HoloLens und Magic Leap: Was die AR-Zukunft verspricht
Microsoft, Apple, Google und andere arbeiten an einer Revolution: Augmented Reality und Spatial Computing.
Augmented Reality ist sehr viel mehr als Pokémon Go. Es ist auch mehr als Smartphone-Apps wie „Ikea Places“. Die Großen der Techbranche sehen in Augmented und Mixed Reality nicht weniger als die Zukunft des Computing. Die aber kommt erst mit den passenden Headsets – an denen sie bereits fleißig arbeiten.
Kurz zur Begriffsklärung: Im Gegensatz zur Virtual Reality taucht der Nutzer hier nicht komplett in eine computergenerierte Kunstwelt ab. Augmented und Mixed Reality erweitern stattdessen unsere natürliche Umgebung um digitale Elemente. Auf Smartphones und Tablets lässt sich das heute schon in einfacher Form erleben.
Headsets werden da einen großen Unterschied machen, weil Augmented und Mixed Reality dann zum Alltag werden können. „Spatial Computing“ („Räumliches Computing“) wird diese Zukunft bisweilen übergreifend genannt, weil unsere Interaktion mit digitalen Informationen und Elementen frei im Raum stattfindet und nicht mehr auf ein Display beschränkt ist.
Statt einer Wetter-App auf dem Smartphone hätte man dann eine virtuelle Wetterstation auf dem Schreibtisch stehen. Das heimische Wohnzimmer könnte zur Minecraft-Welt werden. Oder das 3D-Modell eines neuen Produkts würde einfach so im Raum stehen und du könntest herumgehen, es näher betrachten – auch gemeinsam mit anderen.
Und wenn du doch ein Display brauchst: Kein Problem, du kannst so viele virtuelle Displays im Raum platzieren, wie du nur willst und sie jederzeit verschieben, vergrößern, verkleinern oder schließen.
Microsoft HoloLens
Ein Beispiel für diese Zukunft lässt sich heute schon ausprobieren und kommt von Microsoft: Die aktuelle Version von HoloLens ist allerdings nur für Entwickler sowie experimentierfreudige Unternehmen gedacht. Es vereint in einem Gerät sowohl die Optik für den AR-Effekt als auch den Computer, der das alles erzeugt. Adobe, Thyssen Krupp oder Air New Zealand haben es unter anderem ausprobiert.
“Nachweislich steigert der Einsatz von Mixed Reality Technologie die Effizienz bei der Ausbildung von Mitarbeitern – beispielsweise bei Mercedes Benz Global Training – im Vergleich zu klassischen Lehrmethoden mittels Büchern.”
– Michael Zawrel, Product Manager Microsoft
Aktuell wird der Nachfolger fürs erste Quartal 2019 erwartet. Der soll deutlich kompakter, leichter und leistungsfähiger sein. Auf der CES in Las Vegas im Januar könnte es eine erste Vorschau darauf geben. Erwartet wird außerdem, dass der momentan enorm hohe Preis von 3.000 bis 5.000 US-Dollar sinkt.
Ob wir 2019 bereits eine Version für Konsumenten sehen werden, ist noch unklar.
Magic Leap One
Magic Leap aus Florida ist ein anderes Beispiel. Das Start-up arbeitet seit vielen Jahren an einem Gerät, das alles verändern soll. Rund zwei Milliarden US-Dollar Investorengelder sind bereits hineingeflossen. In diesem Jahr soll nun mit „Magic Leap One“ das erste Modell auf den Markt kommen.
Im Gegensatz zu Microsoft haben die Macher das Headset hier von der Recheneinheit getrennt. Den Computer samt Akku klippt man sich an die Hosentasche. Zwei Kabel verbinden die beiden. Diese Konstruktion ist auf den ersten Blick weniger elegant, soll aber deutlich angenehmer zu tragen sein.
Zu den Details des Geräts hält sich das Start-up noch sehr bedeckt. Was genau im Innern die „Magic“ erzeugt, ist so unbekannt wie die Akkulaufzeit. Ein Verkaufspreis wurde ebenfalls noch nicht genannt. Klar ist nur, dass Magic Leap One zunächst für Entwickler gedacht ist. Die können sich bereits im Creator-Portal anmelden und erste Anwendungen und Erlebnisse programmieren.
Während eines Livestreams zeigte Magic Leap kürzlich einen Prototypen in Aktion. Eine echte Demo aber gab es nicht.
Apple und Google
Apples CEO Tim Cook wiederum hat bisher zwar noch kein fertiges Gerät vorgestellt, aber er wird nicht müde, die Bedeutung von Augmented Reality zu betonen. So revolutionär wie das iPhone und der App Store werde es sein, gab er in verschiedenen Interviews zu Protokoll. Laut Gerüchten arbeitet das Unternehmen intern an diversen Prototypen. Ein fertiges Produkt wird nicht vor 2020 erwartet. Mit dem Entwickler-Werkzeug „ARKit“ ermöglicht Apple schon heute AR-Anwendungen, die auf handelsüblichen iPhones und iPads laufen.
Und auch Google arbeitet dem Vernehmen nach an einem eigenen Headset. Auch hier sind die Informationen derzeit spärlich: Die Entwicklung hat offenbar gerade erst begonnen. Mit „ARCore“ fördert Google ähnlich wie Apple heute schon AR-Apps auf Android. Das ambitioniertere AR-Projekt „Tango“ gab das Unternehmen hingegen auf: Das setzte Smartphones und Tablets voraus, die mit zusätzlichen Sensoren ausgestattet waren.
Fazit und Ausblick
Eins ist klar: Es fließen derzeit sehr viel Geld, Zeit und Mühe in Augmented und Mixed Reality. Und das aus gutem Grund: „Spatial Computing“ könnte einen radikalen Wandel auslösen. Haben wir heute immer mehr Displays in Form von Smartphones, Smartwatches, Tablets, Laptops und Fernsehern in unserer Welt, könnten diese nach und nach verschwinden. Inhalte, Erlebnisse, Anwendungen und Informationen würden dann aus den heute allgegenwärtigen Rechtecken befreit und zu einem Teil unserer alltäglichen Umgebung.
Das allein schon wäre eine Entwicklung so radikal wie die von der Befehlszeile zur grafischen Benutzeroberfläche. Nimmt man noch Funktionen und Fähigkeiten wie Sprachsteuerung, Gestenerkennung und künstliche Intelligenz hinzu, bleibt als Schluss nur zu: In spätestens 20 Jahren werden wir unsere Computing-Welt kaum wiedererkennen.
Die Grundsteine dafür werden heute gelegt. In diesem und dem nächsten Jahr werden wir die ersten konkreten Auswirkungen sehen. Auf der Experience Stage der DMEXCO zeigen wir AR-Anwendungen, darunter auch die HoloLens.