Digital Health: Das Gesundheitssystem der Zukunft

Ziel des Gesundheitssystems ist, die Bürger:innen umfassend medizinisch zu versorgen und die Vorsorge so zu verbessern, dass die Menschen seltener auf Ärzt:innen oder Pfleger:innen angewiesen sind. Digital Health bietet dazu enorme Chancen.

Digital Health: Wie steht es um die Digitalisierung des Gesundheitswesens?
Bild: © Gorodenkoff / Adobe Stock

Wie steht es um die Digitalisierung des Gesundheitssystems?

Aktuell hinkt Deutschland noch bei dem Vorhaben hinterher, das Gesundheitssystem für die nächsten Dekaden fit zu machen. Mit dem Krankenhauszukunftsgesetz ist jedoch ein großes Update geplant. Doch wohin geht die Reise eigentlich? Wir haben uns mit Sebastian Durnwalder von Microsoft über die spannendsten Entwicklungen im Gesundheitswesen unterhalten. Im Interview erklärt er, inwiefern Corona die Digitalisierung vorantreibt, welche smarten Lösungen es im Bereich Digital Health schon gibt und welche Veränderungen auf Kliniken, Mediziner:innen und Patient:innen zukommen werden.

Spätestens mit der Corona-Pandemie ist die digitale Infrastruktur von Kliniken ein zentrales Thema geworden. Was sind die spannendsten Entwicklungen im Bereich von Digital Health?

Sebastian Durnwalder: Die Corona-Pandemie hat uns gezeigt, welche Rolle die Digitalisierung des Gesundheitswesens bei der Bewältigung derartiger Herausforderungen spielt. Nicht nur für die Versorgung von Patient:innen, sondern auch für die Arbeitsbedingungen der Fachkräfte, Arbeitsprozesse, die Analyse von Ansteckungswegen und die Erforschung von Krankheitsbildern und passenden Therapiemöglichkeiten.

„Je früher eine Behandlung möglich ist, umso höher sind die Erfolgschancen.“

Die Situation hat dazu geführt, dass die digitale Transformation über die letzten zwei Jahre im Gesundheitssektor an Fahrt aufgenommen hat. Anfang 2021 wurde die elektronische Patientenakte (ePa) eingeführt, der Bund investiert im Rahmen des Krankenhauszukunftsgesetzes (KHZG) erstmalig seit Jahrzehnten direkt aus Haushaltsmitteln in IT-Projekte von Krankenhäusern. Ziel muss es sein, jetzt schnell moderne Strategien zu entwickeln und die entstandenen Rahmenbedingungen einfließen zu lassen. Nur so können stimmig integrierte IT-Projekte zustande kommen.

Die Verbindung zwischen Patient:innen, Pflegeteams und Daten ist von grundlegender Bedeutung, um die bestmögliche Pflege und die besten Ergebnisse zu erzielen. Themen wie Telemedizin werden eine wichtige Rolle spielen. Zudem müssen Gesundheitsorganisationen und Kliniken eine klare Datenstrategie festlegen: Welche Erkenntnisse kann ich aus vorhandenen Daten gewinnen und auf welche Netzwerke und Partner kann ich setzen? Basierend auf Datenanalysen oder mit der Hilfe von Algorithmen und Künstlicher Intelligenz können beispielsweise Krankheiten schneller diagnostiziert werden. Je früher eine Behandlung möglich ist, umso höher sind die Erfolgschancen.

„Im Rahmen des Programms erhalten gemeinnützige Organisationen und Forschungseinrichtungen Zugang zu modernen Technologien, Ressourcen und Expertisen.“

Seit Anfang 2020 investiert Microsoft 40 Millionen US-Dollar in die Erforschung von Künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen „AI for Health“. Im Rahmen des Programms erhalten gemeinnützige Organisationen und Forschungseinrichtungen Zugang zu modernen Technologien, Ressourcen und Expertisen. Ziel der Initiative ist es, mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) die Forschung im Gesundheitswesen zu beschleunigen und so eine verbesserte Gesundheitsversorgung zu erzielen.

Sebastian Durnwalder

Sebastian Durnwalder ist seit neun Jahren für Microsoft im Gesundheitswesen tätig und leitet seit 2017 den Bereich Vertrieb.

Im Interview erklärt Sebastian Durnwalder die wichtigsten Trends im Gesundheitsbereich.
Copyright: Sebastian Durnwalder (Microsoft)

Das Bundesministerium für Gesundheit plant mit dem Krankenhauszukunftsgesetz ein digitales Update für die Kliniken und Krankenhäuser. Wie wird sich dieses Gesetz auf die Patient:innen auswirken?

Sebastian Durnwalder: Das Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS) fördert im Krankenhauszukunftsfonds (KHZF) IT-Projekte von Krankenhäusern mit einem Gesamtvolumen von bis zu 4,3 Milliarden Euro. Dafür stellt der Bund drei Milliarden Euro bereit, die Länder steuern weitere 1,3 Milliarden Euro bei. Das ermöglicht Krankenhäusern in zukunftsweisende Notfallkapazitäten, in Digitalisierungsprojekte und in ihre IT-Sicherheit zu investieren. Digitale Gesundheitslösungen verbessern das Patient:innenerlebnis und optimieren die Zusammenarbeit im Gesundheitswesen.

Für Patient:innen heißt das ganz konkret, dass sie beispielsweise im Krankenhaus von schnelleren Betriebsabläufen profitieren, da die Übergaben nicht mehr händisch erfolgen, sondern automatisiert und Pflegeteams an einem Ort sämtliche Dokumentationen hinterlegt haben. Patient:innen, die über eine Remote-Lösung betreut werden, müssen nicht immer persönlich zur Behandlung kommen, was den Komfort erhöht und geringere Kosten verursacht. Mit der Automatisierung von Prozessen, intelligenter Verknüpfung von Systemen und dem Einsatz modernster Technologie, wird es möglich, die Verwaltungsaufwände von Ärzt:innen und Pflegekräften zu minimieren. So kann sich das Fachpersonal dem widmen, was wirklich wichtig ist: den Patient:innen.

Wie können digitale Tools wie Microsoft Teams oder die Cloud for Healthcare dabei helfen, die Arbeit im medizinischen Sektor zu verbessern?

Sebastian Durnwalder: Nicht erst die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass es einen grundlegenden Bedarf an Echtzeit-Zusammenarbeit im Krankenhaus gibt, der über die bestehenden IT-Lösungen nicht abgedeckt wird. Mit Microsoft Teams stellt Microsoft Krankenhäusern und Gesundheitseinrichtungen ein digitales Tool zur Verfügung, mit dem sich Absprachen schnell, unkompliziert und vor allem sicher umsetzen lassen – entweder per Chat oder in Form einer Videokonferenz. Neben einem einfachen Austausch ermöglicht Microsoft Teams auch das Ablegen und Bearbeiten von Dateien. Das ist sowohl innerhalb der eigenen Organisation möglich – also beispielsweise innerhalb eines Krankenhauses – als auch mit externen Personen oder Organisationen, wie zum Beispiel Gesundheitsämtern oder Patient:innen. So wird das gemeinsame Arbeiten an Dienstplänen oder das Teilen von Berichten zu jeder Zeit an jedem Ort möglich.

Ein Beispiel, wie das in der Praxis aussehen kann: 1.600 angehende Pfleger:innen der Sana Kliniken waren zum Fernunterricht gezwungen. Dafür hat die Sana IT Services GmbH in Rekordzeit 80 virtuelle Klassenräume auf Basis von Microsoft Teams eingerichtet – der Lernstoff wurde in Videokonferenzen vermittelt, Materialien und Dokumente, an denen gemeinsam gearbeitet werden konnte, wurden über die Cloud bereitgestellt. Für ihr innovatives Homeschooling-Modell haben die Sana-Pflegeschulen den Deutschen Change Award 2020 gewonnen, eine der bedeutendsten Auszeichnungen im deutschen Gesundheitswesen.

Um die Möglichkeiten der Technologien im Gesundheitswesen noch besser nutzbar zu machen, hat Microsoft die Microsoft Cloud for Healthcare gestartet – ein neues Cloud-Angebot speziell für das Gesundheitswesen. Die Microsoft Cloud for Healthcare erleichtert es Organisationen im Gesundheitswesen, das Patient:innenerlebnis zu verbessern, die Zusammenarbeit zu optimieren, Erkenntnisse aus Gesundheitsdaten zu gewinnen und ihre betriebliche Effizienz zu steigern. Die Cloud ist auch im Gesundheitswesen die unerlässliche Basis jeder Innovation, denn sie schafft erst die Voraussetzung für eine umfassende Vernetzung, eine organisationsweite Zusammenarbeit und die Nutzung von Künstlicher Intelligenz.

Es gibt allerdings auch Bedenken in Bezug auf Digital Health. Was lässt sich Skeptiker:innen entgegnen, die Angst vor einer Technologisierung des Gesundheitssystems haben?

Sebastian Durnwalder: Tatsächlich sind es unterschiedliche Bedenken, die uns begegnen, zum Beispiel die Angst vor vermeintlich hohen Kosten, die mit der Digitalisierung einhergehen, oder auch die Sorge, hoch komplexe Technologien nicht mehr beherrschen zu können. Ein zentraler Punkt in allen Gesprächen ist die Sicherheit. Offener Zutritt zu Gebäuden, Patient:innenversorgung zu Hause, vielfältige digitale Zugangswege und vor allem massiv zunehmende Hackerangriffe werfen viele Fragen auf.

„Jeder Bürger und jede Bürgerin soll von unseren Technologien profitieren.“

Wir möchten erreichen, dass das Gesundheitswesen durch unsere Technologien sicherer, einfacher und fortschrittlicher wird. Jeder Bürger und jede Bürgerin soll von unseren Technologien profitieren und informierte Patient:innen, die jederzeit die Kontrolle über ihre Daten haben, sollen nicht das Ergebnis, sondern Teil des Prozesses sein.

Aus den Möglichkeiten und Chancen eines digitalen Gesundheitssystems folgt eine große Verantwortung: Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen müssen ihre IT-Infrastruktur, aber auch den sicheren digitalen Zugang für Patient:innen und ihre Daten schützen. In der Corona-Krise sind Gesundheitseinrichtungen weltweit zur Zielscheibe von Hackern geworden. Sogar die WHO verzeichnete Angriffe auf ihre Systeme. Aber auch hiesige Krankenhäuser sind verstärkt ins Visier von Cyberkriminellen geraten. IT- und Sicherheitsverantwortliche müssen dafür sorgen, dass Nutzer:innen, Geräte, Anwendungen und Daten an jedem Ort geschützt sind. Technologieanbieter wie Microsoft übernehmen eine wichtige Rolle, was die Entwicklung leistungsstarker IT-Sicherheitsprodukte sowie die Bedrohungsabwehr angeht.

Dennoch steht jede einzelne Organisation in der Verantwortung, sich mit dem Thema IT-Sicherheit auseinanderzusetzen. Als praktikabel haben sich bei unseren Kund:innen starke Authentifizierungsmethoden und Zero-Trust-Ansätze erwiesen. Wer diese Themen konsequent angeht, profitiert von den Chancen eines digitalen Gesundheitssystems.

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