WhatsApp: Der Gigant öffnet sich für Unternehmen
Endlich bekommen Firmen offizielle Werkzeuge für den Messenger. Ein Blick auf aktuelle und kommende Features.
Dass WhatsApp sich nun für Unternehmen öffnet, dürfte so manches Business freuen. Denn die Zahlen sprechen für sich: Während Facebook in Deutschland stagniert, wächst WhatsApp weiter. Laut ARD/ZDF-Onlinestudie wird es zudem deutlich stärker genutzt: 55 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahren öffnen es demnach jeden Tag, nur 21 Prozent sind es bei Facebook. Und wie eine aktuelle GfK-Befragung ergab: 82,8 Prozent der deutschen Online-Bevölkerung lassen sich bei WhatsApp mobil erreichen. Facebook liegt mit 74,9 Prozent auch bei diesem Wert dahinter. Weltweit kann der Messenger auf 1,5 Milliarden monatlich aktive Nutzer verweisen. Wer also seine Kunden dort ansprechen möchte, wo sie sich sowieso bereits aufhalten, kommt um WhatsApp kaum herum.
App für Unternehmen
Den Anfang bei den Features für Unternehmen machte die „WhatsApp Business“-App. Nachdem sie zunächst nur in einigen Regionen der Welt herauskam, ist sie nun auch hierzulande verfügbar. Es gibt sie allerdings derzeit nur für Android-Geräte.
Hier legst du wie im regulären WhatsApp ein Profil an. Das unterscheidet sich nur in Details von denen der privaten Nutzer. So kannst du dort wichtige Daten wie Öffnungszeiten und Adresse oder auch Kontaktinformationen wie eine E-Mail-Adresse angeben. Und natürlich bist du als Unternehmen erkennbar.
Die Kommunikation mit Interessenten und Kunden erleichtern automatische Begrüßungs- und Abwesenheitsnachrichten sowie Textbausteine für häufig gestellte Fragen. Kontakte und Chats lassen sich außerdem mit einem Label versehen, um beispielsweise einen Neukunden und einen Stammkunden zu unterscheiden. Statistiken wie die Lese- und Öffnungsraten erleichtern die Auswertung der eigenen Aktivitäten.
Die Nutzer müssen die Kontaktaufnahme übrigens selbst auslösen und können Unternehmen zudem wieder blocken oder im Fall der Fälle auch als Spam melden.
Die App „WhatsApp Business“ richtet sich vor allem an kleine Unternehmen und Organisationen und ist kostenlos nutzbar. Nach eigenen Angaben hatte die App im April 2018 über 3 Millionen Nutzer.
WhatsApp Business API
Für größere Unternehmen kommt nun außerdem eine spezielle Schnittstelle (API), die beim Kundenservice via WhatsApp hilft. Über diese API lassen sich Nachrichten an Nutzer versenden, die bereits dem Empfang zugestimmt haben. Außerdem sind darüber personalisierte, nicht-werbliche Benachrichtigungen möglich, wie beispielsweise ein Hinweis darauf, dass ein bestelltes Produkt verschickt wurde. Um das zu vereinfachen, lassen sich passende Vorlagen im Facebook Business Manager erstellen.
Antworten auf Kundenfragen sind innerhalb der ersten 24 Stunden kostenlos. Danach will WhatsApp dafür genauso Geld sehen wie für die oben genannten Benachrichtigungen. Die Preise werden dabei von Land zu Land unterschiedlich sein und sich wohl im Bereich von 0,5 bis 9 US-Cent pro Nachricht bewegen.
Diese Funktion wird derzeit mit einigen ausgewählten Unternehmen getestet und soll in den nächsten Monaten weiteren Firmen zur Verfügung stehen. Wenn es soweit ist, legst du dir zuerst ein Profil im Facebook Business Manager im Bereich „Konten“ an.
Weitere Informationen zur API finden sich hier auf der offiziellen Website.
Werbung in und um WhatsApp
Auch das Thema Werbung wird langsam aber sicher wichtiger. Zum einen sind Werbeanzeigen bei „WhatsApp Status“ geplant. Die werden wahrscheinlich ähnlich gestaltet sein wie bei den Instagram Stories und sollen 2019 kommen, wie TechCrunch direkt von WhatsApp erfuhr. Zum anderen ist ein spezielles Facebook-Anzeigenformat angekündigt, bei dem Nutzer eine Konversation mit einem Unternehmen starten können. Das soll noch „in den nächsten Wochen“ weltweit eingeführt werden.
Darüber hinaus gibt es Gerüchte zu „Sponsored Messages“: Demnach sollen Unternehmen gegen Bezahlung die Möglichkeit bekommen, Nutzer anzuschreiben. Dazu gibt es allerdings keinerlei weitergehende Informationen.
Fazit
Die Kommunikation über Messenger wie WhatsApp wird für Unternehmen immer wichtiger – ob nun fürs Marketing oder den Kundenservice. Da erscheint es nur folgerichtig, dass Facebook hier eine lukrative Einnahmequelle vermutet. Was früher der Telefonanruf oder die SMS war, ist heute eben der Chat auf dem Smartphone.
Stellt sich nur die Frage nach dem Datenschutz, denn der ist bei Facebooks Angeboten bekanntlich nicht gerade unproblematisch. Das würde für diesen Artikel allerdings zu weit führen.