DMEXCO Kolumne: Die Digitale Wirtschaft vor neuen Chancen

Eine DMEXCO Kolumne von Dirk Freytag, Präsident Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e. V.

Dirk Freytag, Präsident BVDW e. V., in der DMEXCO Kolumne
Bild: © BVDW

Gehen wir es richtig an, ist 2025 ein Jahr voller Chancen für die Digitale Wirtschaft

Noch vor Beginn des neuen Jahres warf 2025 bereits seine Schatten voraus. Nicht zuletzt durch die Wahl Donald Trumps und den Bruch der Ampel im vergangenen November und der politischen Instabilität in verschiedenen europäischen Ländern. 2025 wird eine entscheidende Phase für die Zukunft der Digitalen Wirtschaft sein. Deutschland steht vor großen Herausforderungen – und ebenso großen Chancen. Wie wir unsere Wettbewerbsfähigkeit im globalen Kontext sichern, die Arbeit der Zukunft gestalten und eine nachhaltige Transformation ermöglichen, wird die kommenden Jahre prägen.

Als Digitale Wirtschaft tragen wir eine zentrale Verantwortung: Mit einer mutigen und zukunftsgerichteten Haltung können wir Deutschland als Innovationsmotor für Europa und darüber hinaus etablieren. Als BVDW verstehen wir uns als Zukunftsgestalter, der sich aktiv für innovationsfreundliche Rahmenbedingungen in Europa einsetzt. Gleichzeitig sind wir uns sehr bewusst, dass Voraussetzungen und aktuelle Entwicklungen nicht vernachlässigt werden dürfen. Was geschieht nach der Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus? Für mich steht fest: Wir werden einen anderen transatlantischen Wettbewerb sehen. Ihn mitzugestalten, ist die Aufgabe Europas und seines größten Mitgliedsstaates Deutschland.

Wettbewerbsfähigkeit in einer datengetriebenen Wirtschaft

Deshalb müssen wir uns im globalen Wettbewerb der Innovationen besser aufstellen. Die KI-Revolution ist längst im Gange, wie auch Draghi in seinem Report feststellt. In dieser dritten Welle der Digitalisierung sind Daten der Treibstoff – oder besser gesagt: das Kapital. Wer Daten nicht nur sammelt, sondern auch effizient und kreativ nutzt, wird ganze Industrien transformieren.

Die Digitale Wirtschaft ist hier der Treiber. Digitale Plattformen ermöglichen nicht nur neue Geschäftsmodelle, sondern treiben die gesamte Wirtschaft an. Sie schaffen Möglichkeiten, bessere Entscheidungen zu treffen, Prozesse zu optimieren und Wertschöpfungsketten resilienter zu gestalten. Durch datenbasierte Technologien kann die deutsche Wirtschaft den Sprung von traditionellen Ansätzen hin zu zukunftssicheren Lösungen schaffen.

Doch wir haben Nachholbedarf. Veraltete Strukturen und überbordende Regulierungen stehen innovativen Ansätzen im Weg. Eine systematische Reform ist notwendig, um digitale Technologien als Wachstumstreiber zu etablieren. Eine neue Datenkultur, die datengetriebene Technologien wie KI und Automatisierung fördert, wird Innovationen freisetzen und das Wirtschaftswachstum nachhaltig ankurbeln.

Arbeit der Zukunft: Zwischen Automatisierung und Menschlichkeit

Die dritte Welle der Digitalisierung wird auch verändern, wie wir arbeiten. Künstliche Intelligenz und die damit verbundene Automatisierung werden oft als Bedrohung wahrgenommen, doch sie bieten enorme Chancen. Sie schaffen Freiräume für Kreativität, Innovation und persönliche Entwicklung.

Daten sind hier der Schlüssel. Sie werden nicht nur neue Berufsfelder schaffen, sondern auch bestehende Arbeitsmodelle flexibilisieren. Hybride Arbeitsumgebungen, gestützt durch datengetriebene Tools, erlauben eine bessere Work-Life-Balance und steigern zugleich die Produktivität. Gleichzeitig kann durch den gezielten Einsatz von Automatisierung eine bessere Integration des demografischen Wandels erreicht werden. Menschen können da arbeiten, wo sie gebraucht werden.

Doch der Wandel wird nur gelingen, wenn wir Menschen gezielt befähigen. Weiterbildung und der Aufbau von Datenkompetenz sind unabdingbar. Ein nationales Programm zur Stärkung von Daten- und Digitalfähigkeiten würde nicht nur neue Arbeitsplätze, sondern auch neue Innovationen und Geschäftsmodelle schaffen, die von der Digitalen Wirtschaft ausgehen.

Chancenorientierte Datenkultur: Der Schlüssel zur Transformation

All das erfordert einen grundlegenden Wandel in unserer Denkweise. Derzeit dominiert in Deutschland oft ein einseitiger Fokus auf den Schutz von Daten. Dieser ist zwar wichtig und richtig, darf aber nicht zulasten von Innovation und Datennutzung gehen. Eine chancenorientierte Datenkultur bedeutet, Potenziale und Risiken gleichermaßen abzuwägen. Es geht nicht darum, den Datenschutz zu vernachlässigen, sondern ihn in einen Kontext zu setzen, der sowohl Sicherheit als auch Fortschritt ermöglicht. Deshalb freue ich mich, dass Prof. Dr. Louisa Specht-Riemenschneider ihren Job als Bundesdatenschutzbeauftragte so interpretiert, wie wir ihn in der Digitalen Wirtschaft schon lange fordern: Offen für den Austausch und lösungsorientiert, um gemeinsam für ein zukunftsfähiges Deutschland zu streiten.

Wieso gehen wir also nicht einen Schritt weiter? Datenschutzbeauftragte könnten zu Datennutzungsbeauftragten werden. Ein neues Rollenverständnis könnte explizit Beratung beinhalten und Innovation möglich machen. Diese kleine Änderung könnte große Auswirkungen haben – auf Seiten der Aufsicht wie auch für Unternehmen, die dann mit Unterstützung und Klarheit datengetriebene Geschäftsmodelle entwickeln können.

Ein Blick nach vorn: Ein wettbewerbsfähiges und nachhaltiges Deutschland

Die kommenden Jahre bieten uns die Gelegenheit, Deutschland als Vorreiter einer nachhaltigen und innovativen Digitalen Wirtschaft zu etablieren. Mit einer klaren Fokussierung auf datengetriebene Technologien sichern wir nicht nur unsere Wettbewerbsfähigkeit. Wir schaffen auch die Basis für wirtschaftliche Resilienz.

2025 steht für die Chance, Deutschland neu zu gestalten. Durch eine starke Datenkultur und innovative Technologien können wir die Herausforderungen des globalen Wettbewerbs meistern. Die Digitale Wirtschaft wird hierbei eine Schlüsselrolle spielen – als Motor für Wachstum, als Impulsgeber für gesellschaftliche Transformation und als Garant für nachhaltige Wertschöpfung. Jetzt ist die Zeit, loszulegen und gemeinsam an einer chancenorientierten Zukunft zu arbeiten.