Blockchain, Kunst & 15.000 Euro für einen Post

Der Künstler Albrecht Behmel baut mit seinem Werk eine Brücke zwischen gegenständlicher und digitaler Welt.

Blockchain, Kunst & 15.000 Euro für einen Post
(c) afraa zammam

Albrecht, für die DMEXCO in diesem Jahr hast du etwas ganz Besonderes geplant. Die Originalgemälde, um die sich alles dreht, hast du schon vorbereitet. Hier läuft gerade eine Challenge im Vorfeld. Wie sieht die aus?

Für die DMEXCO habe ich ein vierteiliges Gemälde angefertigt, das aus Quadraten besteht, die zusammen das Wort CARE ergeben, mein persönliches Motto. Man kann die Quadrate in Reihe anordnen oder als Block. Das ist das Original, ganz klassisch auf Leinwand. Besucher und Aussteller der DMEXCO sollen im Vorfeld zeigen, was sie mit dem Originalbild, das sie bei der Challenge ergattern können, machen würden. Oder es zum Anlass nehmen, um das Motto der #DMEXCO18 “Take C.A.R.E.” zu inszenieren. Damit wollen wir die Teilnehmer auf die Veranstaltung einstimmen und zeigen wie wichtig CARE ist.

 

Der zweite Teil der Challenge soll dann vor Ort geschehen.Was genau habt ihr auf der DMEXCO vor?

Von diesem Gemälde fertigen wir einen Riesendruck an, also eine Kopie, die selbst auch auf einer digitalen Kopie besteht, nämlich auf HD Fotos. Diese Fotos wiederum sind die Grundlage für Blockchain Zertifikate, die die Bilder begleiten werden, egal, wohin sie kommen. Der Riesendruck wird zerschnitten, signiert und in alle Welt verteilt: Aus Original wird Kopie, aus Kopie wird durch die Signatur wieder ein Original bzw. Einzelstück. Jeder Schritt wird auf dem Blockchain-Zertifikat dokumentiert. Das heißt, ein digitales Dokument begleitet einen Kunstgegenstand aus der realen Welt. Damit zeigen wir die Wandlung und Verteilung eines Originalgemäldes und seiner digitalen Derivate.

 

Warum Blockchain? Welche Vorteile bringt die Digitalisierung von Kunst mit sich?

Ich bin fasziniert von der Blockchain und den Anwendungen in der Kunst. Zum Beispiel, was die Zertifizierung der Echtheit betrifft. Die Blockchain macht es möglich, dass wir den Lebenslauf eines Gemäldes nicht nur festhalten, sondern auch publizieren können, das gab es so noch nie. Es verleiht Sicherheit und Übersichtlichkeit. Das Besondere an den Zertifikaten ist, dass zum Beispiel auch Veränderungen an dem Gemälde dokumentiert werden können, Kratzer, Etiketten, Rahmen, dazu Fotos von den wechselnden Besitzern – alles ist beisammen.

Digitale Zertifikate erlauben es, Werke zu authentifizieren und zu verifizieren. Das machen Start-ups wie Verisart. Man macht Fotos von einem Werk, zum Beispiel auch mit sich selbst im Bild und erstellt dann ein Zertifikat. Ort, Zeit und alle anderen Faktoren sind festgehalten. Die Blockchain kann viele Probleme der Provenienz eines Werks lösen.

 

Wie passt ein Gemälde überhaupt zur DMEXCO?

DMEXCO bedeutet, dass Menschen aus der ganzen Welt zusammenkommen, um sich auszutauschen, zu netzwerken, gemeinsam Ideen zu entwickeln. Alle möglichen Hintergründe, Wünsche, Ideen, Produkte, Träume treffen aufeinander und beeinflussen sich gegenseitig. Das ist auch mein künstlerisches Hauptthema. Genau das soll mein Gemälde also ausdrücken, nämlich die Verbindung der Menschen, auch wenn sie auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam haben. Deswegen habe ich sofort zugesagt, als die DMEXCO angefragt hat.

 

Wie bist du auf die Idee gekommen?

Ich habe mir Gedanken über ein Werk gemacht, das eine Brücke zwischen der gegenständlichen und digitalen Welt darstellt. Die Digitalwirtschaft hat bislang vor allem auf die Musik und die Filmindustrie geschaut. Die Bildende Kunst ist wie immer ein wenig Nachzügler, wenn es um Innovationen geht. Wir malen ja auch noch mit Öl und Pinseln.

Ich wollte etwas erschaffen, das nicht nur zum Anschauen ist, sondern auch zum Nachdenken und zum Anfassen. Das kam gut an, und jetzt entwickeln wir das Projekt gemeinsam, was mir viel Freude macht. Ich lerne jeden Tag etwas Neues.

 

Wirst du auch auf der Messe sein?

Ja, mit Sicherheit. Ich freue mich schon sehr auf die Gespräche und natürlich die Fotos, die vor dem Riesendruck entstehen werden. Das Zerschneiden, Signieren und Verteilen des Werks wird ein ganz besonderes Erlebnis.

Über Albrecht Behmel

Der Maler Albrecht Behmel, Jahrgang 1971, hat in Heidelberg und Berlin studiert. Seit 2012 lebt er im Schwarzwald, arbeitet jedoch zumeist in europäischen und amerikanischen Großstädten wie New York, Paris, Los Angeles, Miami, London und Berlin. Seine Faszination für die digitale Welt stammt aus den Neunziger Jahren als er einen der ersten deutschen Digitalverlage gründete und mit den ersten E-Books Deutschlands experimentierte. Albrecht ist unter anderem bekannt für seine spontanen Guerilla-Vernissagen in Tiefgaragen, Parks, Bauernhöfen, Bergwerken und anderen ungewöhnlichen Räumen, die er mit Kunst und kreativen Inputs bespielt. Als Autor hat er für Arte, den SWR, Deutschlandfunk und den SR sowie zahlreiche Produktionsfirmen Stoffe entwickelt. Außerdem hat er eine Vielzahl an Games, Romanen und Sachbüchern veröffentlicht.

Albrechts Kunststil

Albrecht Behmels preisgekrönte Gemälde haben einen hohen Wiedererkennungswert. Sein Stil – The Magic of the Swarms oder die Magie der Schwärme – basiert auf einander überschneidenden Silhouetten von Figuren, Menschen, Symbolen, Tieren und abstrakten Formen, die farbkräftig koloriert werden. Jedes Farbfeld erhält eigene Bedeutung durch einen “Algorithmus im Kopf”, demzufolge die Kolorierung eine eigene Logik erhält.

Dadurch entsteht ein expressives Mosaik aus abstrakten Formen, die gemeinsam figürliche Inhalte ergeben. Der Künstler erzählt damit Geschichten, porträtiert Gesichter, malt Landschaften und gestaltet innere und äußere Realitäten. Seine Bilder entstehen in langsamer Handarbeit – pro Leinwand mit zwei bis drei Wochen Dauer von der Konzeption bis zur Fertigstellung – in Albrechts Atelier im Schwarzwald. Sie werden weltweit gezeigt, vor allem in den Zentren der zeitgenössischen Kunst, Basel, Zürich, Miami, New York, London, aber auch in Berlin, Manila und Los Angeles. Im Anschluss an die kreARTive Challenge der DMEXCO ist er mit einer Ausstellung auf der Art Basel Miami vertreten.