.

Die aktuelle Studie deckt auf, dass 2023 rund ein Drittel der Ärzt:innen 235.000 digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) verschrieben haben und damit doppelt so viele wie 2022. Auch auf Patient:innenseite steigt die Nachfrage nach digitalen Gesundheitsservices: Über 14 Millionen Downloads von Gesundheits-Apps wurden verzeichnet, 2022 waren es nur rund 12 Millionen Downloads.

Positiv zeigt sich genauso der Ausbau der Telematikinfrastruktur (TI), an die inzwischen fast 99 Prozent aller Apotheken und Praxen angeschlossen sind. Dass die Digitalisierung im Gesundheitswesen dennoch nach wie vor schleppend vorangeht, liegt laut zwei Drittel der angeschlossenen Praxen an technischen Problemen, die wöchentlich oder sogar täglich im Praxisalltag auftreten.

Ebenfalls stockend verläuft das Aktivieren elektronischer Patientenakten. Lediglich 1 Prozent der gesetzlich Versicherten verfügen über eine aktivierte ePA. Im Jahr 2025 soll das Verfahren mit der Einführung der Opt-out-Technik automatisiert und damit der ePA zum Durchbruch verholfen werden.

Von der Verabschiedung neuer Gesetze zur Digitalisierung des Gesundheitswesens könnte laut E-Health Monitor ebenso das Telemonitoring in Deutschland profitieren. Telemonitoring-Lösungen erlauben zum Beispiel die laufende Betrachtung von Vitalfunktionen bei Patient:innen und schaffen damit eine breite Datenlage, die eine schnellere Diagnostik und effizientere Therapieoptionen ermöglicht. Zudem werden Praxen und Patient:innen entlastet, da dadurch gegebenenfalls Besuche in der Praxis entfallen.

Fazit: Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens steigt 2023/24 nur moderat

Der Markt um digitale Gesundheit boomt – zumindest international. Und das soll in den nächsten Jahren auch so bleiben. Durch KI erlebt Digital Health einen enormen Transformationsschub und soll in Zukunft der Gesundheitsbranche ein riesiges Umsatzwachstum bescheren.

Die neu verabschiedeten Gesetze könnten der deutschen Gesundheitsbranche endlich die Impulse liefern, die es für eine schnellere digitale Transformation braucht. Um sich im internationalen Vergleich in den nächsten Jahren behaupten zu können und das schwer belastete Gesundheitssystem zu stärken, muss die Digitalisierung des Gesundheitswesens weiterhin als oberste Priorität behandelt werden.

Digitale Gesundheitsanwendungen, KI-gesteuerte Medizin-Tools sowie Telemonitoring-Lösungen bergen ein enormes Potenzial und können den entscheidenden Beitrag leisten zur Genesung des deutschen Gesundheitssystems.