Menstruationsurlaub und Gender-Marketing – Spaniens neue Gesetzesentwürfe
Als erstes europäisches Land hat Spanien einen Gesetzesentwurf beschlossen, der Frauen bezahlte Urlaubstage bei starken Menstruationsproblemen gewähren soll. Das Gesetzesvorhaben stößt Diskussionen zu einem Thema an, das in der globalen Arbeitswelt noch immer weitgehend ignoriert wird.
Menstruationsurlaub: Zwischen Befreiung und Stigma
Krämpfe, Kopfschmerzen, Müdigkeit und starke Blutungen: Milliarden von Frauen kämpfen monatlich mit Menstruationssymptomen, die sie teilweise stark beeinträchtigen. Manche davon so stark, dass es ihnen kaum möglich ist, den Anforderungen des Alltags nachzukommen.
Als erstes EU-Land plant Spanien, ein geschlechterspezifisches Gesetz zu erlassen, welches Menstruationsurlaub gewährt. Nur wenige Länder weltweit haben bereits ähnliche Regelungen verabschiedet: Zum Beispiel bieten Japan, Taiwan, Südkorea, Indonesien und Sambia Frauen bezahlten Urlaub bei Menstruationsproblemen an. Laut der jüngsten Nikkei-Umfrage aus dem März 2022 nutzen in Japan jedoch nur 10 Prozent der Arbeitnehmerinnen diese Möglichkeit.
Die Gründe: Viele Frauen fürchten noch immer Stigmatisierung sowie berufliche Nachteile, wenn sie von dem Menstruationsurlaub Gebrauch machen.
Auch in Spanien zeigt sich die Politik hinsichtlich des Entwurfs zwiegespalten. Wirtschaftsministerin Nadia Calviño gilt als entschiedene Verfechterin der Frauenrechte und interpretiert das Gesetz als Rückschritt innerhalb der Gleichberechtigungsdebatte: „Niemals wird diese Regierung Regeln verabschieden, die Frauen stigmatisieren“, äußerte sie sich dazu in der Diskussion. Als Gegenargument weist die Arbeitsministerin Yolanda Diaz darauf hin, dass eine Stigmatisierung nur dann stattfindet, wenn die Unterschiede zwischen Männern und Frauen in der Arbeitswelt ignoriert werden.
Und wie sehen die konkreten Pläne aus? Der Menstruationsurlaub soll nach Vorlage eines ärztlichen Attests möglich sein und muss jeden Monat erneut angefordert werden, wenn Beschwerden auftreten. Er wird also nicht generell allen Frauen erteilt werden. Die Kosten für den Arbeitsausfall soll die Sozialversicherung tragen.
In Deutschland findet eine Debatte zu diesem Thema bis jetzt nicht statt. Ein solches Gesetz über zusätzliche bezahlte Urlaubstage würde zudem gegen das derzeitige Gleichbehandlungsgesetz verstoßen.
Einzelne Unternehmen bieten ihren Arbeitnehmerinnen die Möglichkeit des Menstrual Leaves als Krankheitsausfall dennoch unkompliziert an, so zum Beispiel The Female Company aus Berlin oder everdrop aus München.
Spanien verschärft zusätzlich Regelungen zu Gender Marketing
Neben der Diskussion über den Gesetzesentwurf zum Menstruationsurlaub verschärft Spanien die Regeln hinsichtlich sexistischer Werbung. Obwohl seit 2004 diese Art der Werbung verboten ist, bedienen sich Unternehmen in ihrem Marketing-Kampagnen noch immer an vermeintlichen Rollenklischees. Vor allem in der Spielzeugbranche wird von Stereotypen gerne Gebrauch gemacht: Mädchen spielen mit Puppen, Jungs sind Abenteurer.
Der neue Kodex enthält 64 neue Regelungen für eine neutralere Spielzeugwerbung, die laut Verbraucherschutzministerium ein pluralistisches, egalitäres und stereotypenfreies Bild von Minderjährigen fördern sollen.
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