3 Fragen an Dorothee Bär: Resilienz durch Digitalisierung

Wie können Unternehmen der Digitalbranche Haltung zeigen und sich besser auf künftige Krisen vorbereiten? Zu diesen Fragen gibt uns Dorothee Bär, Staatsministerin für Digitalisierung bei der Bundeskanzlerin, Auskunft.

Dorothee Bär weiß um die Unabdingbarkeit einer fortschreitenden Digitalisierung.
Bild: © Bundesregierung / Denzel

62 Prozent der nationalen und 53 Prozent der internationalen Umfrageteilnehmer im Rahmen unseres aktuellen DMEXCO Reports wollen künftig bessere Puffer für Krisen aufbauen. Was bedeutet das für die Digitalwirtschaft? Im Interview mit Dorothee Bär gehen wir dieser Fragestellung nach.

Haben sich die Anforderungen an Digitalisierung durch die Krise gewandelt oder wurden bestehende Notwendigkeiten hierdurch verschärft?

Die Anforderungen an die Digitalisierung sind grundsätzlich gleichgeblieben. Die Notwendigkeit der Digitalisierung in den unterschiedlichsten Bereichen ist nach wie vor gegeben, wenn die deutsche Wirtschaft im internationalen Wettbewerb bestehen will. Allerdings zeigte die Krise sehr deutlich, dass wir in vielen Bereichen in Bezug auf die digitale Transformation viel zu langsam sind, und die Digitalisierungsprozesse einfach zu lange dauern. Es zeigt sich, dass gerade Firmen, die die Digitalisierung für ihr Unternehmen weit vorangetrieben haben, besser durch die Krise kommen als andere. Aber auch in nichtgewerblichen Bereichen wie z.B. in der Bildung zeigt sich, dass es besser gewesen wäre, wenn die Digitalisierung konsequenter und schneller vorangetrieben worden wäre.

Wie kann es mit Hilfe von Digitalisierung gelingen, bessere Puffer aufzubauen und auf künftige Krisen besser vorbereitet zu sein?

Die digitale Transformation sollte dort, wo es möglich ist, schneller vollzogen werden, um die Leistungsfähigkeit der Unternehmen zu sichern, so dass zumindest in Teilbereichen die Leistungserbringung, der Geschäftsbetrieb möglich bleibt. Mit der fortschreitenden Digitalisierung steigt auch die Widerstandsfähigkeit bei Krisen, wie wir sie gerade erleben müssen. Zugleich muss auch die digitale Infrastruktur mit der Digitalisierung Schritt halten. Sie darf vor allem nicht zum limitierenden Faktor für unsere Resilienz im Umgang mit künftigen Krisen werden. Die Bundesregierung hat dies schon seit Langem erkannt und entsprechende Maßnahmen bereits angestoßen. Dazu gehören vor allem die Ausweitung der Förderung für den Ausbau von Glasfasernetzen und die Unterstützung des Mobilfunknetzausbaus in bisher unversorgten Gebieten.

Welche Haltung erwarten Sie von der Digitalbranche?

Ich wünsche mir, dass die Digitalbranche ein Aushängeschild des Wirtschaftsstandortes Deutschland wird, die mit innovativen Produkten und Projekten die Leistungsfähigkeit der heimischen Digitalwirtschaft unter Beweis stellt. Wir erleben gerade auch im Bereich der Digitalisierung die Grenzen unserer deutschen und europäischen Souveränität, viele Produkte kommen von außerhalb der EU. Es gibt Bereiche, den der Künstlichen Intelligenz zum Beispiel, in denen sind wir in Deutschland Weltspitze. Ich wünsche mir, dass wir diese Spitzenstellung in der Forschung und Entwicklung auf andere Bereiche ausweiten und auch in Produkte und Geschäftsmodelle umsetzen.