w3.vision: Wie geht es weiter? Wo steht die Web3-Community aktuell?

Die w3.vision war eines der Highlights der DMEXCO 2022. Dem w3.fund ist es gelungen, einen Spielplatz für die illustre Web3-Community zu kreieren. Die DMEXCO23 ist schon in Planung und mit ihr wird es auch wieder eine w3.vision geben.

Nach dem Erfolg der w3.vision haben wir uns mit Vicktoria Klich vom w3.fund unterhalten.
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Wir wollten daher die Gelegenheit nutzen, uns mit Vicktoria Klich zu unterhalten. Im Gespräch blickt sie auf die erste w3.vision zurück, spricht über die aktuellen Entwicklungen bei den Web3-Themen und erklärt, worauf sich die Web3-Community freuen kann.

Was waren deine persönlichen Highlights der w3.vision?

Vicktoria Klich: Die w3.Vision war für uns persönlich ein unglaublicher Erfolg. Wir hatten die gesamte Web3-Community aus Deutschland vor Ort, die Bock hatte, sich miteinander auszutauschen, von anderen zu lernen. Gleichzeitig konnten wir auch viele Leute, die nicht unbedingt den Zugang zu diesen Themen hatten, mitziehen und dafür begeistern, sich damit auseinanderzusetzen.Wir waren der Hingucker auf einer sonst recht traditionellen Business-Messe. Ich meine, wir hatten eine G-Klasse vor Ort, wir hatten Freibier. Viele fragen sich, wo ist da der Zusammenhang mit Web3? So kannst du die Leute auf solche Themen aufmerksam machen!

Was zeichnet die Web3-Community aus?

Vicktoria Klich: Die Web3-Community ist divers und fällt aus allen Standards raus. Die meisten von ihnen kommen aus dem Bitcoin-Krypto-Ethos und haben ihre eigene Nische. Und wenn wir mal ehrlich sind: Das sind halt alles Nerds. Ich zähle mich da auch dazu. Das sind Leute, die sich nicht zwangsläufig um den finanziellen Aspekt rund um NFTs und Krypto scheren. Natürlich haben viele damit Geld verdient. Aber wir haben die w3.vision in einer Phase gemacht, in der der Markt sehr, sehr weit unten war und geblutet hat. Und trotzdem sind immer noch sehr viele Leute von der Technologie überzeugt und von dem, was damit möglich ist.

Du brauchst diese verrückten Leute, die Menschen, die das mit vorantreiben und anstoßen, um weiterhin die Aufmerksamkeit beizubehalten. Ich kenne keine Community, die so offen ist und die absolut gar nicht mit Ellbogen gegeneinander antreten möchte. Auf der w3.vision gab es viele Leute, die irgendwie dasselbe machen, aber keiner hat irgendjemanden das Gefühl gegeben: Okay, ich muss besser sein als du.

Im Gegenteil: Wir sind gerade in einer Phase, in der wir alle sagen, es gibt genug Platz für alle. Lasst uns lieber voneinander lernen und miteinander wachsen. Es mag sein, dass sich das irgendwann ändern wird, aber der Grund-Ethos von Krypto ist dezentral und für alle offen. Und das pflanzt sich so ein bisschen auch in die Gedanken der Leute ein, die dran arbeiten.

Wo würdest du das Web3 und alle Themen darum einordnen?

Vicktoria Klich: Für mich muss Revolution mit viel Chaos und viel Aufmerksamkeit anfangen. Und das ist letztes Jahr passiert. So gut wie alle haben mittlerweile den klassischen NFT-Hype, den „Rich Path“ mitbekommen. Man hat super viel Geld mit JPEGs verdient und es gab auch viel negative Assoziationen, die immer noch im Mainstream mitschwingen. Meiner Meinung nach ist das aber wichtig. Das hat sehr, sehr viele Augen, sehr viel Geld und sehr viele Bilder in diesen Space gebracht. Es hat nicht mehr nur diesen Krypto-Bezug. Jetzt hast du viel mehr Kreativität im Space, du hast Themen wie das Metaverse, die Technologie ist grundlegend weiter und es geht eben nicht mehr um dezentrale Bezahlungsvorgänge, sondern um deutlich mehr.

Ich kenne Krypto auch schon ein bisschen länger, habe aber erst wirklich den Aha-Moment gehabt, als ich gemerkt habe, dass wirklich die digitale Kunst für 960 Millionen US-Dollar verkauft wurde, der Künstler aber langfristig eben an Weiterverkäufen partizipieren kann. Das war für mich der Aha-Moment, in dem ich Smart Contracts und das Potential von NFTs für Creator verstanden habe. Das merke ich, obwohl der Markt down ist. Nichtsdestotrotz gibt es die Technologie und daran halten die Leute fest, weil sie an den langfristigen Impact glauben.

Man muss ja auch zugeben: Es ist ja nicht nur der Krypto-Marktwert, der down ist. Wir sind einfach in der weltwirtschaftlichen Krise. Das kann man auf sehr viele Bereiche projizieren. Es wird ja immer gesagt, „der Bärenmarkt ist ein Builders Market” und das bekomme ich gerade wirklich zum allerersten Mal sehr stark zu spüren.

Alle Leute, mit denen ich mich unterhalte, flippen jetzt keine NFTs mehr, wie es vielleicht vor einem Jahr noch war. Stattdessen bauen sie an nachhaltigen Produkten, um die Technologie weiter voranzubringen.

Vicktoria Klich

Wie sieht deine Vision aus? Wie werden wir in zehn Jahren leben und welche Rolle werden NFTs und das Web3 dann spielen?

Vicktoria Klich: Viele werden andere Wörter für NFTs verwenden, wie „Digital Collectables” oder „Digital Stamps”. Wörter, die nicht so abschreckend wirken und von denen man nicht gleich glaubt, dass sie etwas mit Krypto zu tun haben. Viele glauben an die Technologie und dass sie der nächste Schritt der Weiterentwicklung des Internets ist. Also fast schon weniger als Revolution, sondern als Evolution.

Ich sehe eine Welt, in der wir alle die Blockchain als neues Internet Layer benutzen werden. Damit hat man viel mehr Möglichkeiten und ich bin davon überzeugt, dass wir so freier entscheiden werden, wo wir unsere Ressourcen reinstecken.

Alles wird digitaler, viel mehr wird automatisiert und klingt jetzt wahrscheinlich ein bisschen dystopisch. Ich sehe das aber eher utopisch, dass wir das Privileg haben werden, uns einfach viel kreativer ausüben zu können, weil viele Prozesse effizienter abgebildet werden.

Woher kommt das negative Image von „NFTs” und „Metaverse”?

Es sind sehr, sehr viele Leute in diesen Space gekommen, die sehr schnell schnelles Geld machen wollten. Das Interessante an der Blockchain ist, alles ist anonym, du kannst schnell mit dem Geld abhauen. Es sind so viele Hacks passiert, so viele Scams. Sehr viele Leute, die sich nicht mit der Technologie auseinandergesetzt haben, wurden grundlegend einfach verarscht.

Zusätzlich gab es sehr, sehr viele Unternehmen, die direkt angefangen haben Metaverse-Strategien aufzubauen. Das ist für mich das nervigste Buzzword 2021 gewesen, weil sich alle einfach auf etwas gestürzt haben, ohne es zu verstehen.

Jetzt, wo die Blase geplatzt ist, sind immer noch genauso viele Unternehmen dabei, sich eine Metaverse-Strategie aufzubauen. Das Schöne: Es geschieht mit mehr Bedacht. Starbucks ist für mich das beste Beispiel: Die nehmen einfach etwas, was schon da ist – ihr „Loyalty-Programm” –, und packen es auf die Blockchain. Dabei kommunizieren sie nicht „Hey, wir sind Starbucks und gehen jetzt ins Metaverse“, sondern sagen einfach nur, wir haben ein neues Programm und das macht folgendes möglich. Der Fokus liegt also nicht mehr auf Buzzwords, sondern auf dem was möglich ist.

 

Ich fand den Hype interessant, aber die Zeit jetzt noch viel spannender. weil alles viel mehr Ernsthaftigkeit hat als noch vor einem Jahr.

Vicktoria Klich

Wie geht es weiter mit dem w3.fund? Was habt ihr als Nächstes geplant?

Vicktoria Klich: Wir sind gerade stark dabei, in Web3-Start-ups zu investieren. Gerade fangen sehr viele Leute an, interessanten Sachen zu bauen, aus ganz vielen verschiedenen Bereichen. Und wir haben jetzt – sowohl über die w3.vision als auch über unseren NFT-Fund sowie unseren Content im letzten Jahr – ein gewisses Standing aufgebaut. So ist es gerade naheliegend, uns auch als Venture Fund zu positionieren. Neben Start-ups investieren wir auch weiter in NFTs, nur ein bisschen anders.

Die w3.vision 2023 ist natürlich auch in Planung. Sie wird noch ein bisschen größer angesetzt, aber trotzdem wollen wir die Authentizität und den Vibe beibehalten. Die Web3-Community aus dem deutschsprachigen Raum zusammenzubringen, ist einfach ein unglaublicher Case, sowohl für uns als auch für die ganze DACH-Community, weil vieles eben im englischsprachigen Raum stattfindet oder eben in den USA. Und sich da so eine Vorreiterrolle in Deutschland aufzubauen, ist schon sehr geil.

Wir werden natürlich alles in die Wege leiten, um das Web3 massentauglich zu machen, ohne es den Leuten aufzuzwingen, sondern um einfach nur zu zeigen: „Hey, hier passieren echt sehr, sehr coole Sachen und daran arbeiten wir gerade.“