EU Data Act: Neues Zeitalter der Data Economy

Mit dem geplanten EU Data Act soll in Europa ein neues Zeitalter für die Data Economy beginnen.

Mit dem EU Data Act soll die europäische Data Economy wachsen.
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Was ist der EU Data Act?

Mit dem Data Act möchte die EU der Wirtschaft einen breiteren Zugang zur Ressource Daten verschaffen. Dazu sollen der Datenaustausch und die Datennutzung durch neue gesetzliche Regelungen und Verpflichtungen umfangreich verändert werden.

Ziele des EU Data Acts

80 Prozent der Industriedaten bleiben aktuell ungenutzt.

Dies zeigen Zahlen der Europäischen Kommission, die diesem Missstand mit dem EU Data Act entgegenwirken möchte. Denn damit verschenken Unternehmen den Großteil einer der wichtigsten Ressourcen unserer Zeit: Daten. Dass die EU Europa für das digitale Zeitalter fit machen möchte, soll vor allem aus diesen drei Zielsetzungen heraus geschehen:

  • Ankurbelung der Datenwirtschaft
  • Fortschritt bei der Digitalisierung
  • Datenaustausch statt Datenmonopole

Wirtschaftlich verspricht sich die EU einen großen Aufschwung durch die neuen Dimensionen des Datenaustauschs: Die Kommission rechnet mit einer Steigerung des Bruttoinlandsproduktes um 270 Milliarden Euro. Durch den breiteren Zugang zu Daten für Unternehmen und Verbraucher:innen soll zudem die digitale Infrastruktur in der EU ausgebaut und Innovation angeregt werden. Außerdem wird unter Einhaltung der hohen Datenschutzstandards der DSGVO der Aufbau einer neuen Data Economy beziehungsweise Datenwirtschaft anvisiert.

Damit dieser Fortschritt bei allen Unternehmen ankommt, zielt der Gesetzesentwurf darauf ab, Datenmonopole aufzuweichen. Durch den erforderlichen Austausch sollen ebenso kleinere und mittlere Unternehmen Zugriff auf essenzielle Daten erhalten, die vielerorts bereits erfasst werden, und damit ihre Geschäftsmodelle optimieren können. Fairness und Wettbewerb sind angestrebt als Grundpfeiler der europäischen Data Economy.

EU Data Act: Folgen für Unternehmen

Auf Unternehmen und insbesondere Technologie-Produzenten kommen durch das Gesetz diverse neue Herausforderungen zu. Produkte müssen demnach nämlich so aufgebaut werden, dass die beim Gebrauch erzeugten Daten standardmäßig leicht zugänglich sind. Zu diesen Daten zählen alle möglichen Informationen sowie Ton- und Bildaufnahmen. Vornehmlich mit Blick auf das Internet of Things (IoT) könnte das Datengesetz der EU weitreichende Auswirkungen haben. Auf die zahlreichen Daten, die von Haushaltsgeräten, Gesundheitsprodukten wie Fitnessarmbändern, vernetzten Autos und mehr erhoben werden, haben die Nutzer:innen dann weitreichenden Zugriff. Und auch die Hersteller können die Daten nutzen und an Dritte weitergeben, solange die Nutzer:innen vorab umfangreich informiert und ihre Zustimmungen eingeholt wurden. Wie genau das im Einklang mit der DSGVO stehen wird, wird auf den konkreten Anwendungsfall ankommen.

Expertentipp: Für das Verarbeiten und Teilen der Daten sind technische Lösungen nötig. „Unternehmen sollten die Pflichten aus dem EU Data Act frühzeitig bei der Entwicklung ihrer Produkte berücksichtigen“, rät Dennis Kurpierz. Er ist COO beim Legal Tech-Unternehmen caralegal und hat sich intensiv mit dem EU Data Act und seinen Auswirkungen auf Unternehmen auseinandergesetzt. Obwohl das Gesetz noch nicht in Kraft getreten ist, lässt sich die neue Ausrichtung der europäischen Datenpolitik bereits erkennen.

Herausforderungen durch den EU Data Act

Eine große Aufgabe, mit der Unternehmen durch den EU Data Act konfrontiert werden, ist die Übertragbarkeit der gesammelten Daten. Laut Gesetzesentwurf soll es Nutzer:innen nämlich möglich sein, innerhalb kurzer Zeit zwischen Dienstleister:innen zu wechseln und dabei ihre Daten sozusagen mitzunehmen. Dies wurde vonseiten der Wirtschaft bereits kritisiert, da die sogenannte Demigration von Daten komplex sein und deutlich mehr Zeit einnehmen kann als vorgesehen. Die ins Auge gefasste gesetzliche Frist dafür wird daher weiterhin diskutiert.

Ein weiterer Streitpunkt ist die Abwägung zwischen dem Schutz von Geschäftsgeheimnissen und dem erforderlichen Teilen von Daten. Verbraucherschützer:innen, Wirtschaftsvertreter:innen und Datenschützer:innen sind sich in ihrer Kritik am Gesetz nicht einig, ob nun zu wenig oder zu viele Daten geteilt werden (müssen). In der Praxis befürchten jedoch viele, dass der EU Data Act das umstrittene Konzept des Dateneigentums zementieren könnte, wobei die Hersteller:innen das letzte Wort hätten.

Neuer Schwung für die Data Economy durch den EU Data Act

Im Zuge ihrer Digitalstrategie beabsichtigt die Europäische Union mit dem EU Data Act, der Data Economy neuen Schwung zu verleihen und die Position europäischer Unternehmen auf dem Weltmarkt zu stärken. Durch die geplanten Vorschriften könnte sich der Umgang mit Daten deutlich verändern – Unternehmen müssten ihre Strukturen für die Datenerfassung, -speicherung und -weitergabe überarbeiten. Auf sie kommt daher eine Umbruchphase zu. Wie tiefgreifend diese ausfallen wird, hängt allerdings von den letzten Verhandlungen und Änderungen am Gesetzestext ab.