Ukraine-Krieg und seelisches Long Covid – so ticken die Menschen jetzt

Zwei Jahre Corona und nun die Ukraine-Krise, die die Menschen erschüttert. Das rheingold Institut in Köln hat eine tiefenpsychologische Studie veröffentlicht, die das aktuelle Befinden der Gesellschaft beleuchtet.

Studienbeteiligte: Judith Behmer, Stephan Grünewald, Birgit Langebartels.
Copyright: rheingold Institut

Zwei Jahre Corona und nun der Ukraine-Krieg, die die Menschen erschüttert. Das rheingold Institut in Köln hat eine tiefenpsychologische Studie veröffentlicht, die das aktuelle Befinden der Gesellschaft beleuchtet.

Studienergebnisse sprechen eindeutige Sprache

Noch vor wenigen Tagen rechnete das Marktforschungsinstitut rheingold Institut damit, eine Studienveröffentlichung mit der Thematik „Seelisches Long Covid“ präsentieren zu können. Anfang Februar wurden im Rahmen einer tiefenpsychologischen Pilot-Studie nämlich 40 Personen in Gruppengesprächen und einzelnen Tiefeninterviews befragt. Mitte Februar wurden zusätzlich 1.000 Personen verschiedenen Alters und Geschlechts quantitativ befragt. „Die Menschen vermissen die frühere Unbeschwertheit und Selbstverständlichkeit, mit denen man dem Leben und seinen Verlockungen oder Herausforderungen begegnete“, stellt der mitwirkende Psychologe Stephan Grünewald fest.

„Lediglich 22,6 Prozent der Menschen wollen wieder zu der Lebensfülle und Risikobereitschaft der Vorcorona-Zeit zurückkehren. Mehr als zwei Drittel der Bevölkerung wollen hingegen einige Vorsichtsmaßnahmen beibehalten und 27 Prozent bekunden sogar, dass sie in Zukunft im Umgang mit Menschen zurückhaltender sein werden.“

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Mit dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine wurde die bisherige Studie dann um eine weitere Umfrage ergänzt und unter dem Aspekt „Melancovid (Melancholie + Covid) trifft auf Kriegsangst“ betrachtet. Dazu wurden weitere 12 Personen qualitativ-tiefenpsychologisch zu ihrem Befinden befragt.

Die zahlreichen Krisen der letzten Jahre (Finanzkrise, Flüchtlingskrise, Klimakrise, Pandemie) erleben besonders junge Befragte als eine nicht enden wollende Dauerkrise. Und diese wird laut Studie nun von einer noch größeren Krisensituation überdeckt: dem Krieg in Europa. Das permanente Updaten via Nachrichten und Social Media verstärke das Ohnmachtsgefühl noch, indem sich viele befinden.

Wie können Marken und Unternehmen in solchen Krisenzeiten agieren?

Die anhaltende Niedergeschlagenheit wirkt sich zudem auf die Wirtschaft aus. Shoppen, Unternehmungen und Co. erscheinen vielen Leuten hinsichtlich der Krise als nebensächlich. Unternehmen und Marken bekommen dies zu spüren.

„Auch nach dem Ende der (Corona-)Einschränkungen wollen nur 9,1 Prozent der Bürger versuchen alles nachzuholen und besonders ausgelassen feiern oder shoppen.“

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Dennoch gibt es auch Gutes in dieser Zeit zu vermelden. Die Hilfsbereitschaft, die Solidarität und der Blick auf das Wesentliche im Leben rücken in den Fokus. Während oberflächliche, haltlose Bekundungen von Unternehmen und Marken als bloße Werbestrategien erkannt und abgestraft werden, nehmen die Konsument:innen solche Brands als positiv wahr, die in Krisenzeiten wahrhaftige Unterstützung und Solidarität zeigen.

Festzuhalten ist: Insgesamt haben es viele Unternehmen aktuell schwer, den Kund:innen Lust auf unbeschwerten Konsum zu machen. Was die Zukunft bringt, bleibt abzuwarten.

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