CA Accelerator: Interne Start-ups als Innovationsmotor
Wie sich ein Urgestein der Software-Branche vom Geist des modernen Silicon Valley inspirieren lässt.
Alteingesessene Unternehmen (und nicht nur die) haben es bisweilen nicht so leicht, neugierig und beweglich zu bleiben, um schnell auf Marktveränderungen und neue Kundenanforderungen zu reagieren. Ein Mittel, um dem entgegenzuwirken: interne Start-ups. Ein Beispiel dafür ist der „CA Accelerator“ des Tech-Urgesteins CA Technologies.
Das Software-Unternehmen wurde 1976 als Computer Associates International gegründet. Rund 4,2 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz hat man zuletzt vermeldet. Nach einigen Kurswechseln über die Jahre konzentriert sich CA inzwischen wieder auf Unternehmen als Kunden und hat das Thema „Innovation“ erneut für sich entdeckt.
Wie der Accelerator funktioniert
CTO Otto Berkes ist hier seit 2015 im Amt und leitet den Anfang 2016 gestarteten CA Accelerator. Es wäre nicht das erste Mal, dass Otto Berkes einem etablierten Unternehmen auf die Sprünge hilft: Er gehörte zum Gründungsteam des „Xbox“-Projekts bei Microsoft und hat die Digitalstrategie des US-Bezahlsenders HBO auf Vordermann gebracht.
„Transformation ist ein schwieriger Prozess. Man braucht die richtige Umgebung für Ideenfindung, Entdeckungen und Experimente“, wird der CTO in einem Infoblatt zum Accelerator zitiert. Er schwört auf das „Lean Start-up“-Konzept, um Ideen so früh wie möglich mit der Wirklichkeit zu konfrontieren. Das Unternehmen möchte damit interne Hürden beiseite räumen.
Der CA Accelerator agiert dabei wie ein Kapitalgeber aus dem Silicon Valley. Wahrscheinlich auch deshalb sitzt er nicht im Hauptquartier in New York. Stattdessen hat er seine Büros in der Außenstelle Menlo Park und damit mittendrin im Start-up-Geschehen.
Wer als CA-Mitarbeiter eine Idee umsetzen möchte, präsentiert sie als erstes einem „Angel Team“, das mit Vertretern aus zahlreichen Abteilungen besetzt ist. Die holen sich außerdem Input von Universitäten. CA ermutigt seine Mitarbeiter dabei ganz bewusst, neue Kundengruppen, Geschäftsmodelle, Partnerschaften oder Dritt-Anbieter-Tools auszuprobieren. Selbst beim Branding ihres internen Start-ups haben die „Intrapreneure“ freie Hand.
Gibt das Angel Team schließlich grünes Licht, können sich die Mitarbeiter nun Vollzeit um ihr Projekt kümmern. Das Gehalt läuft weiter und auch die eigene Stelle bleibt als Sicherheitsnetz vorhanden. Zudem können die Start-up-Macher auf Ressourcen von CA selbst zurückgreifen – sowohl in Form von Finanzen als auch Personal.
Im Laufe des Prozesses muss sich die Idee ganz wie bei einem Risikokapitalgeber bewähren. Jeden Monat wird der aktuellste Stand abgefragt und begutachtet. Stufe für Stufe wird das interne Start-up weiterentwickelt. In insgesamt fünf Runden von „Seed 1“ bis „Series C“ wird geprüft, ob ein Kurswechsel notwendig ist oder das Experiment eingestellt wird. Rund ein Dutzend Ideen sind in verschiedenen Phasen ihrer Entwicklung.
Beispiele und Erkenntnisse
Ein Beispiel ist das Tool Waffle.io. Es hilft Entwicklern, einen Überblick zu ihren laufenden Projekten auf GitHub zu behalten. Und wer einen Blick auf die Website wirft, braucht schon Adleraugen, um den Hinweis auf CA im Kleingedruckten zu entdecken. Waffle.io tritt wie ein Start-up auf und genau das soll es auch.
Die Analytics-Plattform „Jarvis“ wiederum hat den Accelerator im Oktober 2016 verlassen und wurde in diverse Produkte des Unternehmens integriert.
Am Ende geht es den Machern natürlich darum, neues Geschäft für das Hauptunternehmen zu generieren. Aber es gibt weitere Aspekte. „In vielerlei Hinsicht ist es auch ein Management- und Weiterbildungs-Programm“, erklärte Otto Berkes in einem Interview mit Venturebeat. Denn selbst wenn die Idee am Ende nicht zündet, haben die Intrapreneure mit dem Experiment viel gelernt und bringen das wiederum in ihren ursprünglichen Job ein. Zudem setzt CA auch deshalb auf die Lean-Start-up-Methode, um einen wiederholbaren Prozess zu haben: Sie wollen darüber laufend neue Ideen entwickeln und die Erkenntnisse wiederum einfließen lassen.
Interessanterweise scheint bei alldem Geld nicht die wichtige Motivation für die CA-Mitarbeiter zu sein. Denn als das oben genannte Beispiel Waffle.io an den Start ging, gab es noch keinen entsprechenden Bonus. „Was die Leute wirklich anlockt ist ihre Leidenschaft“, sagt Otto Berkes.
Übrigens: Im Start-up-Village der DMEXCO können etablierte Unternehmen auf Tuchfühlung gehen, um sich über Gründergeist und Innovationsprozesse aus Erster Hand zu informieren. Nicht nur hier, sondern auch auf den Hauptbühnen werden an beiden Conference-Tagen Ideen in Hülle und Fülle präsentiert. Hier kommen neben Gründern wie Amber Atherton (Zyper), Melanie Mohr (YEAY) und XY (YZ) auch Vertreter von Deutsche Bahn und Daimler Investment zu Wort.
Top stories