Commerce Media: Neue Wachstumschancen im E-Commerce?

Eine DMEXCO Kolumne von Corinna Hohenleitner, Vize-Präsidentin im Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e. V. über Commerce Media als E-Commerce-Booster.

Eine diverse Personengruppe, die dem Betrachter den Rücken zuwendet. Um diese herum und auf dem Boden sind bunte Kreise.
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Commerce Media als Schlüssel zu neuen Marketing-Potenzialen

Commerce Media gewinnt als datengetriebene Werbestrategie zunehmend an Relevanz. Das Konzept bricht dabei mit traditionellen Ansätzen, wie Werbungtreibende die Customer Journey im E-Commerce adressieren und monetarisieren.

Commerce Media verknüpft Commerce-Daten und -Intelligenz. Die Disziplin nutzt First-Party-Daten von Plattformen und Online Shops, um Werbung gezielt entlang der gesamten Customer Journey zu platzieren. So werden diese Unternehmen einerseits selbst zu eigenständigen Werbeträgern, und können auf der anderen Seite Kund:innen gezielt entlang aller Kontaktpunkte der Customer Journey ansprechen. Diese Form der Ansprache steigert die Conversion-Raten und eröffnet neue Potenziale und Wachstumschancen für Marketer:innen und Publisher:innen.

Commerce Media bricht Werbe-Silos auf

Retail Media – eines der Top-Themen der vergangenen Jahre auf der DMEXCO – ist ein Teilsegment von Commerce Media. Retail Media konzentriert sich dabei auf Werbung im Umfeld des klassischen Handels. Diese umfasst in erster Linie Transaktionen physischer Güter und Waren.

Commerce Media erweitert den Ansatz deutlich: Das Konzept integriert Werbung auf sämtlichen kommerziellen Plattformen, auf denen Transaktionen abgewickelt werden, sowie Werbelösungen, die basierend auf den dort erhobenen Commerce-Daten ausgesteuert werden. Das schließt Plattformen für Waren jeder Art wie auch Dienstleistungen oder Anbieter von Loyalty-Programmen ein. Dabei macht es keinen Unterschied, ob es sich bei den Plattformen um Anbieter physischer, digitaler oder hybrider B2C- oder B2B-Geschäftsmodelle handelt.

Commerce Media eröffnet Werbungtreibenden so neue Touchpoints. Durch das breite Spektrum an kommerziellen Transaktionen liefert Commerce Media ihnen Einblicke in das Verhalten von Verbraucher*innen.

360-Grad-Blick auf Kund:inneninteraktionen

Commerce Media verbindet Werbebotschaften nahtlos über alle Kontaktpunkte mit den Kund:innen hinweg. Ähnlich wie Retail Media nutzt Commerce Media dabei auch die Synergie aus Offline- und Online-Daten. In der Praxis kann das so aussehen: Ein Automobilunternehmen verknüpft digitale Touchpoints wie Website-Aktivitäten mit Offline-Interaktionen im Autohaus. Kund:innen, die eine Probefahrt absolvieren, erhalten ein Angebot und werden anschließend online durch personalisierte digitale Werbeanzeigen zielgerichtet weiter begleitet.

Die Kombination aus Datenpunkten eröffnet Werbungtreibenden einen holistischen Blick auf sämtliche Kund:inneninteraktionen. Das schafft eine detaillierte Grundlage aus Verhaltens- und Transaktionsmustern und begünstigt personalisierte, dynamische Marketing-Strategien. Im Ergebnis stehen zielgruppenspezifische, hoch relevante und wirksame Kund:innenansprachen. Commerce Media birgt zudem ein Maß an Effizienz, das langfristig zu einem höheren Return on Investment (ROI) bei Werbungtreibenden führt.

Herausforderungen entgegenwirken

Datenschutzbestimmungen werden zunehmend strenger ausgelegt. Darüber hinaus ist der Einsatz von Third-Party Cookies seit einigen Jahren konsequent rückläufig. Werbungtreibende brauchen daher agile Lösungen, um Kund:innendaten effizienter nutzen zu können. Commerce Media kann hier als Hebel dienen, um auf aktuelle Herausforderungen zu reagieren.

Commerce Media verfolgt in dem Zuge einen First-Party-Daten-Ansatz. Diese Daten werden direkt von den Plattformen auf ihren eigenen Kanälen gesammelt. Sie unterliegen der vollen Kontrolle des Unternehmens. So können Werbungtreibende ihre Zielgruppen ansprechen, ohne auf externe Tracking-Methoden angewiesen zu sein. Künstliche Intelligenz unterstützt dabei, die gesammelten Daten effizient auszuwerten und Kampagnen automatisch zu optimieren – ganz ohne Weitergabe personenbezogener Daten an Dritte. Wer künftig auf datengetriebene, kund:innenorientierte Ansätze setzt, steigert nicht nur die Marketing-Effizienz, sondern baut auch langfristige Kund:innenbeziehungen auf.

Zukünftiges Nervensystem moderner Marketing-Architekturen

Mit fortschreitender Digitalisierung und dem flächendeckenden Einsatz von Künstlicher Intelligenz wird Commerce Media noch leistungsfähiger werden. Maschinelles Lernen und Predictive Analytics werden Kaufentscheidungen künftig viel genauer vorhersagen können. Unternehmen werden ihre Marketing-Aktionen damit proaktiv gestalten. Kontinuierlich wachsende Datenpools und verbesserte Analysetools werden es Werbungtreibenden ermöglichen, fein abgestimmte und reaktionsschnelle Kampagnen durchzuführen. Commerce Media sichert Werbungtreibenden somit die Deutungshoheit über die Customer Journey von morgen.