Alexa, was ist die Zukunft der Sprachassistenten?

Alle Großen der Techbranche wollen den Markt besetzen, der auch das Marketing grundlegend verändern könnte.

Alexa, was ist die Zukunft der Sprachassistenten?
Foto: Amazon

Mit der smarten Lautsprecher-Familie „Echo“ ist Amazon zum Trendsetter geworden. Deren Sprachassistent Alexa ist zudem an immer mehr Stellen zu finden, ob nun in Thermostaten oder in Autos. Damit hat Amazon die Konkurrenten Google und Apple in den letzten Jahren auf dem falschen Fuß erwischt. Dabei waren die mit ihren Assistenten schon sehr viel länger am Markt. Mit großen Schritten eilen sie nun hinterher – und das aus gutem Grund: Sprachassistenten mögen heute noch vielfach wie eine Spielerei erscheinen. Ihre Bedeutung aber wird deutlich zunehmen.

Einen Vorgeschmack bekommt man beim Thema Smart Home: Wenn das eigene Zuhause auf Zuruf reagiert, ergibt es mit einem Mal sehr viel mehr Sinn. Ganze Befehlsreihen lassen sich mit einer gesprochenen Anweisung auslösen. Und das gilt eben auch dann, wenn man gerade keine Hand frei hat oder sein Smartphone nicht finden kann.

Ähnlich nützlich machen sich Alexa, Siri & Co. an vielen anderen Stellen, wenn sie stets präsent sind. Am Morgen geben sie dir die Wettervorhersage und deine Termine des Tages. Beim Autofahren helfen sie dir, unfallfrei eine Nachricht zu verschicken. Und abends beim Kochen kannst du Punkte zur Einkaufsliste hinzufügen, ohne den Reis anbrennen zu lassen. Solche Beispiele mögen nicht revolutionär erscheinen. In Summe aber verändern sie, wie Nutzer auf digitale Informationen und Dienste zugreifen.

Noch hakt es hier und da

Voraussetzung ist bei alldem, dass die Sprachassistenten uns immer besser verstehen und immer mehr Fähigkeiten bekommen. Keiner der heutigen Kandidaten ist in dieser Hinsicht perfekt. Manchmal hören sie den Nutzer nicht richtig und es kommt nur Kauderwelsch heraus. Manchmal überfordert sie eine Fragestellung oder Aufgabe. Und nicht zuletzt haben sie längst nicht immer eine sinnvolle Antwort parat. Andererseits ist das ein Punkt, der schon in den letzten Jahren spürbar besser geworden ist.

Amazon baut derweil seine Echo-Produktpalette aus und experimentiert auch mit abseitigen Ideen, wie einer KI-gesteuerten Kamera namens „Echo Look“, die bei der Wahl des richtigen Outfits beraten soll. Google wiederum hat seine „Home“-Lautsprecher auf den Markt gebracht und holt stetig auf. Seine „Duplex“-Demo zeigt zudem, wie menschlich ein digitaler Assistent bereits klingen kann. Apple hat mit dem HomePod gerade erst seinen ersten Beitrag zum Thema beigesteuert. Siri ist derweil in jedem Apfel-Gerät zu finden. Und Microsoft ist eine Kooperation mit Amazon eingegangen, um den eigenen Assistenten Cortana auf diese Weise zu erweitern.

Nicht zu vergessen Samsung: Die gehen mit „Bixby“ wie so oft ihren eigenen Weg. Um ihren Assistenten zu verbessern, haben sie u.a. das Startup Six Five Labs aufgekauft, das von ehemaligen Siri-Machern gegründet wurde. Bixby soll bald in der vielseitigen Modellpalette des Konzerns zu finden sein. Nicht zuletzt ist ein eigener Echo-Konkurrent in der Mache, der noch 2018 erscheinen soll.

Samsungs geschäftsführender Vorsitzender Eui-Suk Chung erklärte laut einer Pressemitteilung: „Wir sehen eine Welt, in der digitale Assistenten eine größere Rolle spielen, eine intelligente Rolle, wenn eines Tages alles vom Handy über den Kühlschrank bis zur Sprinkleranlage in der einen oder anderen Form intelligent sein wird und uns dabei hilft, nahtlos mit all der Technik zu interagieren, die wir täglich nutzen.“

Ausblick

In der Historie des Computing haben sich die Benutzeroberflächen immer mehr einem natürlichen Verständnis angenähert. Bildschirm und Tastatur waren hier ein Schritt. Maus und grafische Benutzeroberfläche ein weiterer. Touchscreens sind die derzeit aktuellste Entwicklung. Der nächste Schritt wird sehr wahrscheinlich ein Mix aus Augmented Reality, Gesten und Sprachbefehlen sein. Es ist schließlich oftmals einfacher, eine Frage zu stellen oder ein Gespräch zu haben, anstatt etwas einzutippen oder etliche Angaben in einem Webformular machen zu müssen. Das gilt jedenfalls für die breite Masse der Benutzer.

Wenn Sprachassistenten mehr und mehr zum Alltag werden, wird das zugleich erhebliche Auswirkungen aufs Marketing haben. Das zeigt schon das Beispiel Websuche: Die Assistenten versuchen natürlich, auf eine Frage die beste Antwort zu geben und nicht zehn verschiedene Antworten zur Auswahl zu stellen. Googles Suchergebnisseiten haben sich in den letzten Jahren bereits in diese Richtung entwickelt. „Voice SEO“ wird insofern deutlich an Bedeutung gewinnen. Und dort wird der Kampf um die Spitzenpositionen noch härter als heute. Denn während es heute um Seite Eins bei Google & Co. geht, muss man es nun idealerweise ganz nach oben schaffen, um als beste Antwort zu gelten.

Und wie sich Werbung in Sprachassistenten integrieren lässt, steht bei alldem noch vollkommen in den Sternen. Erste Versuche damit haben die Nutzer eher irritiert. Hier muss sich noch zeigen, in welcher Form das sinnvoll und akzeptabel ist.