Das Erlebnis muss im Vordergrund stehen – wie ArtNight Menschen aus der Virtualität holt
Mit ihren Edutainment Events überzeugten Aimie-Sarah Carstensen und ihr Mitgründer David Neisinger die Jury des SevenVentures Pitch Days 2019. Im Interview erzählt die ArtNight-Gründerin wie digitale Lösungen Menschen im realen Leben wieder stärker zusammenbringen.
Eine Idee zum richtigen Zeitpunkt. So bringt Jurymitglied und CEO von SevenVentures Dr. Jens Pippig ArtNight, die Gewinner des diesjährigen SevenVentures Pitch Days, auf den Punkt. Das Berliner Start-up hat es sich zur Mission gemacht, Menschen mit einem unvergesslichen Erlebnis wieder offline zusammenzubringen. Die Lösung? Kunstworkshops in Bars und Restaurants der jeweiligen Stadt.
Unter Anleitung eines lokalen Künstlers erschaffen die Teilnehmer in zwei Stunden ihr persönliches Kunstwerk für die eigenen vier Wände. Gemalt wird in entspannter und lockerer Atmosphäre mit Drinks und Musik. Wir haben mit Gründerin Aimie-Sarah Carstensen darüber gesprochen, wie die Idee entstand, sich entwickelt hat und schließlich auf der DMEXCO 2019 beim SevenVentures Pitch Day gewonnen hat.
Joko Winterscheidt nannte eure Idee simpel, aber sauber umgesetzt. Wie kamt ihr überhaupt auf die Idee für ArtNight?
Die Idee stammt ursprünglich aus den USA. Mein Mitgründer David entdeckte dort während seiner Weltreise das Konzept „Paint & Sip“ – also zusammenzukommen, um kreativ zu werden und dabei einen guten Wein und andere Verköstigungen zu genießen. Zurück in Deutschland begeisterte er mich mit der Vorstellung, kreative Workshops als unterhaltsame und neue Form der Abendgestaltung anzubieten. Und dann ging alles ganz schnell. Innerhalb von sechs Wochen bauten wir uns unsere eigene Webseite, akquirierten Künstler und testeten die ersten ArtNights.
Wow, das ist wirklich schnell! In was für Locations veranstaltet ihr eure Abende? Verfolgt ihr bei der Auswahl bestimmte Kriterien?
Unsere ArtNight Events finden in angesagten Bars, Cafés und Restaurants der Stadt, in mittlerweile fünf Ländern und 84 Städten statt. Die Location sollte eine entspannte Atmosphäre oder ein cooles Ambiente bieten und darüber hinaus auch über genug Platz für bis zu 25 Personen verfügen. Unsere Künstler suchen sich ihre Location selbst und stehen mit den Inhabern in direktem Kontakt.
Du hast gerade von euren Künstlern gesprochen. Was genau hat es mit ihnen auf sich?
Unsere Künstler gehören zum Herzstück unseres Konzeptes. Dabei bringen sie ganz unterschiedlichen kreativen bzw. künstlerischen Background mit. Neben dem kreativen Wissen und künstlerischen Fertigkeiten ist uns aber besonders wichtig, dass ein Künstler von Beginn an eine gute Stimmung unter den Teilnehmern erzeugen kann. Der Abend soll unterhaltsam sein, da der Fokus eindeutig auf dem Erlebnis selbst liegt. Der Künstler sollte zum einen individuell auf Nachfragen der Teilnehmer eingehen, zum anderen die Gruppe als Ganzes lebhaft durch den Abend führen können. Entertainment, Selbstbewusstsein und Zeitmanagement spielen hier eine große Rolle.
Wie sieht es denn auf der Teilnehmerseite aus? An wen wendet ihr euch mit euren Events und wie erreicht ihr diese Leute?
Wir sprechen die Menschen an, die in der heutigen digitalen Welt wieder mehr Zeit offline verbringen wollen. Ob mit Freunden oder als Neuling in einer Stadt, ArtNight verbindet Menschen über dieses kreative gemeinsame Erlebnis. Im Vordergrund steht ganz klar der Spaß und die Freude mal wieder kreativ etwas zu erschaffen. Aufgrund unserer Vielfalt an Motiven wird auch jeder fündig bzw. nehmen die Leute auch gerne mehrmals an einer ArtNight teil. Ob unsere Webseite, unsere Künstler oder unsere Location – unsere Zielgruppe und ihre Bedürfnisse stehen für uns immer im Vordergrund. Daher arbeiten wir immer daran, das Erlebnis weiter zu optimieren. Feedback von unserer Community nehmen wir uns sehr zu Herzen und es fließt stets in unsere Optimierungsprozesse mit ein.
In eurem Pitch habt ihr von dem Konzept des “Edutainment” gesprochen. Was genau versteht ihr darunter?
Edutainment ist eine Mischung aus Entertainment und Education. Auf der einen Seite steht bei unseren Erlebnissen die Freude und der Spaß im Vordergrund. Auf der anderen Seite aber auch, von den Künstlern hilfreiche Tipps und Tricks zu erfahren, kreative sowie künstlerische Fertigkeiten zu fördern und darüber hinaus z.B. Wissenswertes über Maltechniken zu erfahren. Bei uns trifft einmalige Unterhaltung auf individuelle Kreativität und trifft damit genau den Kern dieses Konzepts. Neben ArtNight bieten wir deshalb inzwischen auch BakeNights – Backkurse, PlantNight – Workshops rund um das Thema Pflanzen und ShakeNight – Cocktailkurse in Bars an.
Anscheinend hat euer Edutainment-Paket die Jurymitglieder beim SevenVentures Pitch Day auf der DMEXCO sehr überzeugt. Wie habt ihr euch auf den Pitch vorbereitet?
Selbstverständlich haben David und ich eine Strategie entwickelt, wie wir uns mit ArtNight bei dem Pitch präsentieren wollen. Die Herausforderung war hierbei, in relativ kurzer Präsentationszeit unser Konzept mit allen Vorteilen und Einzigartigkeiten vorzustellen, die Jury zu begeistern und letztlich von uns zu überzeugen. Darüber hinaus haben wir uns auch die Pitches aus den vergangenen Jahren angeschaut und analysiert.
Eine sehr interessante Vorgehensweise! Ich saß im Publikum und kann sagen, ich war auf jeden Fall von eurer Präsentation überzeugt. Was war dein erster Gedanke als dann der Gewinner verkündet wurde?
Wow, wir haben es echt geschafft! Es ist ein unglaubliches Gefühl gewesen! Es zeigt einem selbst, dass die ganze Arbeit, die wir als Team meistern auf Anerkennung und Unterstützung stößt. Es ist unfassbar toll zu sehen, dass die Menschen an unser Konzept glauben.
Wie geht es jetzt weiter? Habt ihr schon Pläne für das gewonnene Budget?
Wir werden uns gut überlegen, wie wir das Budget am besten einsetzen, um ArtNight und unsere anderen Unterhaltungsformate ShakeNight, PlantNight und BakeNight noch bekannter zu machen.
Und danach?
Wir wollen uns jeden Tag weiterentwickeln und unsere Prozesse optimieren. Wir sprudeln nur so vor neuen Ideen! Wir wissen aber auch, dass es wichtig ist, sich zu fokussieren und unsere sehr abwechslungsreichen Unterhaltungsformate weiter auszubauen und zu etablieren.
Dabei wünschen wir euch auf jeden Fall viel Erfolg! Eine letzte Frage zum Schluss: Hast du noch einen Tipp für die Pitcher im nächsten Jahr?
Man sollte sich natürlich immer gut vorbereiten und die Präsentationen mehrfach üben, analysieren und anpassen. Wichtig ist aber auch, die Leidenschaft zu transportieren und die Message klar und deutlich zu formulieren. Und vor allem – immer an sich selbst und sein Konzept zu glauben!
Fazit
„Das Team von ArtNight hat mich besonders begeistert, denn ihr Konzept rund um ‚Edutainment‘ trifft aktuell einen großen Nerv in der Gesellschaft”, sagte Kathrin Nusser, Jurymitglied und CFO von Flaconi nach der Siegerehrung. “Ich freue mich sehr, ArtNight und ihr Team in den nächsten vier Monaten dabei zu unterstützen, ihr Business-Modell im Rahmen unseres Flaconi-Mentoring-Programms weiter voranzubringen.“ Und auch wir sind gespannt, wie sich das Start-up von Amy und David weiter entwickelt. Fakt ist aber, dass der Zeitgeist im Businessmodell perfekt abgebildet wird: Das Bedürfnis digitale Technologien sinnstiftend für das reale Leben und die soziale Gemeinschaft einzusetzen.