Nachhaltigkeit in der Werbung: Profitabel, glaubwürdig, zukunftssicher

Eine DMEXCO Kolumne von Evgeny Popov über Nachhaltigkeit in der Werbung als Erfolgsmodell.

DMEXCO Kolumne: Zwei Frauen stehen an einem Flipchart
Bild: © textbest | Canva Pro

Nachhaltige Werbung: Ein Erfolgsmodell für Gewinn, Performance und Umwelt

Lange Zeit war Nachhaltigkeit im Marketing und in der Werbung vor allem ein ethisches Gebot. Doch längst ist klar: Sie ist eine notwendige Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg. Marken und Agenturen suchen verstärkt nach Differenzierungsmöglichkeiten im Wettbewerb – und die Verbindung von Gewinn, Performance und ökologischer Verantwortung ist schon lange kein Randthema mehr, sondern ein zentraler Erfolgsfaktor.

Trotzdem bleiben viele Unternehmen skeptisch: Bringt nachhaltige Werbung tatsächlich messbaren wirtschaftlichen Mehrwert – oder bedeutet sie in erster Linie höhere Kosten? Die Antwort liefert die Praxis. Datenbasierte Fallstudien zeigen, dass sich das Verhalten der Verbraucher:innen verändert hat und dass Nachhaltigkeit in der Werbung und in der Unternehmensstrategie nicht im Widerspruch zu Gewinnzielen steht – sondern diese durch langfristige Wettbewerbsvorteile sogar stärkt.

Nachhaltigkeit als Marktfaktor: Verbraucher:innen fordern echte Verantwortung

Das Kaufverhalten der Verbraucher:innen zeigt, dass sie zunehmend auf nachhaltige Produkte setzen. Eine NielsenIQ-Studie aus dem Jahr 2024 ergab, dass 69 Prozent der Konsument:innen weltweit es vorziehen, Produkte von Marken zu kaufen, die sich aktiv für Nachhaltigkeit engagieren. Besonders stark ausgeprägt ist diese Haltung bei Millennials und der Generation Z: 84 Prozent von ihnen sind bereit, einen höheren Preis für umweltfreundliche Produkte zu zahlen.

Als kommunikative Schnittstelle zwischen Marken und Verbraucher:innen kommt Werbung die entscheidende Aufgabe zu, diese Werte glaubwürdig widerzuspiegeln. Nachhaltigkeit darf dabei aber nicht nur ein Marketingversprechen sein – sie muss in konkreten Maßnahmen verankert sein. Unternehmen, deren Werbeaussagen sich nicht mit ihren tatsächlichen Praktiken decken, laufen Gefahr, sich Greenwashing-Vorwürfen auszusetzen – mit potenziell gravierenden Folgen für Reputation und Kund:innenvertrauen.

Nachhaltigkeit in der Werbung – ein Wettbewerbsvorteil mit messbarem Return on Investment

Unternehmen, die konsequent die Übernahme ökologischer Verantwortung in ihre Marketingstrategien integrieren, profitieren langfristig von einem gesteigerten Markenwert – und damit von höheren Erträgen. Ein eindrucksvolles Beispiel ist Unilever: Die in die „Sustainable Living Brands“-Strategie des Unternehmens integrierten Marken erzielten Umsätze, die in den vergangenen Jahren um 69 Prozent schneller als der Rest des Markenportfolios wuchsen, und steuerten so 75 Prozent zum Gesamtwachstum des Unternehmens bei.

Die Entwicklung beschränkt sich jedoch nicht nur auf physische Güter. Auch führende Akteure der digitalen Werbebranche – darunter Google, GroupM und The Trade Desk – setzen auf umweltfreundliche Lösungen zur Reduzierung des CO₂-Ausstoßes. Diese Unternehmen haben erkannt, dass energieeffiziente Werbepraktiken nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch wirtschaftlich vorteilhaft sind.

Nachhaltige Werbung – angefangen bei der Reduzierung von Streuverlusten bis hin zur gezielteren Kund:innenansprache – ist damit nicht nur eine ethisch verantwortungsvolle Entscheidung, sondern ein klarer Business Case mit überzeugenden finanziellen Argumenten.

Wie Marken nachhaltige Werbung erfolgreich umsetzen können

#1 Kohlenstoffbewusstes Media Buying

Durch den Einsatz von Plattformen wie Scope3 und Cedara können Unternehmen den ökologischen Fußabdruck ihrer digitalen Werbung gezielt reduzieren, ohne dabei Reichweite oder Effektivität der Kampagnen zu beeinträchtigen. Der Schlüssel liegt in einem effizienten, Streuverluste minimierendem Mediaeinkauf – sei es durch die Vermeidung irrelevanter oder minderwertiger Impressionen, übermäßigen Retargetings oder ineffizienter programmatischer Transaktionen.

#2 Kreative Effizienz für umweltfreundliche Produktion

Nachhaltigkeit spielt jedoch nicht nur eine Rolle bei der Platzierung von Werbung – sie beginnt bereits bei der Produktion. Virtuelle Kampagnen, digitale Zwillinge und KI-gestützte kreative Optimierung ermöglichen es Unternehmen, Ressourcen zu schonen, Emissionen zu reduzieren und gleichzeitig die Effizienz zu steigern.

#3 Transparenz durch Messung

Wenn Nachhaltigkeit die neue Währung des Markenvertrauens ist, dann weist Messung ihren Wechselkurs aus. Rahmenstandards wie die – inzwischen eingestellte – Initiative Global Alliance for Responsible Media der WFA (World Federation of Advertisers) und die Initiative Ad Net Zero schaffen klare und einheitliche Richtlinien für CO₂-reduzierte Praktiken in der Werbewirtschaft.

#4 Nachhaltigkeit mit innovativer Technologie

Blockchain-basierte Lösungen und tokenisierte Ökosysteme ermöglichen die Verifizierung nachhaltiger Werbeaussagen. Neue Initiativen zum Einsatz von Web3-Technologien erforschen innovative Ansätze zur Nachverfolgung von Kohlenstoffkompensationen, zur Förderung eines ethischen Mediaeinkaufs und zur aktiven Einbindung der Verbraucher:innen durch gezielte Nachhaltigkeitsanreize.

Vom Kostenfaktor zum Wettbewerbsvorteil

Nachhaltigkeit ist somit längst kein optionales Extra in der Werbung mehr – sie hat sich zu einem entscheidenden Hebel für Differenzierung und Markterfolg entwickelt. Die erfolgreichsten Marken des Jahres 2025 werden diejenigen sein, die Nachhaltigkeit nicht nur pflichtbewusst umsetzen, sondern das Thema als zentralen Treiber ihrer Unternehmensstrategie begreifen.

Während der regulatorische Druck steigt und Verbraucher:innen zunehmend die Übernahme echter Verantwortung bei den Unternehmen einfordern, wird deutlich, dass Gewinn und Verantwortung nicht mehr getrennt voneinander zu denken sind – sie sind zwei Seiten derselben Medaille. Die Zukunft der Werbung gehört Marken, die es verstehen, Nachhaltigkeit, Kreativität und Performance klug miteinander zu verknüpfen – und damit sowohl wirtschaftlichen Mehrwert als auch positive ökologische Effekte erzielen.

Nachhaltigkeit in der Werbung: Von der Messung zur echten Wirkung

Nachhaltigkeit beginnt mit der Messung von Emissionen – aber dort darf sie nicht enden. Jetzt geht es zunehmend darum, die gewonnenen Erkenntnisse in wirkungsvolle Maßnahmen zu überführen.

Unternehmen müssen über Nachhaltigkeitsversprechen hinausgehen und aktiv daran arbeiten, auch ihre Mediadienstleister in die Dekarbonisierung einzubinden. Dies bedeutet konkret:

  • gezielte Zusammenarbeit mit nachhaltig agierenden Medienpartnern
  • KI-gestützte Optimierung der Werbeauslieferung zur Reduzierung des Energieverbrauchs
  • Verpflichtung von Ad-Tech-Unternehmen zur Emissionstransparenz

Niemand kann es sich länger leisten, die Übernahme ökologischer Verantwortung als bloßes Nice-to-have zu betrachten. Nachhaltigkeit (in der Werbung) ist längst eine nicht nur ökologische, sondern auch wirtschaftliche Notwendigkeit. Doch sind die Unternehmen bereit, die erforderlichen Maßnahmen wirklich konsequent umzusetzen?