Wie Progressive Web Apps den Mobile Commerce befeuern
Funktionen wie die Offline-Nutzung machen die Progressive Web Apps für den Mobile Commerce interessant.
Die Zukunft des Handels wird von digitalen Technologien bestimmt. Schon heute werden über 90 Prozent aller Käufe im stationären Handel durch ein digitales Endgerät beeinflusst, wie eine Deloitte-Studie (PDF) herausgefunden hat. Die Art der Beeinflussung umfasst die komplette Customer Journey und reicht von Recherchen zu Produkten und Preisen vor dem Kauf bis zu Service-Anliegen nach dem Kauf. Damit verlagert sich die Kaufentscheidung immer mehr aus den Läden heraus. Für die Händler ist das eine Entwicklung, die sie nicht unterschätzen dürfen: Wer keine digitalen Angebote bereitstellt, die den Anforderungen der Kunden genügen, verliert endgültig den Kontakt zu den Konsumenten.
Wie erreiche ich den Kunden am besten mobil?
Die Frage nach der Gestaltung der Mobile Experience ist sicherlich nicht neu. Lange ging es dabei um die Frage, ob eine Website für den mobilen Zugriff optimiert werden sollte, oder ob sie besser über den Mobile-First-Ansatz von Grund auf für Besucher mit mobilen Geräten konzipiert werden sollte. In letzter Zeit drängt sich eine dritte Option in die Diskussion: Mobile Only. Dabei geht es dann nicht mehr um eine Kompromisslösung, die sowohl Mobile- als auch Desktop-Nutzer einbezieht, sondern um einen dedizierten Mobile-Ansatz.
Für den Handel ist dieser Themenkomplex besonders wichtig. Wie eingangs erwähnt, findet heute kaum noch ein Kauf ohne digitale Beeinflussung statt. Mobile Endgeräte wie Smartphones und Tablets spielen dabei eine immer größere Rolle, da ihre Verwendung generell und speziell im Commerce zunimmt. Diese beiden Trends im Verhalten der Konsumenten machen die aktuell diskutierten Progressive Web Apps (PWA) so interessant für den Handel.
PWAs: Das Beste aus zwei Ansätzen
Mussten sich Händler bislang entscheiden, ob sie ihren Kunden lieber eine mobiloptimierte Website oder eine App zur Verfügung stellen wollen, bekommen sie mit den PWAs nun die Möglichkeit, die Vorteile beider Ansätze in einer Lösung nutzen zu können. Was die besonderen Vorzüge der PWAs sind, habe ich bereits in einem anderen Beitrag erklärt.
Für den Handel eröffnen sich zusätzliche Mehrwerte. Die Fähigkeit zur Offline-Nutzung durch die Cache-Funktion sorgt beispielsweise dafür, dass die Nutzer auch bei langsamen oder instabilen Verbindungen Zugang zu Inhalten wie Produktseiten, Warenkörben oder Wunschlisten erhalten. Zudem werden so Abbrüche im Check-Out-Prozess vermieden. Werden die Kaufvorgänge nicht abgeschlossen, können die Nutzer über Push-Benachrichtigungen an den Warenkorb-Status erinnert werden. Denkbar sind auch Benachrichtigungen für den Fall, dass Wunschlisten-Artikel im Sale angeboten werden. Oder wenn bestimmte Artikel wieder verfügbar sind, für die sich der Kunde interessiert hat, die beim letzten Besuch aber ausverkauft waren.
Ein sehr frühes Beispiel für Mobile Commerce via PWA stammt von der Online-Einzelhandelsplattform AliExpress, die zur Alibaba Group gehört. Nachdem sie mit einer nativen App keinen zufriedenstellenden Erfolg verbuchen konnten, wechselten sie auf eine PWA. Anschließend stieg die Konversionsrate um 104 Prozent (Chrome), beziehungsweise 82 Prozent (Safari). Dazu besuchten die Nutzer mehr als doppelt so viele Seiten und verbrachten durchschnittlich 74 Prozent mehr Zeit pro Session.
Natürlich lässt sich dieses Beispiel nicht verallgemeinern, aber es zeigt dennoch das große Potenzial der PWAs.
Erste KMU-Lösung für den Mobile Commerce
Gerade einmal fünf Monate nach der Übernahme der Commerce-Plattform Magento durch Adobe wurde auf einem Event in Barcelona kürzlich das Magento Progressive Web Applications Studio vorgestellt. Es soll Händlern und Entwicklern dabei helfen, für ihre Kunden zuverlässige, schnelle und ansprechende mobile Erlebnisse zu kreieren, die die Konversionsrate steigern und das Engagement erhöhen. Damit wird der Einstieg für kleine und mittlere Unternehmen in den Mobile Commerce deutlich erleichtert. Wer sich mit Magento bereits auskennt, kommt so noch einfacher zu seiner PWA.
Fazit: Von der Nutzung zum Umsatz
Dass der Handel insgesamt immer mehr von der Digitalisierung beeinflusst wird, ist weder neu noch überraschend. Doch ein Blick nach China macht sehr deutlich, dass wir in Deutschland zumindest bei der Umsatzgenerierung noch weit hinterherhinken. Um das zu ändern, müssen sich Händler konsequent auf die Erfüllung der Kundenbedürfnisse fokussieren. Das beinhaltet auch eine Customer Experience, die weit über das reine Anzeigen von Produkten hinausgeht. Mit den PWAs wird dieser Schritt in Zukunft deutlich vereinfacht. Das gilt nicht nur für den Onlinehandel, sondern bezieht auch den Stationärhandel mit ein: Wer digital nicht vorhanden ist, geht auch bei der digitalen Kaufvorbereitung leer aus und verliert seine Kunden.
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