KI als CRM Optimizer: MEGABAD macht’s im Mittelstand vor
Eine DMEXCO Kolumne von Robin Heintze über MEGABAD – und darüber, wie ein Mittelständler mit KI und CRM nicht nur experimentiert, sondern echten, messbaren Impact erzielt.

Reaktivierung im CRM: Wie MEGABAD zeigt, was KI im Mittelstand wirklich leisten kann
In vielen Marketingabteilungen – gerade im Mittelstand und bei B2B-Unternehmen – herrschen rund um das Thema Künstliche Intelligenz noch Zurückhaltung und Unsicherheit. Es ist ein bisschen wie bei Teenagern auf dem Schulhof bei expliziten Themen. Viel Neugier, aber wenig Praxiserfahrung.
Dabei ist es doch die Praxis, die besonders viel Spaß macht.
Bei KI gilt: Wer die richtigen Tools kennt und weiß, wofür man sie einsetzt, kann mit überschaubarem Aufwand erstaunlich große Hebel bewegen.
Ein spannendes Beispiel liefert der Sanitär-Onlinehändler MEGABAD: Das Kölner Traditionsunternehmen hat gezeigt, wie man Künstliche Intelligenz und CRM ganz pragmatisch und messbar erfolgreich in der Kund:innenreaktivierung einsetzt – mit über 1,2 Millionen Euro zusätzlichem Umsatz.
Die stille Reserve im CRM
Zur Zielgruppe von MEGABAD gehören sowohl Endkund:innen als auch Unternehmen. Die Herausforderung war aber typisch für viele B2B-Unternehmen: Im CRM von MEGABAD schlummerten viele inaktive Kontakte. Trotz intensiver SEA- und SEO-Aktivitäten lag hier ein riesiger Schatz – der aber nicht mehr auf klassische Mailings reagierte.
Statt sich mit einem weiteren Gutschein-Newsletter ins Postfach zu drängen, stellte sich das Team eine klare Frage: Wie können wir diese Menschen individuell ansprechen und zur Reaktion bewegen – ohne den Aufwand ausufern zu lassen?
Der Ansatz: Persönlich skalieren – mit KI CRM-Kontakte erreichen
Die Antwort war ebenso einfach wie wirkungsvoll: ein persönliches Video, aufgenommen vom Einkaufsleiter Ralf Hänichen. In diesem wandte er sich direkt an die Empfänger:innen, nannte ihre Namen, ging auf sie konkret ein – und der Eindruck war, als wäre jedes Video individuell aufgenommen worden. War es aber nicht. Zumindest nicht ganz.
Die Technik dahinter: Ein Mastervideo mit Platzhaltern, das anschließend per KI automatisiert mit den individuellen Kund:innendaten befüllt wurde. So entstanden über 21.000 personalisierte Videos. Ganz ohne, dass Ralf Hänichen 21.000-mal vor der Kamera stehen musste.
Versendet wurde die Kampagne per E-Mail – ein Kanal, der im B2B gerne unterschätzt wird. Die Ergebnisse aber waren beeindruckend:
Öffnungsrate: 46 %
Klickrate: 3 %
Bestellungen:900
Gesamtumsatz: über 1,2 Mio. Euro
Der wahre Aufwand: Datenverständnis, nicht Technik
Die Technologie war verfügbar, bezahlbar und funktionierte zuverlässig. Der wahre Hebel lag jedoch woanders: in der Vorbereitung der Daten.
Welche Kund:innen waren wie lange inaktiv? Welche Produkttypen wurden zuletzt gekauft? In welchen Intervallen? Diese Kohortenanalyse war der Kern der Kampagne – nicht die KI.
Das zeigt: KI ist kein Selbstzweck und macht allein keine gute Kampagne. Sie entfaltet ihren Wert erst dann, wenn sie auf eine gute Datenbasis trifft und ein klares Ziel verfolgt.
Was daraus folgt: KI ist kein (Konzern-)Spielzeug
Der MEGABAD-Case ist deshalb so relevant für KMU und Start-ups, weil er zeigt, dass KI nicht kompliziert sein muss. Kein Machine-Learning-Modell, kein Inhouse-Developer-Team. Sondern: kluge Ideen, passende Tools und saubere Daten.
Und genau da liegt der Punkt: Die zentrale Fähigkeit für moderne Marketer:innen ist nicht mehr (nur), Tools zu bedienen – sondern zu wissen, wofür man sie einsetzt. Wer den richtigen Use Case findet, kann auch mit überschaubarem Aufwand große Wirkung mithilfe von KI erzielen.
Was können B2B-Marketer daraus lernen?
- Reaktivierung statt Neukauf: Der Bestand ist oft wertvoller als neue Leads – man muss ihn nur intelligent ansprechen.
- Personalisierung geht über Text hinaus: Ein Video wirkt anders. Wenn es dazu noch den Namen nennt und eine echte Person zeigt – umso besser.
- E-Mail lebt: Gerade im B2B funktioniert der Kanal, wenn Inhalt und Timing stimmen.
- Daten sind die Basis: Segmentierung und Relevanz schlagen Frequenz.
KI ist kein Monolith: Wer Tools kennt, kann sie flexibel einsetzen – ob für Content, Video, Analyse oder Automatisierung.
Fazit: Mut zur Einfachheit
MEGABAD hat das Rad nicht neu erfunden. Muss man für Effektivität aber nicht. Und die besten Ideen sind oft am naheliegendsten. MEGABAD konnte durch die Aktion das Vertrauen alter Kund:innen zurückgewinnen. Mit einer klugen Idee, einem guten Team und dem Mut, neue Wege zu gehen.
KI ist kein Zukunftsthema mehr. Sie ist ein Werkzeug. Und wie jedes Werkzeug ist sie nur dann nützlich, wenn man sie gezielt einsetzt. Für uns heißt das: neugierig und kreativ sein. Und den Mut haben, neue Wege zu gehen. Auch und vor allem im B2B.