Warum 5G alles auf den Kopf stellt
Der kommende Mobilfunkstandard 5G ist kein gewöhnlicher Evolutionsschritt, sondern eine Revolution.
In der Vergangenheit war die Evolution der mobilen Internetnutzung eher hardwaregetrieben. Richtig ging es erst mit dem ersten iPhone und den nachfolgenden Smartphone-Generationen los. Die parallel zur DMEXCO18 vorgestellte neue iPhone-Generation wird Apple vermutlich wieder Verkaufszahlen auf Rekordniveau bescheren, doch über deren Mobilfunk-Chips redet schon lange niemand mehr. Das wird sich in den nächsten ein bis zwei Jahren zumindest noch einmal kurzzeitig ändern, denn längst wird an der Entwicklung neuer Chips gearbeitet, die mit dem LTE-Nachfolger 5G arbeiten. Spätestens mit dessen Einführung wird das mobile Internet zu einer neuen Selbstverständlichkeit, denn 5G wird die Art und Weise grundlegend verändern, wie wir das Internet nutzen und wahrnehmen.
Das bringt 5G
Aus 4G wird 5G. Das klingt zunächst wenig spektakulär, doch wenn wir uns etwas näher mit den Spezifikationen von 5G beschäftigen, erkennen wir schnell die großen Fortschritte:
Geschwindigkeit: 4G bietet Download-Geschwindigkeiten von bis zu 100 Mbit/s, LTE Advanced kommt auf bis zu 300 Mbit/s. Mit 5G steigt die Geschwindigkeit auf mindestens 1 Gbit/s und später sogar auf bis zu 10 oder gar 20 Gbit/s.
Latenz: Durch die schnelle Reaktionszeit von einer Millisekunde fühlt sich 5G in der Praxis noch schneller an. Die Unterschiede bei der Latenz spüren wir schon heute, wenn wir von LTE (45 Millisekunden) zu UMTS (120 Millisekunden) wechseln.
Energieverbrauch: Rund 1000-mal weniger Energieverbrauch pro übertragenem Bit in den Endgeräten und 90 Prozent weniger Energieverbrauch pro Mobilfunkdienst machen 5G zu einer Energiespar-Technologie.
Was durch 5G möglich wird
Viele Technologie-Trends der letzten Jahre warten noch auf ihre flächendeckende Nutzung. Ob Internet of Things (IoT) oder Augmented Reality oder auch selbstfahrende Autos – all diese Technologien werden mit 5G auf ein neues Niveau gehoben. Denn sie haben einen gemeinsamen Nenner: Sie leben von Daten, benötigen Rechenpower und erhöhen die Zahl der verbundenen Geräte drastisch. Mit LTE bleiben diese Technologien allerdings in ihrer Evolution stehen, da sie eng an den Mobilfunk-Spezifikationen gebunden sind. Mit 5G werden diese Limitierungen größtenteils aufgehoben.
Beispiel Internet of Things:
Die Zahl der mit dem Internet verbundenen Geräte steigt kontinuierlich an. Derzeit wird dafür noch sehr häufig WLAN oder eine kabelgebundene Verbindung eingesetzt, doch es gibt viele Einsatzszenarien, bei denen das nicht möglich ist. Mobilfunk ist noch keine verlässliche Alternative, da sich etwa 200 Nutzer mit einer LTE-Funkzelle verbinden können, die sich dann die gesamte Kapazität teilen. Wir kennen das aus eigener Erfahrung, wenn wir an sehr belebten Plätzen mit dem Smartphone kaum Zugriff auf das Netzwerk bekommen.
Mit 5G steigt die Zahl der verbundenen Geräte auf 200.000 pro Quadratkilometer. Theoretisch sollen sogar bis zu einer Million Geräte erreicht werden. Zusätzlich sorgen Technologien wie das Network-Slicing dafür, dass ganz unterschiedliche Anwendungen möglich werden, die sich trotz zum Teil gegenläufiger Anforderungen an die Verbindung nicht gegenseitig behindern.
Marketing-Relevanz: Die Zahl der digitalen Werbeflächen in der analogen Welt dürfte sprunghaft steigen. Digital-out-of-Home (DooH) könnte damit künftig deutlich wichtiger werden.
Beispiel Augmented Reality:
Die erweiterte Realität ist ganz sicher eine spannende Technologie, für die es zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten gibt. Wichtig ist dafür aber eine sehr stabile Verbindung mit einer verlässlichen Datenrate sowie ein Endgerät mit entsprechend großer Rechenpower. Ein häufig angeführtes Beispiel für die Verwendung von Augmented Reality ist eine aus der Ferne unterstützte medizinische Operation. Kommt es dabei aber zu Verbindungsabbrüchen oder „Rucklern“, könnten die Auswirkungen fatal sein.
Erst mit 5G sinkt die Reaktionszeit im Mobilfunk in einen Bereich, in dem wir tatsächlich von Echtzeitanwendungen sprechen können. Gleichzeitig sorgt das Schichtenmodell (Network-Slicing) für eine große Verlässlichkeit. Und selbst die Rechenpower des Endgeräts muss nicht mehr der limitierende Faktor sein, denn mit 5G lassen sich auch komplexe Aufgaben direkt in der mobilen Cloud durchführen. Das Endgerät wäre dann nur noch für die Darstellung der Daten zuständig.
Marketing-Relevanz: AR-Anwendungen wie IKEA Place, mit der sich Möbel vor dem Kauf ins heimische Wohnzimmer holen lassen, können auf viele andere Bereiche adaptiert werden. Auch im Bereich Kundenservice können AR-Apps sehr hilfreich sein und beispielsweise bei der Einrichtung oder der Wartung von Geräten helfen.
Beispiel selbstfahrende Autos:
Die selbstfahrenden Autos entwickeln sich langsam vom Zukunftstraum zur Realität. Nahezu alle großen Automobilhersteller arbeiten intensiv an entsprechenden Entwicklungen, doch ohne passende Infrastruktur wird sich der Traum nur teilweise erfüllen lassen.
5G kann an vielen Stellen nützlich sein, bei denen es um Vernetzung geht, zum Beispiel mit einem intelligenten Verkehrsleitsystem, zwischen Fahrzeugen untereinander oder mit den Servern des Herstellers. Echtzeit-Kommunikation mit höchster Zuverlässigkeit ist bei selbstfahrenden Autos keine zusätzliche Option, sondern eine grundsätzliche Voraussetzung.
Marketing-Relevanz: Wenn wir unser Auto nicht mehr selbst lenken müssen, können wir die Fahrzeit im Auto ganz anders nutzen. Diese Zeit wird dann erstmals auch für Marketing-Aktivitäten interessant.
Fazit:
Noch dauert es, bis wir 5G zur Verfügung haben. Eine erste kommerzielle Nutzung wird für 2020 vorhergesagt. Doch die neuen Marketingmöglichkeiten brauchen ebenfalls Entwicklungszeit, so dass du dir heute schon intensiv Gedanken machen solltest, was 5G für dein Geschäft bedeutet.