Health Tech Startups verändern das System
Health Tech Startups wandeln das Gesundheitssystem und inspirieren mit Wegen und Umsetzung der Digitalisierung.
Wachsende Akzeptanz für Health Tech Startups
Das deutsche Gesundheitssystem wird digital(er) – das zeigen die politischen Bestrebungen ebenso wie die unternehmerischen Innovationen, die diesen großen Markt nach und nach erschließen und eine bessere Gesundheitsversorgung mithilfe neuer Technologien ermöglichen. Damit holt Deutschland im internationalen Vergleich auf und folgt beispielsweise den skandinavischen Ländern und den USA, in denen MedTech Startups und Unternehmen bisher leichter Fuß fassen.
Mittlerweile signalisieren sowohl deutsche Krankenhäuser als auch zahlreiche Praxen Offenheit für die Digitalisierung, mit der zum Beispiel Spannungen, hervorgerufen durch den Fachkräftemangel, reduziert werden sollen. Und das Wichtigste: Auch in der breiten Bevölkerung wächst langsam, aber sicher die Akzeptanz für digitale Lösungen zugunsten der Praxen, Krankenhäuser und Patient:innen. Das ist ein gutes Zeichen sowohl für etablierte Unternehmen als auch Health Tech Startups, die ihre Ideen nun ausrollen und das Gesundheitssystem revolutionieren wollen.
Diese Trends dominieren bei Health Tech Startups
Der Markt für Digital Health ist breit gefächert und reicht von Programmen für administrative Aufgaben in Krankenhäusern bis zu Gesundheitstrackern. Häufig geht es darum, Prozesse durch Digitalisierung zu beschleunigen. Ein großer Antrieb für Health Tech Startups in Deutschland ist zudem das Schließen von Versorgungslücken, die sich im Gesundheitssystem auftun. Auf dem Health Tech-Markt sind drei Trends besonders hervorzuheben: Prozessoptimierung im administrativen Bereich, neue Datenstandards und mehr Remote-Sprechstunden.
Prozessoptimierung: Mehr Zeit zum Heilen
Ärzt:innen verbringen einen erheblichen Teil ihrer Arbeitszeit mit administrativen Aufgaben. In den USA berichteten einer Studie des Commonwealth Funds aus dem Jahr 2020 zufolge 59 Prozent der Befragten, dass sie täglich mehr als eine Stunde dafür aufwendeten.
Für Deutschland sehen die Zahlen sogar noch gravierender aus: Laut einer Studie des Hartmannbundes aus demselben Jahr verbrachten Ärzt:innen im Schnitt etwa 38 Prozent ihrer Arbeitszeit mit administrativen Aufgaben.
Zahlreiche Health Tech Startups haben es sich zum Ziel gesetzt, administrative Prozesse zu digitalisieren, zu automatisieren und dadurch zu beschleunigen. Davon profitieren sowohl Ärzt:innen als auch Patient:innen, da erstere in der Lage sein werden, mehr Zeit für Behandlung und Beratung der Erkrankten aufzubringen.
Zu den aufregenden neuen Health Tech Startups und Companies im Bereich der Prozessoptimierung zählt beispielsweise der Plattformanbieter m.Doc, der eine Brücke zwischen digitalen Innovationen und dem Gesundheitssystem bauen möchte. Auch das Unternehmen Tiplu stellt Softwarelösungen für Krankenhäuser bereit und vernetzt per Machine Learning medizinisches Wissen im Gesundheitswesen.
Medizinischer Fortschritt durch neue Datenstandards
Auch im Gesundheitswesen gilt das große Versprechen unserer Zeit: Durch die breite Erhebung und Verarbeitung von Daten können Probleme erkannt und gelöst werden. Im Bereich der Digital Health Startups geht es zum Beispiel darum, ganze sogenannte Patient Journeys allumfassend zu verfolgen: also der Weg vom ersten Symptom einer Krankheit über die ärztliche Versorgung bis hin zur Behandlung. Wenn hier eine breite Datenbasis aufgebaut wird, entfalten sich zahlreiche Vorteile:
- Durch Künstliche Intelligenz schätzen digitale Anwendungen Symptome in Zukunft verlässlich ein und schlagen eine optimale Behandlung oder den passenden ärztlichen Fachbereich vor.
- Ärzt:innen gewinnen neue Erkenntnisse über Krankheitsbilder und wie sie sich bei verschiedenen Patient:innen zeigen.
- Verschiedene Fachrichtungen arbeiten noch besser zusammen und teilen ihre fachlichen Eindrücke auf einer jederzeit zugänglichen digitalen Plattform, sodass ein gesamtheitlicher Ansatz von Gesundheitsversorgung erleichtert wird.
Die Basis für datenbasierte Anwendungen wurde in den letzten Jahren durch eine schrittweise Etablierung von internationalen Datenstandards bereits gelegt. Auch in Zukunft ist es unerlässlich, durch Einheitlichkeit bei der Datenerfassung ihre Nutzung zugunsten von Ärzt:innen und Patient:innen zu fördern. Davon profitieren wiederum Health Tech Startups und -Unternehmen, die in die Lage versetzt werden, ihre Lösungen auf Basis umfangreicher Daten noch effektiver zu entwickeln.
Entlastung durch digitale Sprechstunden und Behandlungen
Für Entlastung der Fach- und Hausärzt:innen sollen auch digitale Sprechstunden sorgen. Sie haben sich insbesondere im Zuge der Coronapandemie in vielen Praxen durchgesetzt und könnten im Jahr 2023 auch in Krankenhäusern ankommen. Von der Telemedizin versprechen sich Health Tech-Unternehmen und Ärzt:innen eine effizientere Beratung der Patient:innen: Sie kann durch Künstliche Intelligenz teilweise aus den Händen der Mediziner:innen genommen oder asynchron über ein Ticketsystem auf mehr Schultern verteilt werden. Dann beschreiben Patient:innen ihre Sorgen in einem digitalen Portal und fügen gegebenenfalls hilfreiche Fotos hinzu, die sich ausgebildetes Personal potenziell global anschaut. Dies führt zu einer besseren Ausnutzung vorhandener Ressourcen und zu einer schnelleren, besseren Versorgung von Kranken.
In diesem Sektor herrscht ein besonders großer Wettkampf. Zu nennen ist beispielsweise Doctolib – eine Spezialsoftware, die Patient:innen und Ärzt:innen sowie Therapeut:innen ein einfaches Terminmanagement offeriert. Rehabilitation und Therapie denkt man zudem bei CUREosity neu. Das Unternehmen präsentiert innovative Funktionen, die mithilfe von Virtual Reality Spaß und individualisierte Trainings in der Reha ermöglichen. Bei Rückenschmerzen und COPD (englisch: chronic obstructive pulmonary disease, deutsch: chronisch obstruktive Lungenerkrankung) wiederum positioniert sich Kaia Health als spezialisierter Anbieter für eine digitale Therapie, die Patient:innen kraft klinisch getesteter Übungen Linderung verschafft.
Health Tech Startups: Chancen für eine gesündere Zukunft
Die Digitalisierung der Gesundheitssysteme schreitet unaufhaltsam voran. Auch in Deutschland werden erste Schritte für eine nachhaltige, belastbare Gesundheitsversorgung unternommen, die auf die Verbindung von analogen und digitalen Lösungen setzt. Zwar sind zuweilen Rückschläge hinzunehmen, wie die mangelhafte Umsetzung der elektronischen Patientenakte (ePA) zeigt. Und auch der kostenintensive Zertifizierungsprozess für digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAs), für den eine aufwendige Evidenzstudie durchgeführt werden muss, stellt für einige Health Tech Startups eine hohe Hürde dar.
Gleichzeitig ist eine Aufbruchstimmung im Health Tech-Sektor zu erkennen, wie auch die PR-Expertin und Host des „E-Health Pioneers“-Podcasts Andrea Buzzi berichtet: „Digitale Gesundheit ist als Branche sehr zukunftsbezogen. Aktuell entwickeln Startups und etablierte Unternehmen zahlreiche spannende Lösungen, die sich wohl erst in den nächsten Jahren am Markt durchsetzen werden. Gerade in den Bereichen der Kosten- und der Versorgungseffizienz rechne ich dadurch mit merklichen Verbesserungen. Darüber hinaus ist zu erkennen, dass viele neue Health Tech Startups ihren Fokus auf Gesundheitsförderung und Früherkennung legen, anstatt Krankheiten nur von ihren Symptomen her zu denken und zu behandeln. Das würde einen wahren Systemwandel in der Gesundheitsversorgung bedeuten.“ Die Zeit ist auf jeden Fall reif für ein digitales Gesundheitssystem, das medizinisches Fachpersonal entlastet, Prävention von Krankheiten erleichtert und Behandlungen dank Daten und Künstlicher Intelligenz auf eine neue Ebene hebt.