Mental Health: Digitale Lösungen zur Prävention und Therapie
Das psychische Wohlbefinden rückt immer mehr in den Fokus: Dabei helfen zunehmend intelligente, digitale Mental-Health-Lösungen zur Diagnose, Behandlung oder Vorbeugung psychischer Erkrankungen. Wir haben uns einmal umgeschaut, was es derzeit schon alles auf dem Markt gibt und die interessantesten Ideen zusammengetragen.
Vom Nice-to-have zur Notwendigkeit: Digitale Lösungen für mentale Gesundheit
Wenn der Rücken schmerzt, ist die Arbeitsfähigkeit zweifellos stark eingeschränkt. Wohl jeder Mensch kann sich vorstellen, wie sich ein solches Leid anfühlt, ohne dass er es selbst jemals erlitten haben muss. Das gleiche gilt für andere Erkrankungen wie Infektionen, Vergiftungen oder Schwächungen des Kreislaufs.
„Im Jahr 2020 hat sich die Unterstützung der psychischen Gesundheit von einem "Nice-to-have" zu einer echten Notwendigkeit für Unternehmen entwickelt.“
Bei psychischen Leiden fällt die Empathie schwerer. Lange wurden Depressionen oder Angststörungen in der Arbeitswelt nicht im gleichen Maße ernstgenommen wie pathologische, körperliche Einschränkungen. Doch das änderte sich in den letzten Jahren gravierend. Gründe dafür haben die Gesundheitsexperten der DAK-Gesundheit in ihrem Gesundheitsreport 2021 gefunden: Arbeitnehmer:innen mit der Diagnose „Depression“ fallen im Durchschnitt 61 Tage im Jahr aus. Gleichzeitig stieg die Zahl der Krankschreibungen wegen Burnout oder anderen Belastungsstörungen. In der Bundesrepublik Deutschland erreichten die Fehlzeiten im Jahr 2021 aufgrund mentaler Erkrankungen einen neuen Höchststand.
Künstliche Intelligenz für Diagnose und Therapie bei Mental-Health-Problemen
Obwohl jüngere Menschen und Jugendliche stärker von psychischen Gesundheitsproblemen betroffen sind, ist es genau diese Gruppe, die besonders schwer zu erreichen ist – sei es präventiv, diagnostisch oder therapeutisch. Wissenschaftlich fundierte Apps, die mit Künstlicher Intelligenz (KI) arbeiten, gelten hierbei als besonders vielversprechende Lösungsansätze. Beispielsweise erforscht das Mannheimer Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Reallaboren, wie KI in der Vorbeugung oder Behandlung eingesetzt werden kann.
Einerseits ist es schwer vorstellbar, dass Maschinen kaputte menschliche Seelen heilen sollen. Schließlich wird der Verlust der zwischenmenschlichen Kontakte mit dafür verantwortlich gemacht, dass psychische Leiden auf dem Vormarsch sind. Anderseits können Roboter, smarte Programme und andere Anwendungen die Qualität der Diagnose entscheidend beeinflussen. Sei es durch intelligente Software, die Warnsignale schneller detektierten. Oder aber auch bei der Therapie: Denn die Wartezeit ist ein Faktor, der bei Mental Health über Leben und Tod entscheiden kann.
Telemedizin: Digitale Lösungen für eine gesunde Psyche
Die Telemedizin mischt derzeit die bestehenden Konventionen in der Medizin mächtig auf. Rund um den Globus entstehen neue Ideen, wie der Besuch beim Arzt oder der Ärztin mit Hilfe von Technologie vereinfacht werden kann. Das schwedische Start-Up Kry beispielsweise arbeitet an einer Plattform für Ärzt:innen und Patient:innen und erhielt 2021 satte 300 Millionen Euro Venture Kapital.
Nachdem es schon viele kleinteilige Lösungen gibt, zeichnet sich ab, dass der Trend zum ganzheitlichen Ansatz ausschlägt. Aus Betroffenensicht ist diese Tendenz mehr als nachvollziehbar. In einer akuten Situation an verschiedenen Stellen nach Hilfe suchen zu müssen, kann leicht zur Hürde werden, die in einer Notsituation nicht zu meistern ist. Demnach nützt das beste Angebot nichts, wenn die Patient:innen nicht niedrigschwellig damit in Verbindung kommen können.
Mental Health: Wearables, IoT und andere digitale Lösungen
Neben der Telemedizin erfahren die Gesundheitssysteme der Welt auch durch das Internet of Things (IoT) einen Qualitätssprung. Smarte Tracker können heutzutage leicht Vitalwerte wie Blutdruck, Glukosespiegel oder EKG messen. Spezielle Wearables können auch relevante Werte für Mental Health tracken. „Oura Ring“ legt den Fokus auf Schlafmessung und kann erkennen, wenn ungesunde Auffälligkeiten auftreten. „Muse“ ist ein Stirnband, dass das EEG misst und daraus Rückschlüsse auf das mentale Wohlbefinden zieht. „TouchPoints“ wiederum ist ein Armband, das Angst und Stresszustände diagnostiziert.