Ohne Datenkompetenz keine Zukunft

Ein Gastbeitrag von Dirk Freytag, Präsident Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e. V.

Dirk Freytag, Präsident BVDW e. V.

„Daten sind gefährlich.“ Das ist seit Jahren der Kern vieler Debatten außerhalb der Digitalen Wirtschaft. Medien, Politik und auch zivilgesellschaftliche Organisationen zeichnen meist ein dystopisches Bild. Die Realität sieht anders aus.

Und dieses Paradoxon stellt nicht nur die Digitale Wirtschaft vor große Herausforderungen. Es geht um nicht weniger als die Zukunftsfähigkeit Deutschlands, die eng mit Datenkompetenz verknüpft ist.

Wir nutzen alle täglich Daten. Daten helfen uns, unser Leben und Alltag zu verbessern. Ob Verkehrsdaten, Fitnessdaten oder andere. Wir alle erkennen den Mehrwert in der Anwendung. Doch sobald wir diese gedankliche Ebene verlassen, kehrt die hinlänglich bekannte German Angst zurück: „Daten sind gefährlich.“ Im nächsten Satz schwingt meistens etwas mit, das ungefähr so lautet: „Meine Daten sollen ja schließlich mir helfen.“ Und damit stehen wir vor einem der größten Probleme. Die fehlende Datenkompetenz droht Deutschland bei einer Transformation hin zu einem digital zukunftsfähigen und souveränen Staat auszubremsen.

Digital- und Datenkompetenz sind das Fundament für eine selbstbestimmte Gesellschaft.

Wäre ich nicht der Präsident des Bundesverbandes Digitale Wirtschaft (BVDW) e. V., könnte ich jetzt sagen: „Ja, so sind sie halt, die Deutschen.“ Doch damit wollen wir uns im BVDW nicht zufriedengeben. Wir sehen den Bedarf und die Notwendigkeit, Deutschland zum positiven Denken über Daten zu bewegen. Der D21-Digital-Index 2023/2024 unterstreicht ganz deutlich, dass allein digitale Basiskompetenzen essenziell für eine hohe Resilienz sind. Gerade mal 50 Prozent der deutschen Bevölkerung verfügen über all diese. Seit Jahren ist kaum Veränderung festzustellen.

Dabei sollte das Interesse an einer stärker ausgeprägten Datenkompetenz in Wirtschaft, Politik und auch Zivilgesellschaft hoch sein. Klar birgt Neues eben nicht nur Chancen, sondern bringt auch Unsicherheiten mit sich. Doch mit der Digitalisierung und den damit verbundenen Technologien wird aus den zurückhaltenden Deutschen sehr schnell die abgehängte Nation.

 

Das Spielfeld wird immer breiter und das Spiel schneller. Ein Treiber davon ist Künstliche Intelligenz. Diese ist ohne Daten jedoch nur eine leere Hülle.

In Europa und Deutschland stoßen wir schon jetzt auf Hürden, die oftmals hemmen und nicht befähigen. Und natürlich ist es nicht nur die Politik, die sich bewegen muss. Auch die Wirtschaft muss eine größere Bereitschaft dafür zeigen, Daten zu teilen. Denn ohne eine Fülle und Vielfalt an Datenquellen bleibt der Traum von KI made in Germany und damit von neuen Geschäftsmodellen nur ein ferner Wunsch.

Datenkompetenz war, ist und wird in Zukunft die Schlüsselqualifikation sein

Wir leben in einer Welt, die volatil, ungewiss, komplex und mehrdeutig zugleich ist. Umso wichtiger ist deshalb, in die Datenkompetenz als gesellschaftliche und wirtschaftliche Schlüsselqualifikation zu investieren.

Es geht um die Fähigkeit, Daten zu analysieren und zu interpretieren, um fundierte Entscheidungen treffen zu können.

Für den Einzelnen heißt das, unter anderem zu verstehen, welche Tools welche Ergebnisse liefern. Und nachvollziehen zu können, weshalb Tools die Ergebnisse liefern, die sie liefern. Zu erkennen, welche Technologien zielführend und gewinnbringend eingesetzt werden können, und sich der Risiken bewusst zu sein.

Für die Wirtschaft bedeutet es, Innovationen hervorzubringen, die Bedürfnisse erfüllen. Es geht um neue Geschäftsfelder, eine bessere Wettbewerbsfähigkeit und auch um Effizienz- und Effektivitätssteigerungen. Andere Staaten werden nicht auf uns warten und nicht jeder Akteur, ob staatlich oder nicht, wird die technologische Entwicklung für Gutes nutzen.

Der Gesellschaft ermöglicht Datenkompetenz globale Herausforderungen besser zu meistern, resilienter und unabhängiger zu werden.

Die Lösung liegt im WIE und nicht im ABER

„Daten sind gefährlich.“ Um diesen Reflex zu ändern, benötigen wir endlich eine gesellschaftliche Debatte über den positiven Einfluss von Daten und deren Nutzen für Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und jeden Einzelnen. Lasst uns also über Möglichkeiten – das WIE – sprechen, als nur über Risiken – das ABER – zu diskutieren. Um dies anzustoßen, müssen wir handeln. Dabei nehme ich explizit die Digitale Wirtschaft in die Pflicht voranzugehen. Machen wir uns auf den Weg und laden Zivilgesellschaft, Politik und die öffentliche Hand ein. Daten können das. Das ist keine Floskel, sondern Fakt. Was sie können, können wir als Gesellschaft gestalten.

Daten können das. Das ist nicht nur Fakt, sondern auch eine Initiative des BVDW. Gestartet 2022 gehen wir in diesem Jahr in die nächste Auflage. Das Ziel ist es, positive Beispiele für Daten zu geben. Mit Aufklärung wollen wir den Nährboden für eine bessere Datenkompetenz bereiten. Denn nur wenn jede und jeder Einzelne dem Begriff Daten mindestens neutral gegenübersteht, werden wir Datenkompetenz weiter ausprägen.

Daten waren, sind und werden die Zukunft sein. Packen wir es also an. Lasst uns gemeinsam die Zukunft gestalten.