Digitalisierung im Personalwesen – immer noch Nachholbedarf?

Dass die Digitalisierung in der Schule noch in den Kinderschuhen steckt, hat die Corona-Pandemie bewiesen. Doch wie sieht es in Unternehmen aus? Wie steht es beispielsweise um die Digitalisierung im Personalwesen?

So steht es um die Digitalisierung im Personalwesen.
Bild: © Song_about_summer / Adobe Stock

Gegenfrage: Muss der HR-Bereich überhaupt digitaler werden?

Das Personalwesen steht aktuell vor großen Herausforderungen. Und die Pandemie verlangt noch immer viel von der HR ab. In den letzten Monaten mussten Personalverantwortliche ganze Abteilungen auf einen Schlag im Home Office managen und Mitarbeitende bei der Remote Work unterstützen. Gewohnte Recruiting-Prozesse sowie die Einarbeitung neuer Angestellter waren plötzlich nur noch online möglich. Hinzu kam die in vielen Betrieben anhaltende Kurzarbeit.

Nach wie vor besteht Fachkräftemangel. Die Zeiten, in denen lediglich ein Inserat in der Lokalzeitung Kandidat:innen in den Bewerber:innenpool spülte, sind eindeutig vorbei. Die Pandemie hat gezeigt: Heute ist und muss HR digital sein, um mit der wandelnden Medienlandschaft mitzuziehen. Denn Bewerber:innen recherchieren mittlerweile überwiegend im Netz nach passenden Jobs und erwarten dort interessante Stellenangebote und professionelle Unternehmensauftritte.

E-Recruiting: Potenziale erkennen und nutzen

Die Digitalisierung im Personalwesen ist im vollen Gange. Recruiter:innen bedienen sich heutzutage verschiedenster Kanäle. Dazu zählen die eigenen Karriereseiten sowie Stellenportale und nicht zuletzt Social Media wie Xing und LinkedIn. Auch Facebook, Instagram & Co. und sogar Messenger-Dienste wie WhatsApp oder Snapchat rücken in den Fokus. Personalmanager:innen sind heute Multichannel-Worker und ebenso breit und crossmedial aufgestellt wie so manche Marketing-Agentur.

Doch Achtung: Die Digitalisierung in der Personalbeschaffung ist kein Mittel zum Selbstzweck. Es geht nicht darum, sich ungeplant zu vernetzen oder zu versuchen, lediglich in vielen Kanälen präsent zu sein, weil man das jetzt so macht. Digitale Transformation im Recruiting bedeutet, Potenziale zu erkennen, Risiken zu vermeiden, neue Technologien zu verstehen und diese zielführend einzusetzen.

Digitale Technologien im Personalbereich einzusetzen, eröffnet Chancen – Chancen, die es vor wenigen Jahren noch gar nicht gab. HR-Verantwortliche müssen den Spagat zwischen der analogen und der digitalen Welt meistern: Durch den Einsatz neuer Tools entfalten sie spannende Potenziale. Gleichzeitig müssen Sie Risiken im Blick behalten. Dazu zählen Investitionskosten in neue Infrastrukturen, technische Probleme und Datenschutzfragen.

Sogar gesellschaftliche Debatten haben eine zentrale Bedeutung für die Digitalisierung im Recruiting. Wo müssen wir bei Digitalisierungsprozessen beispielsweise aufpassen, um Diversity im Recruiting automatisiert und selbstverständlich abzubilden? Das ist eine spannende Frage, auf die HR-Verantwortliche schon bald eine Antwort finden müssen.

Digitalisierung im Personalwesen: Die Zukunft beginnt heute

Viele Personalverantwortliche nutzen bereits jetzt hoch spezialisierte HR-Tools, welche die Arbeit in Personalabteilungen massiv vereinfachen und effizienter machen. So ermöglichen Bewerbermanagement-Systeme, beispielsweise coveto, BeeSite oder d.vinci, die automatische Erfassung von Bewerberdaten, eine erweiterte Suche nach Fachkräften, die effiziente Entwicklung von Anforderungsprofilen und noch vieles mehr. Professionelle Softwares sind auch in anderen HR-Bereichen nicht mehr wegzudenken und mittlerweile eher die Regel als die Ausnahme im Arbeitsalltag.

Auf der Schwelle zum Personalmanagement 4.0

Weiterhin tragen Konzepte und Paradigmen wie Suchmaschinenoptimierung (SEO), die Marketing-Automatisierung oder agile Personalprozesse einen wichtigen Teil zum modernen, digitalen Personalmanagement bei. Es entstehen neue Aufgaben, Ziele und Rollenbilder, die das Selbstverständnis der HR verändern. Und nicht zuletzt sind Themen wie Big Data, künstliche Intelligenz (KI) und das Personalmanagement 4.0 in aller Munde. Sie führen zu einer fruchtbaren Debatte unter HR-, IT- und Marketing-Verantwortlichen und geben Einblick in eine vielversprechende Zukunft.

Großartige Möglichkeiten – doch wie werden sie genutzt?

Die Potenziale sind da und die Richtung steht fest. Doch wie weit ist die HR in der Praxis? Ist die Digitalisierung im Personalmanagement noch im zarten Wandel oder schon im vollen Umbruch?

Antworten liefert die aktuelle Studie „Data-Analytics, Automatisierung & Co. – HR-Studie 2020: So steht es um die Digitalisierung der Personalarbeit“. An der zwischen 2019 und 2020 von der Universität Halle-Wittenberg durchgeführten Umfrage nahmen über einhundert Mitarbeitende sowie Führungskräfte deutscher Unternehmen teil. Sie zeigt den Status quo in Sachen Digitalisierung im Personalwesen. Dazu einige spannende Eckpunkte:

75 %
der Befragten setzen bereits eine digitale Personalaktenlösung ein oder planen dies.
72 %
der Befragten setzen in ihrem Unternehmen ein Bewerbermanagement-Tool ein.
64 %
der Befragten gaben an, ein Personalabrechnungssystem in ihrem Betrieb zu nutzen.
58 %
der Befragten sagen, sie hätten bereits HR-Prozesse digitalisiert.
52 %
der Befragten setzen schon auf eine Cloudlösung oder planen, in die Cloud umzuziehen.

Digitalisierung im Personalwesen: Die aktuelle Zeit ist und bleibt spannend für die HR

Die Fakten aus der Studie zeigen: Die Digitalisierung in Deutschlands Personalabteilungen ist im vollen Gange. Allerdings reagieren noch nicht alle Personalverantwortlichen mit Enthusiasmus. So sagten über die Hälfte der Studienteilnehmer:innen, dass zwar das Bewusstsein für die digitale Transformation vorhanden sei, es jedoch noch an der Umsetzung hapern würde.

Es gilt also weiterhin: Personalverantwortliche müssen digitale Technologien verstehen lernen, Hürden erkennen und neue Lösungen Step-by-step etablieren. Wer bedacht agiert und in aller Ruhe an die digitale Transformation herantritt, wird diese souverän meistern.

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