Der Facebook-Shop – neue Welten für Händler und Kunden

Facebook und Instagram wurden während der Corona-Zeit um ein neues Shopsystem ergänzt, das Amazon und Co. Konkurrenz machen könnte. Welche Chancen bergen die Social-Media-Module für den E-Commerce? Lies hier, welche Neuerungen es gibt und was es für Betreiber zu beachten gilt.

Der Facebook-Shop hebt interaktives Shopping auf ein völlig neues Level.
Bild: © leszekglasner / Adobe Stock

Was ist neu am Facebook- und Instagram-Shop?

Facebook verfolgt mit dem Marketplace bereits seit längerer Zeit E-Commerce-Ambitionen, auch einen Seitenshop auf der eigenen Business Page gibt es schon seit geraumer Zeit. Der bietet die Möglichkeit, Produkte mit kurzer Beschreibung und Preisangabe zu präsentieren. Zum Kaufabschluss wird dann auf den eigenen Webshop weitergeleitet. Auf Instagram sieht es ähnlich aus: Hier werden ganze Themen-Welten eröffnet: Sport, Babykleidung oder Innendesign – alles, was den Nutzer interessiert, wird auf der Shop-Seite angezeigt. Klickt man auf ein Bild oder ein Video, erhält man Infos zu den verlinkten Produkten, kann sie aber erst nach Weiterleitung auf den Webshop kaufen – nun hat Facebook aufgerüstet.

Seit Mai ist es offiziell möglich, Waren direkt auf Facebook beziehungsweise Instagram zu verkaufen. Der Weg über den Webshop ist in Zukunft nicht mehr nötig: Die komplette Customer Journey erfolgt dann auf Facebook und Instagram. Bezahlt wird über Facebook Pay. In Deutschland läuft der Rollout momentan, nach und nach können sich Online Shops dort einrichten. Wer bislang Shopify genutzt hat, muss nur warten, bis sein E-Commerce-Bereich automatisch zum Facebook- beziehungsweise Instagram-Shop umgewandelt wird.

Ein großer Vorteil für Online-Shop-Betreiber: Facebook- und Instagram-Shop sind kostenlos – anders als beispielsweise ein Shop auf Amazon. Lediglich ein Business-Profil auf dem jeweiligen Kanal ist vonnöten, um eine Shop-Seite einzurichten. Eine Gebühr kann erst im Bereich der Zahlungsmodalitäten anfallen. Gerade in der Covid-19-Krise haben daher die neuen Shop-Features unter Online-Händlern großen Anklang gefunden. Und darüber hinaus geht der Trend zum personalisierten Shopping-Erlebnis, der Zeitpunkt des Launchs ist also klug gewählt.

So richtest du deinen eigenen Shop ein

Der Shop wird über die Facebook Business Page eingerichtet und automatisch für Instagram miterstellt. Über den Tab „Shop“ in der linken Sidebar gelangst du (nur als Seiten- und Business-Manager-Admin) in den sogenannten Commerce Manager und wirst dort durch ein Menü geführt, mit dem du unkompliziert deinen Shop erstellst. Du legst Lieferkonditionen, Liefergebühren, Zahlwege sowie Rückgabebedingungen fest. Kunden können ihre Kreditkarte oder einen PayPal Account bei Facebook hinterlegen. Im Commerce Manager lädst du dann die Artikel hoch, die du verkaufen möchtest. Dort wird auch übersichtlich aufgelistet, wie viele Verkäufe oder Rücksendungsanfragen du verzeichnest. Der Shop wird automatisch mit dem Facebook-Business-Konto verknüpft.

Welche Möglichkeiten eröffnet der Facebook-Shop für Händler und Kunden?

Für den Kunden erscheint im Front End die Produktansicht mit einer direkten Kaufmöglichkeit per Button-Klick. Der Shopping-Vorgang unterscheidet sich im Wesentlichen kaum von der Customer Journey in einem gängigen Online Shop: Vom Stöbern in den sogenannten „Collections“ bis zum Check-out passiert nun alles auf Facebook beziehungsweise Instagram. Aber Mark Zuckerberg wäre nicht Mark Zuckerberg, wenn nicht noch etliche weitere Features für Händler und Kunden auf dem Weg wären: So läuft der Shop optional zusätzlich über den Facebook Messenger, die Instagram Direct Messages und die Facebook-Tochter WhatsApp, sodass du als Händler mit deinen Kunden direkt in Kontakt treten kannst. Für die Kundenbindung hat Facebook ein Loyalty-Programm ins Leben gerufen, eine digitale Kundenkarte, mit der Nutzer bei dir Punkte sammeln können.

In diesem offiziellen Video führt Facebook in seinen neuen Shop ein.

Direkte Interaktion hebt Shopping auf ein neues Level

Das ganze Potenzial der Symbiose von sozialem Netzwerk und Online Shopping kommt in der direkten Interaktion und im persönlichen Kontakt mit den Kunden erst richtig zum Vorschein. Sehr unkompliziert: Via Direktnachricht können Kunden auf kurzem Wege Fragen zu Produkten stellen und erhalten ebenso schnell Antwort vom Verkäufer. Sehr wichtig sind außerdem die Live-Funktionen: Beim „Live Shopping“ hast du als Händler die Möglichkeit, deine neuen Produkte face to face vor Tausenden Kunden zu launchen und unmittelbare Resonanz zu erhalten. Interessenten können ihre Meinung äußern und Fragen zum Produkt stellen, die du wiederum direkt beantwortest. Das kann zu einer schnellen Kaufentscheidung führen – und der Kauf ist dann sehr einfach möglich. Der Verkäufer hat die Option, bestimmte Artikel aus seinem Shop in den Live Stream einzubinden, sowohl auf Facebook als auch auf Instagram. Sie werden im unteren Teil des Bildes eingeblendet, sodass der Zuschauer direkt seinen Warenkorb füllen kann.

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Milliarden aktive Nutzer haben Facebook, Instagram und WhatsApp weltweit.

Offensichtlich ist, dass sich für Online-Händler mit der Shopping-Funktion der globalen Social-Media-Giganten völlig neue Möglichkeiten ergeben. Rein theoretisch könnten Händler komplett auf ihren klassischen Online Shop verzichten. Allerdings gerät das Unternehmen Facebook immer wieder in die Kritik wegen seiner Verwendung privater Nutzerdaten. Wie sieht es mit dem Datenschutz im Facebook- beziehungsweise Instagram-Shop aus?

  • Facebook übergibt bei Bezahlung über Facebook Pay keine persönlichen Kundendaten an den Shop-Betreiber weiter, sofern dies nicht erforderlich für die Kaufabwicklung ist.
  • Der Kunde entscheidet selbst, ob er E-Mails vom Shop-Betreiber erhalten möchte oder nicht.
  • Nicht wenige befürchten, dass ihre Shopping-Aktivitäten im privaten Profil sichtbar werden – das ist jedoch nicht der Fall.

Für Facebook selbst besteht das Geschäft natürlich darin, Daten zu sammeln. Mit dem Shop-Angebot sammelt der Konzern zusätzliche wertvolle Daten über das Kaufverhalten der Nutzer. Eine weitere Einnahmequelle für Facebook: Ads, die die Händler für ihre Shops auf Facebook und Instagram schalten.

Auf welche rechtlichen Aspekte müssen Shop-Betreiber achten?

Zu beachten ist für Online-Händler in jedem Fall, dass Facebook keinerlei Verantwortung für jeglichen Inhalt des Shops übernimmt. Genau wie bei Amazon muss jeder Verkäufer selbst dafür Sorge tragen, dass er sich an die für ihn geltenden gesetzlichen Vorgaben hält. Da nun der Kaufabschluss direkt über die jeweilige Plattform möglich ist und nicht mehr über einen externen Online Shop, müssen alle notwendigen Informationen für den Käufer direkt eingebunden sein. Dazu gehören AGB, Widerrufsbelehrung, Datenschutzerklärung sowie transparente Angaben über Produktpreise, Zahlungsarten und Versandgebühren.

Wird Facebook Amazon auf die Füße treten?

Angesichts der zahlreichen Funktionen – zu denen sich wahrscheinlich nach und nach weitere gesellen werden – und den zahlreichen Interaktionsmöglichkeiten mit dem (potenziellen) Kunden könnten sich der Facebook- beziehungsweise Instagram-Shop durchaus als vielversprechende E-Commerce-Plattformen etablieren. Ob sich allerdings direkt eine Konkurrenz zu Amazon ergibt? Die riesige Auswahl an Produkten, die ausgeklügelte Logistik und die Extra-Dienste wie Amazon Prime machen Amazon noch zum unerreichten E-Commerce-Giganten. Allerdings punkten Facebook und vor allem Instagram mit der neuen Art, die Käufer persönlich zu erreichen und sie mit Bildern und Videos neue Shopping-Welten entdecken zu lassen – ein riesiges Plus im Vergleich zur logisch-nüchternen Aufmachung von Amazon. Fakt ist: Das Shoppen über Social Media wird die Zukunft des E-Commerce nicht unbedingt umkrempeln, aber zumindest prägen.