Mehr Frauen in die Führung

Frederike Probert startet mit Mission Female ein weibliches Leader-Netzwerk. Schon jetzt ein rasanter Erfolg.

Mehr Frauen in die Führung

Du hast jetzt die ersten Netzwerk-Treffen von Mission Female in Wien, München und Berlin absolviert. Wie war dein erster Eindruck, und worüber habt ihr dabei diskutiert?

Alles, was wir in unseren Netzwerk besprechen, gelangt nicht an Externe. Hierzu haben die einzelnen Mitglieder von Mission Female auch eine Selbstverpflichtung unterschrieben. Das macht den Charakter unseres Netzwerks aus: Wir unterstützen uns gegenseitig aktiv und schaffen ein vertrauensvolles Umfeld, in dem offen gesprochen und sich ausgetauscht werden kann.

Aber soviel kann ich Dir verraten: Bei den ersten Dinnern kannten sich nur wenige Frauen vorher persönlich. Es hat nach einer kurzen Aufwärmphase ungefähr 30 Sekunden gedauert, bis am Tisch die ersten intensiven Gespräche stattgefunden haben. Wir verbringen nicht nur einen gemeinsamen Abend in netter Atmosphäre miteinander, wir haben auch alle auf der Agenda, uns effizient zu vernetzen. Das bedeutet, es wird sehr schnell konkret: “Was machst Du? Gibt es etwas, wobei ich Dich unterstützen kann? Ach, ich habe da einen Kontakt, der Dich weiter bringen könnte”. Alles in Allem hatten wir also sehr produktive Abende und sind mit konkreten ToDos für das gesamte Netzwerk hochmotiviert bis zum nächsten Treffen auseinandergegangen.

 

Gibt es erste Entscheidungen aus diesen Runden? Gibt es also weitere Treffen?

Absolut. Das Feedback der meisten Frauen war, dass sie selten einen so geselligen und gleichzeitig effizienten Abend verbracht haben.

Für Mission Female bedeutet dies, dass wir unsere Female Leader Dinner weiter ausbauen werden: Es werden regelmäßig weitere Treffen stattfinden – in Hamburg, München, Berlin, Düsseldorf, aber auch in Zürich und an der Cote d’Azur zu den Cannes Lions. Allein in 2019 werden wir zehn weitere Dinner-Abende ausrichten.

Bei den ersten drei Terminen haben wir zudem entschieden, dass wir die Runde für ausgewählte Externe weiter öffnen. Wir bleiben pro Abend maximal 15 Frauen, dabei streben wir einen Mix aus Mitgliedern und Gästen an. Interessierte Frauen können sich über www.missionfemale.com für die einzelnen Veranstaltungen registrieren.

 

Diese Veranstaltungen sind ein Teil deines Angebotes im Rahmen von Mission Female. Welche weiteren gibt es?

Das ist richtig. Bei Mission Female steht der persönliche Austausch im Vordergrund. Nur gemeinsam sind wir stark. Wir alle wissen natürlich die Vorteile von sozialen Plattformen zu schätzen, wissen aber auch, dass wir uns treffen müssen, um unser Netzwerk nachhaltig weiter auszubauen. Das bedeutet, dass sich die Mitglieder unseres Netzwerks regelmäßig bei den Female Leader Dinners treffen, aber auch bei deutschlandweiten Workshop-Reihen rund um das Thema Persönlichkeits- und Karriereentwicklung. Zudem organisieren wir Fachvorträge bei unseren Mitgliedsunternehmen und treffen uns einmal im Jahr zu einem Retreat – ein verlängertes Wochenende abseits vom Alltag mit viel Zeit für sich und das Netzwerk. Über das Jahr verteilt arbeiten wir in kleinen, intensiven und vornehmlich lokalen Arbeitsgruppen zusammen.

 

Kannst Du verraten, wer bei Euch Mitglied ist?

Ja, kann ich. Eines unserer erklärten Ziele ist es, Female Leaders sichtbarer zu machen. Daher machen wir auch kein Geheimnis daraus, wer sich bei uns im Netzwerk aktiv engagiert. Wir haben einen gesunden Mix aus Führungsfrauen auf Top-Entscheider Ebene, aber auch bewusst aus dem mittleren Management. Wir glauben fest daran, dass wir nur über diese Konstellation aktiv einen Pull-Effekt kreieren können. Das bedeutet, dass Frauen aus dem Top-Management andere Frauen mit einem klaren Commitment, Karriere machen zu wollen, aktiv mit nach oben ziehen. Das ist kein fest statuiertes Mentoring Programm, sondern ergibt sich automatisch über den aktiven und persönlichen Austausch, den wir im Netzwerk fördern. Und das branchen- und unternehmensübergreifend.

Und zurück zu Deiner Frage: Wir haben herausragende Frauen wie Tina Müller (CEO von Douglas), Vera Schneevoigt (CDO Bosch Safety & Security Systems), Julia Stern (Vorstand Online Marketing 1&1 Telecommunications) oder auch Susanne Aigner-Drews (Geschäftsführerin Discovery Deutschland) mit dabei.

 

Wie wird man Mitglied im Mission Female Netzwerk?

Entweder über Empfehlung eines bestehenden Mitglieds oder per direkter Bewerbung. Oft bietet es sich auch im Rahmen meiner Beratungsmandate, die ich mit Unternehmen habe an, ausgewählte Frauen in das Netzwerk aufzunehmen, um Female Leaders auch nach außen sichtbarer zu machen und dafür zu sorgen, dass Frauen außerhalb des Unternehmens ein Netzwerk aufbauen können. Egal, über welchen Weg die Frauen zu uns kommen, sie gehen durch einen dreistufigen Interview-Prozess, bei dem wir nur bei einstimmiger positiver Meinung Mitgliedschaften vergeben.

 

Welche aktuellen Herausforderungen gibt es für Frauen, vor denen sie als Entscheiderinnen und Vertreterinnen des gehobenen Mittelmanagements stehen?

Nach wie vor gibt es die gläserne Decke – es ist für viele Frauen schwierig in das Top Management zu gelangen, wenn sie nicht aktiv von oben mitgezogen werden. Genau diese Herausforderung lösen wir über den aktiven Pull-Effekt in unserem Netzwerk.

Zudem führt ein noch bisher vornehmlich männliches Umfeld dazu, dass die Rahmenbedingungen für Female Leaders in den Unternehmen suboptimal sind. Hier gibt es Branchen-Unterschiede, die Herausforderung ist jedoch meistens ähnlich: Frauen fühlen sich oft allein und nicht wohl, wenn sie permanent die einzige Frau am Konferenztisch oder auf Messe-Bühnen sind. Unser Ziel ist es, mehr Frauen in Führungsetagen zu bringen, und sind davon überzeugt, dass dies über das Netzwerk gelingen kann in der Hoffnung, dass das “Lonesome Rider” Phänomen damit automatisch eliminiert wird.

 

Wie siehst du heute den Stand des Digitalmarketings? Hat die relativ junge Branche eine Chance, sich besser aufzustellen als etwa in der klassischen Industrie oder auch im Handel?

Die Digitalwirtschaft hat auf Grund einer besseren demografischen Voraussetzung, also in der Regel jüngere Führungsetagen, mehr Chancen sich anzupassen und zu entwickeln als traditionelle oder derzeit digital transformierende Unternehmen. Hier gibt es jedoch Unterschiede – die Regel ist, je größer das Unternehmen, desto starrer die Strukturen und desto schwieriger ist es, langfristige Veränderung zu bewirken. Deshalb sehen wir, dass insbesondere in kleineren Unternehmen und Start-Ups der Frauenanteil in Führungspositionen deutlich höher ist. Davon kann die Digitalbranche profitieren.

 

Welche Sichtbarkeit benötigt es künftig, um im Markt, auf Veranstaltungen und in den Unternehmen weitere Verbesserungen bezüglich der Diversität anzustoßen?

Zu allererst müssen die Female Leaders aus den Unternehmen sichtbarer gemacht werden. Das setzt voraus, dass Frauen zum Einen ohne Zweifel den Finger heben und bei Anfragen für Speaking Opportunities nicht hadern, sondern zusagen und sich der Aufgabe stellen. Zudem sollte innerhalb des Unternehmens geschaut werden, ob wirklich der männliche Kollege zum wiederholten Male die Interessen des Unternehmens in der Öffentlichkeit repräsentiert oder nicht doch eine Kollegin diese Rolle übernehmen kann. Übrigens sehen wir in unserem Netzwerk auch, dass es hilft, wenn Frauen sich gegenseitig für Auftritte auf den großen Bühnen aktiv empfehlen. Vorbilder spielen hier eine wichtige Rolle: Wir brauchen mehr weibliche Vorbilder, die sich und ihre Unternehmen sichtbarer machen, um noch mehr Frauen zu motivieren.

Dann müssen Unternehmen, die verstanden haben, dass heterogene Teams effizienter, profitabler und damit erfolgreicher sind, ebenfalls nach außen sichtbarer gemacht werden. Nur so schaffen sie es, weibliche High-Potentials für sich zu gewinnen und die Führungsriege von morgen aufzustellen. Mit Mission Female veranstalten wir deshalb auch Lounges mit Partner-Unternehmen auf bisher eher männlich-dominierten Veranstaltungen. Hier haben die Unternehmen die Chance, sich im Kampf um weibliche Führungskräfte sichtbar zu machen und entsprechende Kontakte zu knüpfen. Die Frauen nutzen unsere Mission Female Lounges als Anlaufstelle, Homebase, Meeting Area, Netzwerk-Plattform oder einfach mal, um sich vom Messe- und Konferenztrubel zu erholen.

 

Was sind die nächsten Schritte für Mission Female? Wie sieht deine weitere Roadmap aus?

Wir haben seit Launch Anfang diesen Jahres schon einen rasanten Start hingelegt. Der Bedarf für Female Empowerment ist bei Frauen als auch Unternehmen enorm. Daraus sind innerhalb kürzester Zeit drei konkrete Angebote entstanden, die Mission Female bedient: Eine Unternehmensberatung mit dem Ziel, mehr Frauen in die Führungsetagen zu bringen und zu halten. Unser Netzwerk für Führungsfrauen sowie unsere Mission Female Lounges für mehr Sichtbarkeit von Frauen auf Veranstaltungen. Jede einzelne dieser wichtigen Maßnahmen passen wir regelmäßig an die Bedürfnisse des Marktes, unserer Partner und Mitglieder an. Damit sind wir im Moment sehr gut ausgelastet und sehen täglich die Erfolge unseres Einsatzes.