Der Aufstieg von KI-Agenten als Workforce
KI-Agenten erobern den Arbeitsmarkt. Ein Kommentar von Verena Gründel.

Eine gute Freundin von mir steht kurz vor ihrer Babypause. Sie leitet ein Kosmetik-Start-up, das nur aus ihr und einigen Aushilfen besteht. Das Marketing – von der Content-Planung über Social Media bis hin zur Kampagnensteuerung – betreut sie allein. Vor wie hinter der Kamera.
Eine gute Elternzeitvertretung ist zu teuer und mit Marketingassistenten hat sie schlechte Erfahrungen gemacht. Ihre Lösung: das Marketing so gut wie möglich an KI-basierte Systeme zu übergeben.
Zwar ist echte Automatisierung der Prozesse noch eine Herausforderung, wie sie festgestellt hat. Aber zumindest kann sie sich für mehr Zeit mit ihrem Baby entlasten.
Das Agenten-Team
Ihre Geschichte steht beispielhaft für eine wachsende Bewegung unter Einzelunternehmer:innen, Freelancer:innen, Solo-Gründer:innen und Influencer:innen. Immer mehr von ihnen nutzen Künstliche Intelligenz nicht nur, um Texte oder Bilder zu generieren. Sie etablieren die KI von Beginn an als Assistenzen – und müssen so erst gar keine Teams aufbauen.
Eine Studie von Wondercraft zeigt: Über 80 Prozent der Creator:innen verwenden bereits KI in ihrem Arbeitsalltag. Für Research, Contenterstellung und -optimierung, Marketingprozesse, Programmierung, Beratung, Sparring, Vertragsprüfung, Kundenservice und vieles mehr. Und das alles ohne Programmierkenntnisse.
Auch bei Freelancer:innen ist der Einsatz von Tools längst deutlich weiter fortgeschritten, als ich das in Unternehmen beobachte. Besonders deutlich zeigt sich der Trend bei jungen Start-ups, die aus der Not heraus neue Technologien schneller adaptieren (das war ja schon immer so) und von Anfang an auf Automatisierung setzen. Die Hürde, zu gründen, sinkt dadurch massiv, während die Chancen, schnell zu skalieren, größer werden.
Die KI-Agenten-Jobbörse
KI könnte das erste Ein-Personen-Unicorn hervorbringen, ging im Sommer durch die Medien. Vielleicht. Fest steht, dass die Entwicklung ganz klar in diese Richtung läuft. Bereits jetzt entstehen Plattformen, die AI-Agent-Jobs oder sogar hybride Teams aus Freelancer:innen und KI-Agenten zusammenstellen.
Start-ups mit großen KI-Agenten-Teams haben einen entscheidenden Vorteil gegenüber alteingesessenen Firmen mit gewachsenen Strukturen: Sie arbeiten deutlich schlanker und günstiger als die etablierte Konkurrenz. Das wird vor allem große Konzerne unter Druck setzen, die es nicht schaffen, rechtzeitig nachzuziehen.
Entstehen dadurch nun massenweise Start-up-Gründungs-Milliardär:innen? Ein paar – sicherlich. Unendlich viele – sicher nicht. Die KI-Workforce ist schließlich nur so lang ein Marktvorteil, bis jedes Unternehmen eine hat.
Gründer:innen 2.0
Kommt es durch den zunehmenden Einsatz von KI zu einem Qualitätsverlust oder einer Entwertung menschlicher Arbeit? Kritiker:innen befürchten das. Aber nein, in vielen Fällen ist das Gegenteil zu beobachten: Wer als Einzelperson auf intelligente Automatisierung setzt, kann sich stärker auf das konzentrieren, was wirklich den Unterschied macht – Haltung, Handschrift und menschliche Perspektive.
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