ChatGPT steigert Traffic, aber nicht Umsatz
ChatGPT ist (noch) nicht die Zukunft des Shoppings. Ein Kommentar von Verena Gründel.
Ist ChatGPT die Zukunft des Shoppings? Noch nicht.
Die Zahlen erzählen eine andere Story. Ja, ChatGPT schickt User:innen auf E-Commerce-Seiten – aber diese klicken selten auf „Kaufen“.
Eine neue Studie der Universität Hamburg und der Frankfurt School hat über 50.000 ChatGPT-getriebene Transaktionen analysiert und mit klassischen Kanälen wie Google Search verglichen. Das Ergebnis ist eindeutig: Affiliate-Links konvertieren 86 Prozent besser als ChatGPT-Referrals. Selbst organische Suche schlägt ChatGPT noch um 13 Prozent. Nur Paid Social performt schlechter – ein echter Budget-Burner.
Der Druck auf Retailer wächst. Die Sichtbarkeit auf Google sinkt rasant, und viele Online-Shops – vor allem kleine und mittelgroße – melden massive Traffic-Verluste: 40, 50, teilweise sogar mehr Prozent. Gleichzeitig gewinnen LLMs wie ChatGPT immer mehr an Reichweite. Doch der Traffic, den sie generieren, verwandelt sich (noch) nicht in Umsatz.
Warum? Die Studie liefert einen Hinweis: ChatGPT-User:innen sind neugierig – aber zögerlich.
Sie klicken – aber kaufen nicht. Der Missing Link? Trust. Nutzer:innen suchen Rat bei ChatGPT, aber sie schließen ihren Kauf lieber in vertrauten Umgebungen ab. Der Chat ist (noch) nicht das Ende der Customer Journey – sondern vielleicht nur ein früher Abzweig.
Deshalb gilt jetzt: Trust first! Marken müssen genau dort Vertrauen aufbauen, wo Kaufentscheidungen beginnen. In der Welt der LLMs zählt nicht mehr der letzte Klick – sondern die erste Empfehlung.
Wenn ChatGPT deine Brand erwähnt, bekommst du Attention. Wenn dein Shop diese Attention in Vertrauen verwandelt, gewinnst du nicht nur Traffic – du gewinnst Kund:innen.
Zweiter Hebel: Emotion statt Information. ChatGPT liefert Fakten – aber keine Shopping Desire. Was fehlt, ist Inspiration. Genau hier liegt die Chance: Retailer können punkten, indem sie Emotion, Surprise und Storytelling nutzen. Es geht nicht mehr nur darum, Produkte zu erklären – sondern das Einkaufserlebnis zu inszenieren.
Dritter Hebel: Trust operationalisieren. OpenAIs „Instant Checkout“ ist ein spannendes Experiment – aber es wird nur funktionieren, wenn User:innen sich sicher fühlen, direkt in ChatGPT zu kaufen.
Retailer können die Lücke mit Trust Signals schließen: Authentizitätssiegel, echte Customer Reviews, transparente Retourenrichtlinien. Digitale Proof Points, die LLMs lesen – und weitergeben – können.
Und zuletzt: It’s time to rethink the journey!
Old-School-Attribution war gestern. Wer hat den Kauf wirklich getrieben? Der Chat? Die Website? Der Creator? Zukünftige KPIs müssen nicht nur Conversion messen – sondern Influence.
Für Retailer, die jetzt experimentieren, öffnet sich ein echtes Window of Opportunity. Wer sich heute positioniert, gewinnt Marktanteile. Wer wartet, verliert.
AI Commerce ist kein Trend, auf den man sich vorbereitet. Er ist längst Realität.
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