Pinterest: Die digitale Schaufenstermeile wächst

Das visuelle Network glänzt mit neuen Funktionen und steigenden Zahlen. Hier die wichtigsten Fakten und Tipps.

Pinterest: Die digitale Schaufenstermeile wächst
© Pinterest 2018

Pinterest hat in den letzten Monaten ordentlich Gas gegeben und neue Funktionen eingeführt. Zwar steht es weiterhin zahlenmäßig im Schatten von Konkurrenten wie Instagram. 200 Millionen monatlich aktive „Pinner“ konnte man zuletzt vermelden. Aber wie schlaue Marketer wissen: Reine Nutzerzahlen sagen wenig aus. Es kommt immer auf die Branche und die Zielstellung an. Zudem steht es in Deutschland stark da, wie diese Statista-Grafik belegt.

Zahlen und Fakten zu Pinterest

Ebenso wie Instagram ist Pinterest dabei ein visuelles Netzwerk. Allerdings geht es hier nicht darum, das eigene Leben mehr oder weniger inszeniert zu präsentieren. Stattdessen sammeln die Nutzer Ideen und Anregungen in Form von Fotos und Videos – genannt „Pins“. Allein die deutschen Nutzer machen das 3,5 Millionen Mal pro Tag. Und das ist interessant fürs Marketing, denn es ist die digitale Version des Schaufensterbummels.

So haben nach eigenen Angaben 73 Prozent der Pinterest-Nutzer die Plattform genutzt, um nach etwas zu suchen, das sie kaufen möchten. 72 Prozent haben etwas offline gekauft, nachdem sie es auf der Seite gesehen haben. „Für viele unserer Markenpartner hat sich Pinterest in den letzten Jahren zu einem festen Bestandteil der Digitalstrategie entwickelt. Sie nutzen Pinterest als Quelle für Traffic und verwenden Trenddaten von Pinterest für ihre Marketingmaßnahmen“, erklärte mir gegenüber Jana Würfel, Country Lead Pinterest DACH.

Wie die Zahlen von Shareaholic zeigen, kann sich Pinterest als Traffic-Lieferant sehen lassen: Bei den untersuchten Seiten lieferte es zuletzt 7,53 Prozent der Besucher. Zum Vergleich: Nur Facebook (18,16 Prozent) ist stärker. Instagram wächst zwar deutlich, kommt aber trotzdem nur auf 0,73 Prozent.

Weltweit haben sich inzwischen 100 Milliarden „Pins“ angesammelt. Kernkategorien auf Pinterest sind dabei Food (21 Milliarden Pins), Fashion (21 Milliarden Pins), Home (16 Milliarden Pins) und Beauty (8 Milliarden Pins). 80 Prozent der Zugriffe kommen über mobile Endgeräte.

„Shop the Look“ für Mode und Einrichtung

In den Bereichen Fashion und Home hat das deutsche Pinterest im März 2018 die Funktion „Shop the Look“ testweise eingeführt. Der Bonus: Hier wird nicht pro Pin ein einzelnes Produkt verlinkt, sondern gleich mehrere. So lässt sich also in einem Rutsch ein neues Outfit oder eine neue Einrichtungsidee umsetzen.

Solche Verbesserungen beim Kernthema Einkaufen sind auch notwendig: Schließlich hat Haupt-Konkurrent Instagram inzwischen seine eigene Shopping-Funktion eingeführt. Zudem hat sich Instagram bei seinem Feature „Bookmark Collections“ von Pinterest inspirieren lassen, wie es scheint. Diese Sammlungen erinnern jedenfalls stark an Pinnwände, sind bislang aber nicht öffentlich.

„Pincodes“ im Einsatz

Ein weiteres neues Feature sind die „Pincodes“, die wie QR-Codes funktionieren. Auch sie wurden im März in Deutschland eingeführt. Entdeckt ein Nutzer einen solchen Pincode, öffnet er die Kamerafunktion in der Pinterest-App und wird dann auf eine verknüpfte Pinnwand oder Profilseite weitergeleitet.

Maggi beispielsweise hat das Feature in seinem „Kochstudio Store“ in Frankfurt am Main ausprobiert und plant inzwischen eine Erweiterung des Versuchs. Die Pincodes auf ihren Verpackungen leiten die Nutzer auf Pinnwände mit Rezeptideen, How-tos oder Wissenswertem zu den Zutaten.

Die Einrichtungsmarke Urbanara wiederum nutzt Pincodes im Flagship-Store in Düsseldorf sowie im aktuellen Sommerkatalog. Auch hier geht es darum, den Kunden Anregungen zu geben. Und wer beispielsweise eine Wolldecke kauft, bekommt einen Pincode, der zu weiteren Ideen und Pflegetipps führt.

Unter anderem experimentieren auch Edeka, Ikea und das Magazin Brigitte mit der Funktion.

Erfolgsfaktoren auf Pinterest

Wer seine Pinterest-Präsenz voranbringen will, muss dabei vor allem verstehen: Pins sind oftmals wichtiger als Follower. „Follower sind – neben vielen anderen Faktoren – lediglich ein Stück im großen Pinterest-Puzzle“, schreibt Alexandra Polunin zum Beispiel in diesem Blogpost. So kann man Pinterest eher mit einer Suchmaschine vergleichen. Es hat im Social Web entsprechend mehr Gemeinsamkeiten mit YouTube als mit Facebook. Das bedeutet zugleich: Pins können eine lange Lebensdauer haben und auch Wochen, Monate oder gar Jahre später noch Nutzer anziehen. Deshalb spielen Keywords eine wichtige Rolle.

Wichtig ist es natürlich, sein Profil professionell aufzusetzen und eine klare Vorstellung davon zu haben, wofür sich die eigenen Wunschkunden interessieren. Mit dem Wissen kannst du deine eigenen Pinnwände aufbauen oder dich an Gruppenboards beteiligen. Anderen interessanten Nutzern zu folgen, ist eine weitere Möglichkeit, um auf dich aufmerksam zu machen, sollte aber nicht zur reinen Taktik verkommen.

Schlusswort

Wer in den passenden Themenbereichen unterwegs ist und Pinterest bislang ignoriert hat, sollte definitiv einen Blick wagen. Wie gezeigt, kann es im Entscheidungsprozess vor dem Kauf eine wichtige Rolle spielen. Und gerade im deutschen Markt hat es mehr Gewicht als die nackten Nutzerzahlen nahelegen.