Mehr verdienen mit Apps

Sie erhöhen im Handel und für Medien die Chance auf Umsatz, verzahnen Absatzkanäle miteinander und ziehen junge Zielgruppen an: Apps. Und weltweit nimmt die Nutzung zu.

Mehr verdienen mit Apps

Wenn es um Apps geht, sind Chinesen Realisten: Auf ihren Smartphones befinden sich im Schnitt 53 Apps, davon sind 30 im ständigen Gebrauch. In anderen Ländern, so eine Studie von Analytics-Spezialist App Annie, ist die Kluft zwischen Download und Nutzen deutlich weiter: Auf Smartphones in Deutschland laufen zum Beispiel 97 Apps, doch nur 35 werden regelmäßig geöffnet. US-Amerikaner laden indes im Schnitt 105 auf ihre Geräte, brauchen davon aber nur 36. Händler, Medienunternehmen, Reisevermittler und Dienstleister brauchen folglich Ideen, damit ihre Apps geöffnet werden. Doch der Aufwand lohnt sich: Um mehr als 20 Prozent, schätzt App Annie, sollen 2019 die Erlöse, die mit und in Apps weltweit erzielt werden, steigen. Online- wie stationärer Handel können davon besonders profitieren: Apps verbessern das Kauferlebnis und pushen den Umsatz.

 

Junge Kunden vernetzen Kaufwelten offline mit online

Wer außerdem die Generation Z ansprechen will, kommt um Apps nicht mehr herum: Die heute 15 bis 25-Jährigen beschäftigen sich deutlich länger mit ihren Smartphones als andere Jahrgänge. Sie lassen sich fast ausschließlich mobile informieren und unterhalten, und wie keine andere Generation vor ihnen verbinden sie die Konsumwelt im Netz mit der in ihrer Umgebung. „Diese Generation entdeckt trotz des omnipräsenten Smartphones das stationäre Einkaufen wieder für sich“, folgert Alexander Gösswein, Geschäftsführer von Marketing-Spezialist Criteo aus einer Umfrage. „Händler können diese mobile-fokussierte Generation mit personalisierten Anzeigen und Apps ansprechen, andererseits gewinnen überzeugende Omnichannel-Konzepte an Bedeutung.“

 

Mit Apps noch mehr und besser verkaufen

Tatsächlich komplettieren Apps die Multichannel-Konzepte: Knapp 31 Milliarden US-Dollar nahm Alibaba allein am 11. November 2018 mit seiner App ein, obwohl der chinesische Handelskonzern seine Online-Shops natürlich auch für den mobilen Zugriff optimiert hat. Doch am Single-Day bestellten und bezahlten Verbraucher vor allem mit der App. Auch an den anderen weltweiten Einkaufstagen im November, am Cyber Monday, Black Friday oder an Thanksgiving entfielen 34 Prozent der Milliarden-Umsätze auf Apps. Die App ist Pflichtprogramm im Online- wie im Multichannel-Commerce. In Deutschland wurden 2018 laut App Annie etwa 21 Milliarden Mal Shopping-Apps geöffnet und damit eingekauft, besonders oft über Wish, Amazon und eBay.

 

Apps von Internet-Unternehmen besser

Was Komfort und Usability angeht, haben die Angebote von Internet-Unternehmen klar die Nase vorn: Durch einfache Funktionen, spielerische Elemente, durch eine einfache Suche, bequeme Checkout-Prozesse oder Bezahlverfahren erzielen sie bis zu dreimal mehr Einnahmen. Traditionelle Unternehmen und stationärer Handel können von diesen Konkurrenz-Angeboten lernen. Gerade jungen Verbrauchern ist es wichtig, online zu recherchieren und vor Ort gemeinsam einzukaufen. So setzen Marken wie Adidas, McDonalds, Nike auf Apps, um in Filialen den Service zu erhöhen: Sie lassen damit spielen, Produkte reservieren oder Produktvorschläge und Punkte sammeln, manchmal auch spielen, vor allem aber Bilder und Videos von Wünschen teilen. Fest steht nämlich: Je länger sich Verbraucher mit Apps beschäftigen, umso höher klettern darin die Einnahmen.

 

Informieren und kommunizieren per App

Indonesier vertreiben sich bereits vier Stunden am Tag die Zeit mit Apps, in Deutschland verbringen Nutzer zwei Stunden mit den Programmen, die ihnen unterwegs den Zugriff auf Internetangebote vereinfachen. Rund 60 Prozent der In-App-Einnahmen entfallen auf Spiele, der Rest auf Konsum, Informationen und Kommunikation. Unter die zehn Apps, die in Deutschland pro Monat besonders oft geöffnet werden, haben es neben US-Angeboten auch der Navigator der Deutschen Bahn sowie die Wetter App geschafft. Doch wie in fast allen Ländern wird auch hier das Ranking von den Facebook-Angeboten, WhatsApp und Instagram beherrscht. Das gilt nicht für Apps mit den höchsten Einnahmen: Hier liegen Streaming- und Dating-Dienste wie Tinder, Lovoo oder Netflix vorne. Zu den umsatzstarken Apps zählen in Deutschland außerdem die Sprachschule Babbel, der Wanderführer Komoot und das Medienangebot von Bild.

 

Apps fördern Medienkonsum

Von jeder Stunde, die Nutzer mit Medien verbringen, entfallen heute bereits zehn Minuten auf kostenpflichtige Apps oder auf mobile Abo-Angebote. Besonders exzessiv nutzt die Generation Z mobile Medien: Etwa 22 Stunden pro Wochen streamen sie Musik, Filme, auch Nachrichten per Apps. Doch auch in älteren Jahrgängen wandert Streaming mit Hilfe von Apps vom Desktop auf mobile Devices – ein Zeichen dafür, dass Nachrichten und Unterhaltung zunehmend unterwegs abgerufen werden und dass der Komfort auf Tablets und Smartphones trotz kleinerer Bildschirme immer besser wird. Kein Wunder, wenn Disney angesichts solcher Zahlen mit Disney+ jetzt gegen Netflix, Youtube, Amazon Prime und Hulu antritt. Medienkenner räumen der App des Film- und Medienkonzerns durchaus zu, das fast schon festgefahrene Ranking der Streamingdienste noch einmal durcheinander wirbeln zu können.

 

Fazit:

Trotz der wachsenden Verbreitung von mobilen Websites und Shops wachsen die Downloadzahlen und Einnahmen von Apps weltweit. Mit eigenen Shopping-Apps pusht der Online-Handel seine Einnahmen, der stationäre Handel verzahnt damit Absatzkanäle. Vor allem die Generation Z erwartet von Händlern, Dienstleistern und Medienanbietern auch App-Angebote.